Surfer's Corner: Napster ade - das Urheberrecht kommt wieder zur Geltung

Surfer's Corner: Napster ade - das Urheberrecht kommt wieder zur Geltung

19. Februar 2001 - Urs Binder's Überlegungen zum Urheberrecht
Artikel erschienen in IT Magazine 2001/06

Noch kein einziges Mal habe ich die Dienste von Napster genutzt. Ein Gericht in San Francisco hat soeben dafür gesorgt, dass ich das wohl auch in Zukunft nicht tun muss. Zwar wurde dem Unternehmen nicht verordnet, seine Website gleich ganz zu schliessen, nein, die gerichtlichen Anordnungen sind juristisch subtiler: Man habe dafür zu sorgen, dass via Napster-Service keine urheberrechtlich geschützten geistigen Eigentümer mehr ausgetauscht werden. Noch genauer betrachtet, muss eigentlich vor allem das Gericht, das Napster letzten Sommer temporär freisprach, sein damaliges Urteil unter dem genannten Aspekt nochmals unter die Lupe nehmen.



Das, so die lakonische Replik der Napster-Oberen, könne aber doch faktisch die Schliessung bedeuten. Dass Seniorpartner Bertelsmann dennoch nach wie vor auf einen auch künftig erfolgreichen, urheberrechtlich korrekt abgewickelten Dienst mit Millionen von Benutzern (und Einnahmen) hofft, macht das Problem wohl kaum geringer. Denn einzig die Gratis-Musik hat in der Vergangenheit den astronomischen Erfolg der Directory-gestützten File-Tauschbörse möglich gemacht - von allfälligen anderen Vorteilen des Peer-to-Peer-Filetransferverfahrens kann kein Napster leben.



Ein Grund, weshalb ich der goldenen Napster-Ära der letzten paar Monate nicht nachweine, liegt in meiner festen Überzeugung, dass das Urheberrecht durchaus einen Sinn hat, und dass es so etwas wie geistiges Eigentum gibt. Schliesslich verdiene ich als Journalist mein Geld mit ebensolchen Erzeugnissen und schätze es überhaupt nicht, wenn meine Artikel nach der Erstpublikation irgendwo sonst noch abgedruckt werden, und ich weiss nicht mal was davon; von einer Kompensation finanzieller Natur ganz zu schweigen. Ich verstehe deshalb Musiker nur allzu gut, die gegen Napster Sturm gelaufen sind.



Napster-Aficionados werden nun mit dem Argument der bedrohten Internet-Freiheit kommen. Pipifax. Auf eine Freiheit, die darauf beruht, sich Leistungen zu erschleichen, sollte auch der anarchistischste Internet-Purist verzichten können.


Technisch auf tönernen Füssen

Obwohl ich Napster selbst nie benutzt habe, konnte ich doch gelegentlich die verzweifelten Versuche von Napster-Fans beobachten, den gewünschten Titel von einem der momentan gerade zur Verfügung stehenden Anbieter-PCs herunterzusaugen. Das gelingt meist nicht beim ersten Versuch: Entweder ist die Verbindung trotz verheissungsvoll angekündigter "DSL"- oder "Cable"-Anbindung des als Server fungierenden PCs langsamer als eine sedierte Weinbergschnecke, oder der Gegenstelle fällt nichts Gescheiteres ein, als mitten im Download den PC herunterzufahren. Ehrlich gesagt fällt es mir sehr schwer, die allgemeine Napster-Faszination auch nur im Ansatz nachzuempfinden. Übrigens: Wer die direkte Verbindung zweier Rechner übers Internet zum Zweck des Filetransfers ausprobieren möchte, kriegt diese Möglichkeit auch mit dem guten alten Chat-Netzwerk IRC. Fortgeschrittene Chat-Clients wie Mirc haben eine Fileserver-Funktion eingebaut, mit der sich beliebige Ordner auf der Harddisk für den Peer-to-Peer-Verkehr freigeben lassen.



 
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Anti-Spam-Frage Wieviele Fliegen erledigte das tapfere Schneiderlein auf einen Streich?
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