x86 übernimmt die Zukunft

AMDs Opteron hat die Server-CPU-Landschaft grundlegend verändert.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/04

     

Der 64-Bit-fähige x86-Prozessor Opteron von AMD setzt Intel im Server-Bereich massiv unter Druck. Nachdem sogar der Itanium-Mitentwickler HP durchsickern liess, allenfalls AMD-Systeme zu verkaufen, musste der Chip-Riese handeln. Die auf 64-Bit erweiterte Xeon-CPU, die Intel-Chef Graig Barrett jetzt auf dem Intel Developer Forum präsentierte, mag vielleicht HP fürs erste beruhigen, sie ist allerdings nur die halbe Antwort auf den Opteron. Für den Itanium muss Intel den Markt auf den Unix/RISC-Bereich einschränken.
Eine eigene 64-Bit Erweiterung der x86-Architektur war für Intel nicht mehr möglich, weil schon zu viele Softwarehersteller ihre Produkte auf die AMD-Technik umgeschrieben haben. Schon im zweiten Quartal dieses Jahres soll jetzt also ein auf 64-Bit aufgebohrter, für Zwei-Wege-Server und Workstations konzipierter Xeon auf den Markt kommen. Anfang 2005 kommen Multiprozessorversionen.



Im Desktop-Bereich soll die im aktuellen Pentium-4-Kern schon vorhandene Adressraumerweiterung vorerst aber noch abgeschaltet bleiben. Für PCs gebe es noch kein 64-Bit-Bedürfnis, so Barrett.




Allein durch die 64-Bit-Erweiterung kommt der Xeon aber noch immer nicht an den Opteron heran. Dieser besitzt nämlich nicht nur einen erweiterten Adressraum, sondern ist mit drei Hypertransportverbindungen und einem integrierten Speichercontroller in Sachen Bussysteme und Speicherverwaltung immer noch klar überlegen.



Mit der Lancierung der 64-Bit-erweiterten Xeon muss Intel zwangsläufig auch seinen nicht x86-kompatiblen Itanium neu positionieren. Der Prozessor, mit dem Intel die ganze Server-CPU-Welt vom Low-end her aufrollen wollte - der nach drei Jahren aber erst auf 1 Prozent Marktanteil kommt - muss sich nun auf den RISC-beherrschten Datenbankbereich beschränken. Ob aber im High-end auf Dauer wirklich teure Itanium- oder RISC-Prozessoren nötig sind, ist fraglich. Cluster-, Grid- und Selbstheilungstechniken könnten die Schwächen der viel billigeren x86-CPU - wie ehedem die Compilertechnik - schon bald einmal so gut übertünchen, dass sie auch dafür fit genug sind.


Mitarbeiter Nummer Eins baut Opteron-Systeme

Mit der Präsentation des ersten Opteron-Servers, einem 2-Wege-Racksystem, stellte Sun auch gleich seinen neuesten Mitarbeiter vor: Mit Andreas Bechtolsheim kehrt der erste Angestellte des 1982 gegründeten Server- und damals noch Workstationspezialisten zu seinen Wurzeln zurück. Was der Stanford-Studienkollege von Sun-Boss Scott McNealy als Chefarchitekt der Volume Systems Products Group hauptsächlich entwerfen wird, scheint im Moment die Zukunft der Hardwareindustrie zu sein: x86-64-Bit-Systeme auf Opteron-Basis.
Mit Bechtolsheim übernimmt Sun auch gleich dessen jüngstes Kind, die auf das Design von Hochleistungsservern spezialisierte Firma Kealia mit ihren 58 Ingenieuren zu einem nicht genannten Preis. Bechtolsheim setzte schon vor seiner Rückkehr zu Sun bei Kealia auf Opteron als Grundlage für die Video-Server des Start-ups. Sun erhofft sich von der Rückkehr des Architekten seiner ersten Workstation und vom Opteron-Engagement zum einen wieder als Technologie-Leader wahrgenommen zu werden und zum anderen endlich vom Hochpreis-Image wegzukommen.




Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Welche Farbe hatte Rotkäppchens Kappe?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER