Aus dem Computer direkt in die Luft
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/15
Product Lifecycle Management – nicht von ungefähr verwendet der französische Flugzeugbauer Dassault in der Werbung für seinen jüngsten Business-Jet, den Falcon 7x, eine Wortschöpfung aus den Business-Software-Hochglanzbroschüren. Denn der Falke läutet eine neue Ära der Fertigung ein: Flugzeuge, Autos, Kreuzfahrtschiffe, aber auch grosse Bauwerke sollen künftig in Form von internetbasierten Grossimulationen von allen beteiligten Zulieferern gemeinsam vom Design über die Fertigung bis zur Nutzung und Wartung modelliert werden. Damit entfallen die bisher notwendigen Prototypen, und weil alle konzertiert mit dem gleichen Modell arbeiten, wird auch die Qualität besser.
Dassault hat für den Falcon 7x sämtliche 40'000 Bauteile vom Steuerknüppel über die Flügelbleche bis zur letzten Schraube modelliert. Aber nicht nur das: Auch die Blechpressen und die Roboter, welche die Bleche an den Flügeln befestigen, wurden in einer Simulation optimiert. Virtuelle Mechaniker fertigten den Flieger zuerst im Computer, bevor er in exakt darauf abgestimmten Montagehallen real zusammengebaut wurde – und model-
lierte Techniker testeten jeden
Wartungsschritt. Doch nicht nur die Dassault-Ingenieure waren an der 7x-Simulation beteiligt. Insgesamt 27 europäische und nordamerikanische Zulieferfirmen hatten über Internet Zugriff auf das Modell. Die Herstellungszeit habe so um 50 Prozent verkürzt werden können, gibt Dassault an.
Für Dassault Systèmes, die Softwaretochter des Flugzeugbauers, ist der Falcon 7x ein «Proof-of-Concept». Bereits heute setzt praktisch die ganze Flugbranche inklusive Boeing und Airbus die Software der Franzosen ein. Jetzt sollen aber auch neue Märkte erobert werden. Insbesondere von der Baubranche verspricht man sich bei Dassault Systèmes viel. Auch internationale Grossbauprojekte sollen künftig internetbasiert modelliert und so billiger gebaut werden können.