Surfer's Corner: Datenschutz - nein danke!

Surfer's Corner: Datenschutz - nein danke!

22. Januar 2001 - Nicht wenige Internetnutzer sind ängstliche Menschen. Ich gestehe offen: Mir fehlt das Verständnis für die Angstsurfer.
Artikel erschienen in IT Magazine 2001/02

Nicht wenige Internetnutzer sind ängstliche Menschen. Hinter jedem Webformular, auf dem zwecks Zugriff auf technische Supportinformationen, für kostenlose Software-Downloads oder zur Bestellung eines Hundefutter-Gratismusters eine Mail-Adresse oder gar noch Intimeres anzugeben ist, wird eine Weltverschwörung zigarrenrauchender Wirtschaftsbosse vermutet. Diese, so wird messerscharf gefolgert, haben fürderhin nichts anderes im Sinn, als den armen Surfer solange mit unerwünschter Werbung zu belästigen, bis der ihre Produkte en masse erwirbt. Ins gleiche Kapitel, so die entrüsteten Konsumenten, geht das unsägliche Datensammeln der Grossverteiler, die mit Programmen wie Cumulus oder Supercard nichts anderes als die definitive Realisierung des gläsernen Menschen beabsichtigen.



Ebenfalls gefürchtet wie der Teufel: Das Cookie. Da erlauben es sich einige Websites doch tatsächlich, Statusinformationen auf der Festplatte zu speichern. Der klare Vorteil der Wiedererkennung beim nächsten Besuch fällt für den vom Verfolgungswahn erfassten Surfer nicht ins Gewicht. Es könnte sich mit dem Cookie ja das Böse auf dem eigenen PC einnisten.


Mücken und Elefanten

Ich gestehe offen: Mir fehlt das Verständnis für die Angstsurfer. Ist es denn wirklich so schlimm, wenn eine Firma, beziehungsweise ihr IT-System, über meine Mail-Adresse oder meine Interessen und Vorlieben informiert ist? Gebe ich wirklich etwas Intimes von mir preis, wenn ich ankreuze, dass ich meinen PC sowohl für Privates als auch fürs Geschäft nutze? Mir scheint, dass hier aus Mücken Elefanten gemacht werden. Und selbst wenn per Data Mining festgestellt wird, dass ich als bekennender Sushi-Liebhaber zwei Digitalkameras besitze und nicht an Haarausfall leide, ist das kein unzulässiger Einblick in mein Innerstes.



Man erinnere sich im übrigen daran, dass in nicht allzu ferner Vergangenheit das Leben in dörflichen Gemeinschaften oder im eng begrenzten Stadtquartier die Regel war. Damals kannte jeder jeden, und alle wussten von ihrem Nachbarn, wie, wo, wann und vielleicht sogar warum etwas geschah oder eben so ist. Es ging den Menschen deswegen kaum schlechter als heute, wo für viele schon die Publikation ihrer Mail-Adresse die Privatsphäre verletzt. Paradox ist unter diesem Gesichtspunkt, dass zunehmende Klagen über Anonymität und Vereinsamung in der heutigen Gesellschaft zu hören sind.



 
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