3 Milliarden für eine Verkaufsmannschaft

Die etwa 1000 Verkäufer von StorageTek und ihre Beziehungen sind Scott McNealy fast die Hälfte von Suns Bargeld wert.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/12

     

Sun Microsystems will nach Aussagen von CEO Scott McNealy zum einzigen Totalanbieter neben IBM werden. Unter diesem Aspekt sei auch die jetzt angekündigte Übernahme von StorageTek zu sehen, so McNealy anlässlich eines Kurzbesuchs in Zürich. Bandspeicher und ILM-Lösungen (Information Life- cycle Management) seien ein zentraler Bestandteil eines umfassenden Data-Center-Angebots.
4,1 Milliarden Dollar in Cash zahlt Sun für den Bandspeicherspezialisten. Zieht man die etwa eine Milliarde Dollar flüssiger Mittel von StorageTek ab, schrumpft das Bargeld-Konto von Sun durch den Deal um rund drei Milliarden auf nunmehr 4,4 Milliarden Dollar. Analysten bezweifeln, ob das viele Geld gut investiert ist. Schliesslich ist StorageTek zwar gewinnbringend (2004: 191 Millionen Dollar) und umsatzstark (2004: 2,2 Milliarden Dollar), aber keineswegs ein Wachstumsunternehmen. Im letzten Jahr konnte der Umsatz um lediglich rund zwei Prozent gesteigert werden.


1000 Verkäufer und ihre Beziehungen

Hauptgrund für den Kauf ist für McNealy aber die Verkaufsmannschaft von StorageTek. Mit den gut 1000 Verkäufern könne man die eigene Speicher-Equipe vervielfachen. StorageTek ist vor allem im IBM-Umfeld stark. McNealy hofft nun – dank dem StorageTek-Fuss in der Tür – auch vermehrt eigene Disk-Systeme bei Nicht-Sun-Kunden absetzen zu können. Schliesslich habe Sun hervorragende Speicherprodukte, es habe aber bisher die Verkaufsmannschaft gefehlt, um diese auch ohne Bündelung mit Sun-Servern absetzen zu können. Gegen diese Zukunftsvision spricht die Tatsache, dass StorageTek selber schon seit längerem erfolglos versucht hat, im Disk-Bereich Fuss zu fassen.
Die meisten Analysten zeigen sich denn auch über den Kauf verwundert, obwohl schon länger Übernahmegerüchte die Runde machten. Sun hätte für den gleichen Betrag besser ein Softwareunternehmen oder einen Dienstleister gekauft, so die verbreitete Meinung. Schliesslich müsse der Serverhersteller in erster Linie seine Umsätze wieder zum Wachsen bringen. Ganz sicher macht StorageTek aber Sun zu einem glaubhafteren Speicheranbieter.


Feindbild IBM

Vielleicht hat beim Kaufentscheid auch McNealys derzeitiges Feindbild Nummer Eins eine entscheidende Rolle gespielt. Nachdem der Sun-CEO jahrelang mit schlagzeilenträchtigen Vergleichen auf Microsoft geschossen hatte, ist jetzt IBM in seinem Fadenkreuz. IBM sein Datencenter anzuvertrauen sei für ihn, wie wenn er seine Limousine einem gepiercten und tätowierten Parkplatzjungen übergeben müsse, so McNealy in Zürich. IBM sei das Biest, so McNealy, gegen das er auch gerne gemeinsam mit HP vorgehen würde.
Die damalige HP-Chefin Carly Fiorina wollte allerdings von einer solchen Partnerschaft nichts wissen. McNealy scheint die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben zu haben, schliesslich arbeite man schon auf verschiedenen Ebenen zusammen. So ist HP Wiederverkäufer von StorageTek-Bandspeichern. Interessiert ist McNealy vor allem an den Systemintegrationsfähigkeiten von HP, auch wenn er diese in Zürich unter dem Aspekt des optimalen Data Center der Zukunft im Vergleich zu Suns technologieorientiertem Ansatz als Head-Count-oriented und damit nicht wirklich effizienzsteigernd entwertet hat.




Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Wie hiess im Märchen die Schwester von Hänsel?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER