De-Fokussierung ist angesagt
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/19
Der Speicher-Spezialist EMC setzt seine Software-Einkaufstour fort. Nach dem Backup-Spezialisten Legato übernimmt der vor wenigen Jahren noch uneingeschränkte Herrscher des Speicher-High-Ends jetzt den Content-Management-Anbieter Documentum.
Ziel all dieser Akquisitionen ist der Ausbau des Softwarebereichs, denn im angestammten Storage-Array-Geschäft lässt sich je länger je schwerer Geld verdienen. Damit steht EMC in einer Reihe mit anderen Boom-Wunderkindern wie Cisco und Sun, aber auch Microsoft. Sie alle versuchen sich derzeit aus der ursprünglich hochprofitablen Produkteeinbahnstrasse auf andere Bereiche auszubreiten.
EMC ist die Enterprise-Content-Management-Software von Documentum 1, 7 Milliarden Dollar in Aktien wert. Das Content Management soll EMC helfen, das erklärte Ziel eines umfassenden Information Lifecycle Management (ILM) zu erreichen. Indem man die Datenhaltung von der Hardware über die Ressourcen-Verwaltung, das Backup und das Policy Management bis zur Dokumentenverwaltung aus einer Hand anbieten kann, hofft man, bei einer immer Service-orientierteren Kundschaft die besten Karten in der Hand zu haben. Insgesamt hat EMC zu diesem Zweck in drei Jahren elf Softwarehersteller aufgekauft. Analysten sehen den Documentum-Deal denn auch als weiteren folgerichtigen Schritt. Documentum soll, wie zuvor auch Legato, als eigenständige Tochter unter dem bisherigen Management weiter bestehen. Durch den Kauf wird sich der Softwareanteil am Umsatz von EMC auf rund 28 Prozent oder 2,2 Milliarden Dollar im Jahr steigern. Bis Ende 2004 soll er auf 30 Prozent steigen.
Mit seiner Verbreiterungsstrategie steht der Speicher-Spezialist nicht alleine da. Galt während den Internet-Boom-Jahren die Fokussierung auf hochprofitable einzelne Produkte als Managementpflicht, hat sich das Blatt seit einiger Zeit gewendet. Die weitsichtige Microsoft versucht schon länger, sich in alle möglichen Richtungen auszubreiten. Cisco stösst in jüngster Zeit mit aller Kraft in Richtung VoIP und Speicher vor. Und auch Sun scheint langsam schmerzlich zu merken, dass Highend-Server alleine ein zu dünnes Portfolio sind.