Software für den Multimedia-Einsatz

Ohne passende Software lässt sich Multimedia im Unternehmen nicht professionell nutzen. InfoWeek stellt die wichtigsten Produkte für Streaming Media und andere Anwendungen vor.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/04

     

Für Internet-TV genügen im Prinzip schon rudimentäre Mittel: Eine Kamera, ein Server und geeignete Software reichen grundsätzlich, um einen Live-Broadcast fürs Web zu erstellen. Professionelle Resultate sind damit allerdings nicht zu erwarten.



Ähnliches gilt bei der Kreation von Videos, die später on Demand angeboten werden sollen: Je professioneller das Endprodukt aussehen soll, desto aufwendiger wird die Bearbeitung und die benötigte Software.


Streaming Audio und Video

Den Markt für Streaming-Media-Applikationen haben die drei Firmen Apple, Microsoft und RealNetworks unter sich aufgeteilt. Alle drei Hersteller bieten mit einem Authoring-Tool und einer Serverkomponente sowie natürlich einem Player und den passenden Codecs eine komplette Streaming-Infrastruktur, wobei die Unterschiede zwischen den einzelnen Produkten aber gewaltig sind. So hat der potentielle Web-TV-Produzent allerdings nicht nur die Qual der Wahl, sondern auch die Möglichkeit, eine mehr oder weniger massgeschneiderte Infrastruktur zusammenzustellen.





Apple QuickTime

Aus zwei Komponenten besteht die QuickTime-Suite von Apple, dem QuickTime Player sowie dem QuickTime Streaming Server. Der QuickTime Player dient dabei sowohl als Abspielgerät für die Streams oder Videos wie auch - in der Pro-Variante - als Authoring-Tool. Damit lassen sich Filme nicht nur konvertieren, sondern auch schneiden und anderweitig bearbeiten. QuickTime Pro 5 ist für die Windows- und Mac-Plattform in zahlreichen Sprachversionen erhältlich, kostet knapp 30 Dollar und kann von der Apple-Website heruntergeladen werden.



Die Verteilung der Filme übers Web übernimmt der QuickTime Streaming Server. Die aktuelle Version 3 unterstützt ausschliesslich Mac OS X Server und ist in diesem Betriebssystem standardmässig eingebaut. Eine Open-Source-Alternative ist der sogenannte Darwin Streaming Server; technisch gesehen sind die beiden Varianten nahezu identisch, die Darwin-Version ist aber neben dem Mac auch auf Linux, Solaris, FreeBSD sowie Windows NT/2000 Server lauffähig. Apples Streaming Server können bis zu 3000 User gleichzeitig bedienen und sind kostenlos erhältlich.





Microsoft Windows Media Technologies

Kaum Wünsche offen lassen Microsofts Multimedia-Produkte rund um den Windows Media Player. Neben diesem besteht das Software-Portfolio aus einem Encoder, den als Server dienenden Services sowie dem Producer for Powerpoint 2002. Alle Windows-Media-Technology-Produkte sind kostenlos auf der Microsoft-Website erhältlich.



Der Windows Media Encoder dient der Konvertierung von Filmquellen ins Windows-Media-Format. Diese Aufgabe erfüllt das Tool hervorragend, leider wurde aber selbst auf rudimentäre Schnitt- und Bearbeitungsfunktionen verzichtet.




Die Server-Komponente nennt sich Windows Media Services und ist in Windows 2000 Server und Advanced Server bereits integriert. Eine Version für Windows NT 4.0 Server steht zum kostenlosen Download bereit. Die Windows Media Services sind in der Lage, von einem einzigen Server aus gleichzeitig bis zu 9000 Streams zu liefern.



Als Ergänzung zu seinen Windows Media Technologies bietet Microsoft ausserdem den Windows Media Rights Manager an, mit dessen Hilfe digitale Inhalte mit verschiedenen Sicherheits-Features versehen und Urheberrechte gewahrt werden können.




