Wachhund für die Festplatte

Das Harddisk-Utility HDD Life Pro fasst die Resultate der SMART-Überwachung anschaulich zusammen – das ist aber auch schon alles.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/21

     

Datenverlust ist so ziemlich das Ärgerlichste, was am PC passieren kann – diese Feststellung, die der deutsche Software-Distributor Zonelink dem 18-seitigen Handbüchlein zu seinem Produkt HDD Life Pro vorausschickt, hat viel für sich. Die beste Massnahme dagegen ist nach wie vor ein regelmässiges Backup – auch mit dieser Maxime hat Zonelink recht. Man könne aber auch sonst noch etwas zugunsten der Datensicherheit tun, nämlich den Zustand der Festplatten laufend überwachen und so einen potentiellen Hardwaredefekt voraussehen, bevor er wirklich eintritt.


SMART und nichts anderes

HDD Life Pro erledigt genau diese Aufgabe: Die Software nistet sich im Autostart-Ordner ein, wenn der Benutzer nichts anderes voreingstellt hat. Während der PC läuft, liest das Programm in einstellbaren Intervallen den SMART-Status der installierten Festplatten aus und stellt die Ergebnisse anschaulich dar.


Wunder bewirkt HDD Life Pro nicht. Die Informationen entstammen allesamt dem SMART-Diagnosemechanismus (Self-Monitoring, Analysis and Reporting Technology), der in jeder modernen Festplatte integriert ist. Je nach Anschlussart – via ATA, SATA, SCSI, USB, FireWire, eSATA oder
SAS – werden dabei unterschiedlich viele Parameter erfasst, die sich je nach Betriebssystem auch wirklich auswerten lassen oder eben nicht. Für den Normalfall, nämlich intern angeschlossene ATA- oder SATA-Festplatten von Windows-PCs, liefert SMART zuverlässig die relevanten Statusinformationen. Bei externen Laufwerken lässt sich der SMART-Status oft gar nicht erst auslesen.


Status hübsch präsentiert

HDD Life Pro zeigt sich zunächst in Form eines Icon im System-Tray der Taskleiste. Je nach Einstellung erscheint nur das Programm-Icon, ein Icon in Form des vom Windows-Sicherheitsstatus her bekannten Schildes oder die Angabe der Harddisk-Temperatur, begleitet vom «Gesundheitsanzeiger», der die Funktionstüchtigkeit der Platte visualisiert. Je nach Zustand des Laufwerks ist das Icon zudem grün, gelb oder rot eingefärbt.


Beim Klick auf das Icon öffnet sich das Hauptfenster, in dem HDD Life Pro die Details für jede Festplatte jeweils auf einer Registerkarte zusammenfasst. Neben Typ, Gesamtkapazität und Speicherplatzbelegung liefert die SMART-Abfrage Informationen wie die Temperatur im Inneren des Laufwerks und die bisherige Gesamtlaufzeit. Prozentuale Indikatoren visualisieren die Funktionsfähigkeit und Leistung der Harddisk. Bei Laufwerken, die diese Möglichkeit bieten, lässt sich über einen Regler der Trade-off zwischen Leistung und Geräuschentwicklung einstellen. Ein kurzer Text informiert über den Festplattenstatus und gibt Ratschläge – allerdings recht generisch abgefasst und somit nur von geringem Praxisnutzen.



Zusätzlich zeigt HDD Life Pro den Festplattenstatus und den freien Speicher überall dort im System an, wo ein Festplattensymbol erscheint, also zum Beispiel im Windows-Explorer.


Optionen zuhauf

HDD Life Pro bietet zahlreiche Einstellmöglichkeiten für die Darstellung und für allfällige Warnmeldungen, die das Programm ausgeben soll. So lässt sich zum Beispiel festlegen, dass beim Unterschreiten eines bestimmten Prozentsatzes an freiem Speicherplatz alarmiert wird. HDD Life Pro unterscheidet dabei sogar zwischen den Stufen «nötig» und «kritisch», die jeweils unterschiedliche Aktionen auslösen können.


Wenn HDD Life Pro etwas zu beanstanden hat, wird optional eine Warnmeldung ausgegeben. Dabei stehen drei Optionen zur Wahl: Es wird eine Sound-Datei abgespielt, via «net send» eine Windows-Netzwerkmeldung an einen bestimmten PC übermittelt oder aber eine E-Mail an den Administrator verschickt.



Auf Wunsch fährt das Programm sogar den PC herunter oder versetzt das System in den Standby-Modus. Im separaten Dialog «Zusammenhänge» lässt sich festlegen, in welchem Fall welche Warnmeldung ausgegeben oder der PC heruntergefahren werden soll. Die einzelnen Funktionen aktiviert man per Mausklick in einer Matrixdarstellung.


Zu guter Letzt bietet HDD Life Pro dem Anwender je nach Geschmack unterschiedliche Symbole zur Visualisierung der Harddisks. Über die Option «Skins» stehen sechs Stilrichtungen zur Wahl, darunter «Vista», «MacStyle» und «Glassy».


Ein Fall von «nice to have»

Auch die zahlreichen Einstellmöglichkeiten und die aufgehübschte Darstellung täuschen nicht über den ziemlich geringen Zusatznutzen des Programms hinweg. HDD Life Pro liest bloss den SMART-Status der Festplatten aus, stellt ihn anschaulich dar und setzt je nach Einstellung beim Über- oder Unterschreiten bestimmter Grenzwerte eine Warnmeldung ab. An dieser eher mageren Funktionalität ändert auch die Tatsache nichts, dass der Hersteller die laufende Überwachung und die systemweite Statusanzeige stolz mit werbeträchtigen Fantasiebezeichnungen wie «JustNow» und «AnywhereView» anpreist.



SMART-Tools gibt es nämlich auch völlig kostenlos. Die meisten Festplattenhersteller bieten ein entsprechendes Utility an. Freeware-Alternativen wie HD Tune (www.hdtune.com) kosten nicht fast 20 Euro und bieten neben der SMART-Statusanzeige eine Vielzahl zusätzlicher Funktionen wie Benchmarks, Partitionierungsinformationen und detaillierte Anzeige von Sektorfehlern.

(ubi)


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