Grid Computing in der Praxis

Grid Computing in der Praxis

19. März 2004 - Technisch steht der Einführung von Grid Computing im Datacenter wenig im Wege. Für die ersten Gehversuche im Rechengitter sollte man allerdings Spezialisten beiziehen.
Artikel erschienen in IT Magazine 2004/06

Grid Computing ist zu grossen Teilen immer noch ein Hype und erst in wenigen Fällen kommerzielle Praxis. Laut einer Studie des US-Anbieters Grid Technologies Partners haben derzeit bloss rund ein Prozent der Unternehmen Grid-Projekte im produktiven Einsatz. Bis Ende 2005 soll dieser Anteil immerhin auf zehn Prozent anwachsen. Von den Grossunternehmen mit mehr als 10'000 Mitarbeitern sollen in knapp zwei Jahren aber bereits 40 Prozent einzelne Grids implementiert haben. In Dollar ausgedrückt umfasste der Markt laut den Marktforschern von Insight Research 2003 rund 250 Millionen Dollar - bis 2008 soll er auf rund 4,9 Milliarden Dollar anwachsen. Verglichen mit den 26 Milliarden Dollar, die gemäss IDC 2003 alleine in den USA mit Systeminfrastruktur-Software umgesetzt wurden, ist dies allerdings immer noch ein bescheidener Betrag. So dürfte sich der Grid-Anteil weltweit auch in vier Jahren noch im einstelligen Prozentbereich bewegen.



Bis Grid zu einer gängigen Infrastruktur-Grundlage von IT-Abteilungen wird, dürfte es demnach noch einige Zeit dauern. Auch spezialisierte Anbieter wie Platform Computing rechnen erst ab 2006 bis 2008 mit einem breiteren Einsatz. Reinhard Riedl vom Institut für Informatik der Universität Zürich sieht dabei neben den noch zu komplizierten Verrechnungsmodellen und Sicherheitsbedenken vor allem die langsame Umsetzung von Service-orientiertem IT-Management in den Unternehmen als grossen Bremser. Technisch sei vor allem für Rechen-Grids eigentlich schon länger alles vorhanden oder zumindest lösbar, so die übereinstimmende Meinung von Technikern und Wissenschaftlern.


Je nach Anwendung

In der Anwendung müssen grundsätzlich zwei Schienen des Grid Computing unterschieden werden: Rechen-Grids als High-end-Server-Ersatz und Daten-Grids als Speichernetzwerke. Während Rechen-Grids schon vielfach im praktischen Einsatz stehen und mit Linux und dem Globus-Toolkit auch über eine standardisierte und allgemein anerkannte Grundlage verfügen, stehen die Daten-Grids, durch die eine verteilte Speicherung und Bewirtschaftung von Daten auf heterogener Infrastruktur möglich werden soll, noch am Anfang ihrer Entwicklung.



Aber auch in den einzelnen Anwendungsbereichen der Rechen-Grids verläuft die Einführung sehr unterschiedlich. Wissenschaftliche Applikationen und andere, kulturähnliche CPU-intensive Optimierungsberechnungen beispielsweise im Finanzumfeld werden schon heute vielfach kommerziell auf Grids durchgeführt. Auch Datenbanken können heute ohne besondere Probleme auf einer Gitterinfrastruktur betrieben werden. Gustavo Alonso vom Institut für Pervasive Computing der ETH Zürich sieht im Grid-Suffix von Datenbanken denn auch mehr ein Um-Labeln der schon heute vorhandenen Cluster-Fähigkeiten als eine wirklich neue Lösung. Denn letztlich ist Grid nichts anderes als eine weiterführende Cluster-Architektur, die auch entfernte Rechner einbinden kann und die - hier liegt der grosse Vorteil für die Anwendung innerhalb einer IT-Abteilung - auf offenen, von allen massgeblichen Herstellern unterstützten Spezifikationen beruht. So lassen sich praktisch alle Applikationen, die heute auf Clustern laufen, grundsätzlich auch auf Grids portieren.

 
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