Platz schaffen für Windows Vista
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/10
Windows Vista stellt vor seine Installation hohe Hürden. Unabhängig davon, welche Version zum Zug kommt, wird ganz schön viel Festplatten-Platz vorausgesetzt. Microsoft spricht bei jeder Edition von einer Mindestanforderung von 15 Gigabyte freiem Plattenplatz. Und das sind wohlgemerkt bloss die Gigabytes, die das System mit sich selber füllt. Weiterer Platz wird beispielsweise für die Auslagerungsdatei benötigt, für den Internet-Cache, temporäre Dateien, Wiederherstellungspunkte, Postfach, Programme und so weiter und so fort.
Bei aktuellen Festplatten-Grössen von 250 und mehr Gigabyte sollte Vistas Speicherplatz-Hunger eigentlich kein Problem sein, müsste man meinen. Das ist auch im Prinzip korrekt. Das Problem entsteht erst, wenn man sein System den Empfehlungen vieler Experten entsprechend mit zwei Partitionen aufgesetzt hat – eine relativ kleine Partition für das Betriebssystem und die Programme sowie eine grosse für die Daten.
Wer ein brandneues System aufsetzt, ist auf der sicheren Seite und kann gleich von Anfang an genügend Platz einplanen und die System-Partition entsprechend gross anlegen. Wer dagegen seinen bestehenden Rechner aufdatiert und dabei eine alte XP-Partition überschreibt, sieht sich schnell einer übervollen System-Partition gegenüber. Der Platz, der unter XP locker für zahlreiche Programme und einige Jahre Betrieb reichte, ist unter Vista in Nullkommanichts gefüllt.
Natürlich bietet Vista beim Setup die Möglichkeit, die Partitionen anzupassen. Dabei gehen allerdings sämtliche Daten verloren –
in den allermeisten Fällen keine Option.
In dieser Situation hat man nun grundsätzlich zwei Möglichkeiten. Man kann Tabula rasa machen, sämtliche Daten auf einer externen Festplatte oder im Netzwerk auslagern und das System inklusive Neu-Partitionierung von Grund auf neu aufsetzen. Das ist sicher eine saubere Lösung, benötigt aber eine Menge Zeit, bedingt einen hohen Aufwand und beinhaltet das Restrisiko, dass einem die eine oder andere wichtige Datei durch die Lappen geht (typische Kandidaten sind Bookmarks und das Mail-Postfach).
Eine elegantere Lösung ist die verlustfreie Umpartitionierung, wie sie von verschiedenen spezialisierten Tools geboten wird. Meist haben diese Werkzeuge auch noch andere nützliche Festplatten-Operationen wie etwa die Defragmentierung in petto oder dienen als Boot-Manager – entsprechend werden sie häufig auch nicht mehr als reine Partitionierungs-Tools angeboten, sondern laufen unter dem Label «Festplatten-Manager» oder etwas ähnlichem.
Bei der Suche nach Vista-tauglichen Partitionierungs-Werkzeugen sind wir sowohl bei kommerziellen Produkten als auch in der Share- und Freeware-Szene fündig geworden. Getestet haben wir mit Acronis Disk Director Suite 10 und Paragons Festplatten-Manager 8.5 zwei kommerzielle Angebote, die beiden anderen Kandidaten BootIT-NG und Partition Logic sind als Shareware respektive als Open-Source-Werkzeug verfügbar. Nicht in den Test gelangt ist Symantecs PartitionMagic, aus dem einfachen Grund, dass Symantec bisher keine Vista-fähige Version zustandegebracht hat (und auf der Symantec-Website auch nichts darauf hindeutet, dass eine solche überhaupt geplant ist). Die Open-Source-Lösung Partition Logic ist allerdings schnell wieder aus dem Testfeld gefallen, weil wir sie auf keinem Testrechner vernünftig zum laufen gebracht haben.
Der Fokus des Tests lag natürlich auf den Partitionierungs-Fähigkeiten der Tools. Andere Festplatten-Operationen, die sie teilweise beherrschen, wurden nur am Rande betrachtet.
Die Disk Director Suite 10 glänzt mit einer übersichtlichen Benutzeroberfläche – je nach Kenntnissen und geplanten Aufgaben kann ausserdem zwischen einem automatischen und einem manuellen Modus gewählt werden. Für ziemlich jede Aufgabe existiert im oberen und im linken Fensterbereich ein Icon, was die Bedienung einfach macht. Dafür hat Acronis auf Kontextmenüs für die rechte Maustaste verzichtet.
Das Tool kommt mit allen Windows-Versionen seit 95 mitsamt ihren Dateisystemen sowie mit Linux zurecht, für die Server-Versionen wird allerdings auch die Server-Edition des Acronis-Tools benötigt.
