Antiker Astronomie-Computer

Forscher haben dem «Mechanismus von Antikythera» mit Hilfe modernster Technologie weitere Geheimnisse entlockt.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2006/22

     

Es ist eigentlich nur ein Bronzeklumpen, dem die Zeit übel mitgespielt hat. Trotzdem elektrisiert er die Wissenschaft, denn der «Mechanismus von Antikythera» ist wohl der älteste Analog-Computer der Welt. Er stammt aus dem antiken Griechenland und wurde bislang auf das Jahr 87 vor Christus datiert. Das Artefakt ist die älteste komplexe Zahnradapparatur, die je gefunden wurde. Der «Mechanismus von Antikythera» basiert auf einem Differentialgetriebe, eigentlich eine Erfindung des Mittelalters, und diente dazu, die Mondphasen und die Bewegungen der damals bekannten fünf Planeten zu berechnen.


Trotz intensiver Forschung und Nachbauten konnte die Funktionsweise des Mechanismus bis jetzt nicht mit Sicherheit festgelegt werden. Deshalb wurde 2005 das Antikythera Mechanism Research Project lanciert, in dessen Rahmen Forscher von etlichen Universitäten, HP und X-Tek mit einem 12 Tonnen schweren 3D-Computertomographen das Artefakt untersuchten. Die Resultate, die nun veröffentlicht wurden, sind zwar nicht ganz so sensationell, wie sie im Sommer angekündigt wurden, aber deshalb nicht weniger interessant. So konnten 2000 Zeichen einer Inschrift entziffert und übersetzt werden – doppelt so viel wie bisher. Die Inschrift, eine Art Gebrauchsanweisung, deutet darauf hin, dass das Gerät sogar noch älter als gedacht ist und aus der Zeit zwischen 150 und 100 vor Christus stammt.




Zudem zeigten die Computertomo­graphien, dass mit 37 sogar mehr Rädchen als ursprünglich vermutet für die Funktionen des Geräts verantwortlich waren. Sie ermöglichten die Vorhersage von Sonnen- und Mondfinsternissen, wobei sich sieben Funktionen nicht mehr genau nachweisen lassen. Das Gerät berücksichtigt sogar eine Anomalie in den Mondphasen, die von der elliptischen Bahn des Mondes herrührt, mit Hilfe einer mechanisch implementierten Sinusfunktion.




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