RealNetworks RealSystem

Ein sehr umfangreiches Produktportfolio bietet auch RealNetworks an, Pionier in Sachen Streaming Media und eigentlicher Technologie-Führer. Gleichzeitig ist RealNetworks der einzige der drei Hersteller, der für seine Produkte Geld sehen will - und das nicht zu knapp. Der RealSystem Producer Plus, der für die Konvertierung der Daten zuständig ist, schlägt mit knapp 200 Dollar zu Buche, die Server-Software kostet je nach Skalierbarkeit und Feature-Umfang zwischen 2000 und 80'000 Dollar.



Neben diesen Hauptkomponenten und den Playern hat RealNetworks unter anderem Video-Capture-Karten, Bearbeitungssoftware und Server-Komponenten wie einen Proxy-Server im Angebot. Teils werden die Produkte auch im Bundle verkauft.




Hinter den aktuellen RealSystem-Produkten steckt die weitgehend offene Server-Architektur RealSystem iQ. Diese Technologie vernetzt RealSystem-Server nach dem Peer-to-Peer-System zu einem sogenannten neuralen Netz ("Neuralcast"), das die Videoinhalte schneller zu den Rechnern der Betrachter bringen soll. Auf diese Weise will RealNetworks eines der grössten Probleme bei Streaming Media, die Gefahr von Datenstaus durch den immensen Bandbreitenbedarf, aus der Welt schaffen.




Professionelle Videobearbeitung

Als einziger Hersteller hat RealNetworks Videobearbeitungssoftware im Angebot, die professionellen Ansprüchen einigermassen genügen können. Die entsprechenden Funktionen von QuickTime 5 Pro decken dagegen nur rudimentäre Bedürfnisse ab.



Wer seine Videos wirklich professionell bearbeiten will, kommt an den entsprechenden Adobe-Produkten Premiere und AfterEffects kaum vorbei.




Premiere 6 ist ein ausgereiftes Produkt für das Aufnehmen und Bearbeiten von Videos. Das Tool deckt den gesamten Produktionsverlauf ab, vom Schneiden der einzelnen Szenen über das Einfügen von Überblendungen, Effekten und Standbildern bis hin zur Vertonung des Gesamtwerks. AfterEffects 5.5 dagegen dient der Nachbearbeitung von Szenen mit verschiedenen Effekten sowie der Erstellung von 2D- und 3D-Animationen.



Semiprofessionelle Video-Bearbeitungssoftware ist auch von Herstellern wie Ulead und Aist erhältlich.




Software für 3D-Modelle

Für dreidimensionale Produktmodelle gibt es derzeit zwei gebräuchliche
Varianten: QuickTime VR (Virtual Reality) von Apple und IBMs HotMedia. Die Resultate, die mit den beiden Lösungen erzeugt werden können, unterscheiden sich kaum. Die Unterschiede finden sich dagegen in der grundlegenden Technologie und im Preis.




QuickTime VR

QuickTime-VR-Modelle sind eine Variante der normalen QuickTime-Filme, verfügen über dieselbe Dateiendung .mov und können mit dem QuickTime-Plug-in-Viewer im Browser betrachtet werden. Für die Erstellung von QuickTime-VR stehen verschiedene Tools zur Verfügung, an erster Stelle natürlich Apples QuickTime VR Authoring Studio, das für knapp 400 Dollar verkauft wird und nur auf dem Mac läuft. Auf der Windows-Plattform lassen sich QuickTime-VR-Modelle mit VR Worx 2.0 (Fr. 550.- bei www.fotografie.ch) von VR Toolbox erstellen.





IBM HotMedia

Ein praktisches Tool für die Erstellung multimedialer Inhalte hat IBM mit HotMedia entwickelt. Die Bereitstellung von 3D-Objekten ist nur eine von zahlreichen Einsatzmöglichkeiten. HotMedia arbeitet auf Java-Basis und bietet ein einfach zu bedienendes Benutzer-Interface. Für die Kreation des Ursprungsmaterials werden allerdings weitere Tools benötigt, im Fall von 3D-Objekten beispielsweise VRML-Software. Das Programm wird in Versionen für Windows und Mac kostenlos zum Download angeboten.




Neben den vorgestellten Produkten gibt es natürlich noch unzählige weitere, viele davon für hochspezialisierte Tasks optimiert. Es kann sich lohnen, im Internet ein wenig nach dem geeignetsten Tool für eine bestimmte Aufgabe zu suchen.



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