Unsere Testaufgabe mit der Verkleinerung einer (logischen) XP-Partition und der Vergrösserung einer Vista-Partition erledigte der Disk Director in gut einer halben Stunde. Dabei befleissigt sich das Tool von allen Testkandidaten der übersichtlichsten Anzeige des Arbeitsvorgangs, der während einem Neustart vorgenommen werden muss. Muss eine Partition bloss vergrössert werden und steht der nötige Platz bereit, kann das Tool diesen Vorgang auch live durchführen.
Neben zahlreichen Partitionierungsaufgaben dient Disk Director auch als Boot-Manager, kann Defragmentieren und verfügt über einen Dateibrowser. Für Imaging-Aufgaben hält Acronis ein separat zu kaufendes Werkzeug bereit.
BootIT NG (auch bekannt als BootIT Next Generation oder BING) ist ein wahres Multifunktionstool. Die aktuelle Version 1.80a unterstützt sämtliche Windows-Versionen seit Windows 95 (auch die 64-Bit-Versionen) und ihre zugehörigen Dateisysteme FAT, FAT32 und die verschiedenen NTFS-Varianten. Dazu kommen auch Linux und die Dateisysteme Ext2, Ext3 und ReiserFS. Geboten wird die nicht-destruktive Arbeit mit Partitionen, darunter die Grössenänderung und das Verschieben oder Kopieren derselben. FAT-Partitionen können auch umgewandelt werden. Des weiteren beherrscht BootIT NG das Erstellen, Löschen und Wiederherstellen von Partitionen – als Besonderheit werden über 200 primäre Partitionen unterstützt. Die Festplatten- und Partitionsgrösse darf laut Hersteller bis zu 2 Terabyte betragen.
Im Test erledigte das Tool die Verkleinerung und Verschiebung einer NTFS-Partition mitsamt ihrem logischen Container und die darauffolgende Vergrösserung der Systempartition in gut einer Dreiviertelstunde. BootIT NG wird ab einer Boot-CD oder -Diskette gestartet und läuft unabhängig vom Betriebssystem in einer Art DOS-Modus mit einer grafischen Oberfläche. Die Bedienung ist nicht so komfortabel wie bei den anderen Kandidaten mit ihrer Vista-Oberfläche, aber dennoch weitgehend intuitiv.
Neben den Partitionierungs-Jobs beherrscht das Tool verschiedene weitere Aufgaben. So kann es etwa als Disk-Imager fungieren und ein Abbild kompletter Partitionen auf Festplatte oder CD/DVD speichern. Ausserdem dient es als Boot-Manager und lässt es sogar zu, mehrere Betriebssysteme von einer einzigen Partition zu starten.
Das zweite kommerzielle Produkt in unserem Test bietet ähnliche Besonderheiten wie das Acronis-Tool. So lässt sich Paragons Partitionierer ebenfalls direkt unter Vista installieren und starten, was den Komfort mitbringt, dass man das Programm mit einer ausgeklügelten, intuitiven grafischen Oberfläche bedienen kann. Ausserdem bietet Paragon für NTFS ebenfalls die sogenannte Hot-Funktionalität, was bedeutet, dass gewisse Operationen im laufenden Windows-Betrieb durchgeführt werden. Dazu gehört beispielsweise das Vergrössern von Partitionen.
Für unsere Aufgabenstellung musste der Rechner allerdings neu gestartet werden, die Änderungen werden während dem Reboot ausgeführt. Und dies dauert: Der Festplatten-Manager benötigte für dieselben Änderungen, die die beiden anderen Tools in gut 30 respektive 45 Minuten erledigten, an die 70 Minuten. Auch Paragon bietet hierbei eine Fortschrittsanzeige, die allerdings nicht ganz so komfortabel wie das Acronis-Pendant ist.
Paragons Festplatten-Manager unterstützt FAT 16 und 32, NTFS sowie Ext2/3 und ReiserFS. Mit den Extras Defragmentierung, Imaging, Backup sowie einer Recovery-CD ist das Tool für alle bei der Festplatten-Verwaltung anfallenden Aufgaben gewappnet.
Vista-taugliche Partitionierungs-Tools im Überblick
Wir haben die Partitionierungs-Tools mit einem Asus-Notebook des Typs F3JP mit Core-2-Duo-Prozessor, 2 GB RAM und einer 100 GB Festplatte getestet. Die Testaufgabe bestand darin, die bestehende Vista-Partition von 30 GB auf 60 GB zu vergrössern und gleichzeitig die XP-Partition zu verkleinern.