"Longhorn" Build 4008: Ein Blick unter die Haube

Derzeit werden frühe Alpha-Versionen des Windows-XP-Nachfolgers im Internet herumgeboten. Die Entwickler legen den Fokus offensichtlich auf eine bessere Benutzerführung.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/07

     

Bei Microsoft wird bereits seit geraumer Zeit am Windows-XP-Nachfolger mit Codenamen "Longhorn" entwickelt. Obwohl das Betriebssystem voraussichtlich erst in zwei Jahren erscheint, gelangte bereits im vergangenen Oktober eine Alpha-Version (Build 3638) ins Internet, und Anfang März entschlüpfte der Redmonder Entwicklungsküche mit dem Build 4008 eine weitere Version im Frühstadium.




Obwohl noch keinesfalls sicher ist, was von Build 4008 auch in der definitiven Version enthalten sein wird, bieten die frühen Alpha-Versionen bereits Einblicke, in welche Richtung die Microsoft-Tüftler ihr Betriebssystem entwickeln wollen. Wir haben uns diese Alpha-Fassung vom Web geladen und zeigen den aktuellen Stand der Entwicklung.


Installationszauber

Zu den erfreulichsten Neuerungen des "Longhorn"-Release zählt das Installationsprozedere. Gerade einmal drei Interaktionen braucht es von Anwenderseite, bis das Betriebssystem komplett aufgesetzt ist. Und das allerbeste: Der komplette Prozess dauerte gerade einmal knapp 20 Minuten. Zum Vergleich: Eine XP-Inbetriebnahme lässt sich kaum unter 45 Minuten bewerkstelligen.



Nach dem Booten ab CD wird zuerst die Produktekennung eingetippt und die Lizenzerklärung abgesegnet. Darauf werden die Dateien aufs System kopiert, und nach einem Reboot wird der Anwender lediglich noch aufgefordert, die User-Namen einzugeben. Von einer so flotten Windows-Installation hätten wir in den vergangenen Jahren kaum zu träumen gewagt.





Sidebar als Kommandozentrale

Gleich nach dem ersten Aufstarten fällt das Oberflächen-Thema mit Namen Plex auf. Das in Blautönen gehaltene Konzept ist allerdings alles andere als ansprechend, und wir würden uns nicht wundern, wenn Plex im finalen Release wieder verschwinden würde.



Eher für brauchbar halten wir dagegen die sogenannte Sidebar. Hierbei handelt es sich um eine frei konfigurierbare Schaltleiste, die in ihrer Erscheinung in etwa dem MSN-Dashboard entspricht. Sie lässt sich wahlweise links, rechts, oben oder unten plazieren und kann mit Elementen, sogenannten Tiles, bestückt werden. Nach der Installation stehen per Default die Tiles Quick Launch, eine Uhr sowie eine Slideshow, die alternierend Fotos anzeigt, zur Verfügung. Optional können die häufig genutzten Anwendungen, die dem System bekannten User oder auch die Tray Icons angezeigt werden. Eine Suchfunktion steht im betreffenden Menü ebenfalls zur Auswahl bereit, funktionierte im vorliegenden Release allerdings nicht.




So praktisch sie ist, vermochte uns die Sidebar allerdings doch nicht zu überzeugen, verschwendet sie doch ziemlich viel vom ohnehin zu knappen Desktop-Platz. Im Gegensatz dazu benötigt die neue Taskbar, die optional zuschaltbar ist, nun deutlich weniger Platz.


Explorer aufgefrischt

Ebenfalls als positiv haben wir die neue Preview-Ansicht im Windows Explorer empfunden: Je nach Dateityp werden hier Detailinformationen und entsprechende Funktionen bereitgestellt. Bei Bildern wird etwa eine verkleinerte Ansicht angezeigt, dazu Dateigrösse und allfällige Kommentare. Neu ist bei Bildansichten auch ein Slider, mit dem die Grösse der Thumbnails dynamisch angepasst werden kann.



Per Knopfdruck hat man ausserdem die Gelegenheit, eine Grafik gleich in Paint zur Bearbeitung zu öffnen. Man darf hoffen, dass in der endgültigen "Longhorn"-Fassung der Anwender hier selbst bestimmen kann, mit welcher Applikation er editieren will. Im vorliegenden Build 4008 haben wir keine solche Einstellung gefunden. Entsprechend finden sich bei Audio-Dateien die - etwa im ID3-Tag gespeicherten - Angaben zu Künstler und Titel. Eine Editieren-Schaltfläche sucht man vergebens, dafür wird ein Play-Button zur Verfügung gestellt.




In der rechten Fensterhälfte hat ein Filter-Panel dem Task Pane von Windows XP Platz gemacht. Per Mausklick lassen sich die angezeigten Dateien nach Namen, Dateityp oder Autor filtern. Filterfunktionen finden sich ebenfalls in der Detailansicht, hier kann gleich für jede einzelne Spalte eine Auswahl getroffen werden.




Unter dem Strich

Der "Longhorn"-Build 4008 kann allenfalls als Microsoft-interne Testversionen bezeichnet werden. Bis die finale Ausführung auf den Markt kommt, dürften viele Funktionen, die jetzt enthalten sind, wieder verschwunden sein, während von anderen Features, die teilweise bereits angekündigt wurden, im aktuellen Build noch nichts zu sehen ist. Dazu zählt beispielsweise das Datenbank-basierte Dateisystem WinFS, das auf dem kommenden Release von SQL Server (Codename "Yukon") aufsetzen wird, oder die DVD-Authoring-Software, von der ebenfalls bekannt ist, dass sie dereinst zum Leistungsumfang von "Longhorn" gehören soll.



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