Brainshare: Open Source ist Trumpf

Kein Windows, viel Open Source und die Ablösung von Netware.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/07

     

Nach dem Kauf von Suse im Herbst letzten Jahres ist Open Source bei Novell endgültig zum alles bestimmenden Thema geworden. Entsprechend verwundert die an Scott McNealy erinnernde Eröffnungsfanfare von Novell-CEO Jack Messman kaum: "Kein stinkiges Windows an dieser Brainshare!", schrie der Novell-Kapitän anlässlich seiner Keynote an der Hausmesse Brainshare 2004 in Salt Lake City ins Mikrofon. Die Menge bejubelte das Microsoft-Bashing frenetisch; als schliesslich nach der Präsentation eines Zeichentrickfilmes, in dem die "Lords of the Net" gegen die bösen Verfechter proprietärer Software antraten, Linux-Erfinder Linus Torvalds höchstpersönlich auf der Bühne auftauchte, war die Menge der rund 6000 Zuschauer kaum mehr zu halten.



Der Auftritt von Torvalds, so der Tenor bei den Brainshare-Besuchern, sei ein willkommener Vertrauensbeweis in die von Novell jetzt vollends eingeschlagene Open-Source-Marschrichtung. Quelloffene Software soll demnach die Basis aller zukünftigen Entwicklungen bilden. Entsprechend passen die Ankündigungen dazu, mehrere Applikationen aus dem Novell-/Suse-Portfolio freizugeben. So wurde unter anderem das Konfigurationstool Yast von Suse unter die GPL gestellt. Damit hofft man, dass sich sowohl IBM als auch HP dazu entscheiden, Yast als bevorzugtes Systemmanagementtool einzusetzen, und gleichzeitig noch ordentlich Druck auf die Konkurrenz von Red Hat und dessen Konkurrenz-Produkt Red Hat Network aufsetzen zu können.




Doch bei aller Linux-Euphorie mischt sich auch Skepsis unter die Teilnehmer, vor allem bei denen, die schon seit teilweise fast 20 Jahren Novell die Stange halten, wenn es um die Zukunft von Netware geht. Bereits dessen Version 7.0 wird nämlich so gebrandet, dass "Netware" im Namen nicht mehr vorkommt: Mit der Bezeichnung Open Enterprise Server 1.0 wird Novell eine Kombination aus Netware 7.0 und dem Suse Linux Enterprise Server 9 auf den Markt bringen, der sowohl den Netware- als auch den Linux-Kernel sowie die aus Netware bekannten Datei- und Druckdienste enthalten wird. Dadurch, so Messman an seiner Keynote, wolle man bestehenden Netware-Kunden die Möglichkeit geben, auf Linux zu migrieren. "Geld verdienen werden wir auf alle Fälle nicht mit dem Kernel, sondern mit Diensten, die höher im Software-Stack zu finden sind", erklärt Messman die Idee, um gleich anzufügen: "Wenn wir unsere Legacy kannibalisieren, dann nur selber - eben dadurch, dass wir uns immer höher hinaufbewegen, während an der Basis die Menge an freier Software deutlich zunehmen wird."




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