Hybrid oder homogen, das ist heute die VoIP-Frage
Die traditionellen PBX (Privat Branch Exchange) verschwinden langsam aber sicher vom Markt. Wer heute seine Telefonanlage erneuert, muss sich darum fast zwangsläufig mit dem Thema VoIP (Voice over IP) auseinandersetzen. Dabei stehen zwei Varianten im Vordergrund: Entweder man implementiert eine reine IP-Telefonie-Anlage oder man entscheidet sich für eine hybride Lösung, die sowohl VoIP als auch die traditionelle Telefonie beherrscht. Beide Formen haben ihre Vor- und Nachteile.
Als VoIP Ende des letzten Jahrtausends erstmals im grossen Stil lanciert wurde, stand noch ganz klar die komplette Ablösung der traditionellen Telefoninfrastruktur im Vordergrund. Viele der Pioniere, allen voran Cisco Systems, kamen aus dem IT-Netzwerklager. Sie wollten mit der in die Jahre gekommenen Telefontechnik aufräumen und im Zeitgeist des Internet-Booms in einem revolutionären Umbruch den Sprachverkehr vollständig auf die Datennetzwerke zügeln, die schliesslich auch ihre Heimdomäne sind.
Pragmatische Gegenwart
Mit dem Platzen der Internetblase hat sich aber auch der Umgang von Unternehmen mit technischen Neuerungen geändert. Revolutionäre Brüche sind nicht mehr gleich stark gefragt. Für viele Unternehmen steht heute Investitionsschutz durch eine evolutionäre Entwicklung im Vordergrund. Kein Wunder, dass darum jetzt, mitten im zweiten VoIP-Boom-Fühling, hybride Systeme im Kommen sind. So hat gemäss der Synergy Research Group der Lucent-Spin-off und traditionelle Telefoniespezialist Avaya, der hybride Systeme propagiert, Cisco in der Zwischenzeit als VoIP-Marktführer abgelöst.
Diese Entwicklung lässt sich auch aus den Veränderungen der Umsatzprognosen herauslesen. Im August 2003 ging Gartner noch davon aus, dass reine VoIP-Installationen bis 2007 die Marktführerschaft von traditionellen Systemen mit IP-Fähigkeit übernehmen würden. Die rein traditionellen PBX wären demnach schon 2005 von VoIP-Neuinstallationen überholt worden. Im Juni 2004 wurde dann aber das Überflügeln der rein traditionellen Telefonie auf das Jahr 2007 verschoben, und die gemischten Installationen werden gemäss dieser Schätzung auch noch im Jahr 2010 mehr Umsatz generieren.