Statistik gegen kleine Beträge


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/21

     

Micropayment im Internet ist ein leidiges Thema. Ob Musik, Zeitungsartikel oder Bilder: Der Preis von einzelnen Inhalten steigt wegen der im Verhältnis viel zu hohen Transaktionsgebühren in Bereiche, in denen offensichtlich viele lieber die Illegalität von Filesharing-Diensten auf sich nehmen. Seit kurzem versucht das US-Start-up Peppercoin, dem Problem mit Mitteln der Statistik beizukommen.



Wenn eine einzelne Transaktion zu teuer kommt, warum dann nicht einfach nur noch jede hunderste wirklich verrechnen? Genau diese Überlegung verfolgt das MIT-Spin-off (Massachusetts Institute of Technology) Peppercoin mit ihrem Online-Bezahlsystem. Statt jeden einzelnen Minibetrag mit den Händlern einzeln zu verbuchen, wählt die Software zufällig nur jede durchschnittlich einhunderste Bestellung aus und zahlt dem Verkäufer den hundertfachen Betrag dafür. So kann der administrative Aufwand auf ein Mass gesenkt werden, das auch Kleinstbezahlungen möglich macht.




Der Käufer muss bei Peppercoin ein Konto eröffnen, das beispielsweise über Kreditkarte beglichen wird. Zum Zahlen im Web erhält er dafür Token, auf denen alle Einkäufe fortlaufend addiert werden. Mit diesen bezahlt er seine Ware beim angeschlossenen Händler und erhält dafür den digitalen Inhalt verschlüsselt zugeschickt. Auf der Verkäuferseite wählt die Peppercoin-Software zufällig im Durchschnitt einen von hundert eingegangenen Token aus und schickt ihn zu Peppercoin. Der Händler erhält dann den hunderfachen Betrag seiner Token-Rechnung ausbezahlt. Mit der Zeit mitteln sich die Differenzen zu den real verkauften Gütern aus, so die Überlegung. Der Käufer bezahlt demgegenüber den genauen Wert seiner addierten Einkäufe, wenn das System das Überschreiten eines gewissen Mindestwerts meldet.



Da das System relativ einfach zu installieren und anzuwenden ist, besteht Hoffnung, dass damit endlich eine brauchbare Micropayment-Lösung zur Hand ist. Denn auch die Anwender werden indirekt von der Möglichkeit, mit Inhalten im Web Geld zu verdienen, profitieren, weil damit auch die Qualität der in den letzten Jahren immer dünner werdenden Angebote wieder steigen wird.



Hinter Peppercoin, deren Firmennamen aus Zeiten entlehnt wurde, in denen in England ein Pfefferkorn offiziell als die kleinst mögliche Zahlungseinheit galt, stehen renommierte Security-Experten. Ron Rivest gehört zu den RSA-Security-Gründern und ist wie sein Mitstreiter Silvio Micali Professor für Sicherheit am MIT Laboratory for Computer Science.




Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Vor wem mussten die sieben Geisslein aufpassen?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER