Einfach, aber stark: Mambo Open Source 4.5

Rasch installiert und einfach zu bedienen, eignet sich das Content-Management-System MOS 4.5 ideal zur Pflege von Websites bis zu einigen tausend Seiten.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/09

     

Wer ein Content-Management-System sucht, weiss genau, was mit dem Ausdruck «Qual der Wahl» gemeint ist: Der CMS-Markt ist absolut unübersichtlich, die Hersteller versprechen das Blaue vom Himmel, jede Lösung ist angeblich die Allerbeste und einzig Richtige.
Viele Produkte haben zwei Nachteile: Sie sind schwierig zu installieren und zu pflegen, und sie stellen
hohe Ansprüche an den Webserver. Die schnell installierten Nuke-
artigen Open-Source-Projekte auf der anderen Seite bieten zu wenig Flexibilität und Sicherheit für den professionellen Einsatz und sind schon vom Grundkonzept her vornehmlich für Community-orientierte Sites gedacht.


Installation schmerzlos

Mambo Open Source dagegen, aktuell in der Version 4.5, Release 1.0.7 verfügbar, lässt sich in ein paar Minuten installieren und präsentiert bereits nach wenigen Konfigurationsschritten eine ansehnliche Website, die nur noch mit Inhalt gefüllt werden muss. Zur Installation entpackt man das knapp ein MB grosse Distributionsfile, das man zuvor von http://mosforge.net heruntergeladen hat und überträgt die immerhin 707 Dateien ins HTML-Root-Verzeichnis des Webservers oder ein beliebiges Unterverzeichnis. Die Installation erfolgt automatisch beim Aufruf des Verzeichnisses, in das installiert wurde.
Mambo, in der Community meist kurz MOS genannt, stellt an den Server keine hohen Ansprüche: Apache ab 1.3, PHP ab 4.2.1 und MySQL ab 3.23.55 genügen diese Ausstattung sollte heute jeder vernünftige Hosting-Account bieten. Damit wird auch sofort klar, dass MOS kein High-end-CMS mit Java-Enterprise-typischer Skalierbarkeit und zugehöriger Integration mit Unternehmensanwendungen ersetzt. Mambo eignet sich für kleine und mittlere Web-Präsenzen bis zu einigen tausend Seiten.


Instant-Grundfunktionen, modular erweiterbar

Die Grundfunktionen von MOS stehen sofort nach der Installation bereit. Dazu zählen die Zugangskontrolle für die publizierten Artikel (für alle, nur für angemeldete oder für «spezielle» Site-Besucher einsehbar), ein Redaktionssystem mit Author/Publisher-Workflow, Versionierung und Archivierung und die automatische Erzeugung von Druck- und PDF-Versionen
aller Inhaltselemente. Zudem gibt es ein beliebig verschachtelbares Menüsystem, eine zweistufige Einteilung der Inhalte nach Sektionen und Kategorien, einen Media Manager zum Heraufladen und Verwalten von Bildern, die Einbindung von RSS-Newsfeeds sowie Online-Umfragen. Die Texteingabe unterstützt Mambo mit einer Auswahl von WYSIWYG-Editoren wie RTE oder HTMLarea.




Wer mehr Funktionalität will, greift auf Erweiterungen zurück. MOS unterscheidet hier zwischen Komponenten und Modulen: Während Komponenten mit der eigentlichen Datenverarbeitung betraut sind und im Backend durch den Administrator konfiguriert werden, kümmern sich Module um die Anzeige der von den Komponenten aufbereiteten Informationen. Daneben gibt es noch Mambots das sind kleine PHP-Routinen ohne eigenes Interface, die bestehende Inhalte verarbeiten und umformatieren, zum Beispiel ein Autorelate-Bot, der Textstellen automatisch mit anderen Artikeln verlinkt, die passende Schlagwörter enthalten. Unter www.mosforge.net und www.mamboportal.com finden sich mittlerweile sehr viele Erweiterungen, darunter Bildergalerien, Online-Shops, Dokumenten-Manager, Terminkalender, Blogs und ein komplettes mandantenfähiges Support-Center mit Ticketing-Mechanismus.





Zur Installation von Komponenten und Modulen braucht man bloss eine Zip-Datei auf den Mambo-Server hochzuladen; das System kopiert alle benötigten Dateien aufgrund der Angaben einer im Paket enthaltenen XML-Datei automatisch an die richtige Stelle.


Fürs Aussehen ein Template

Das visuelle Design der Seiten ist Sache von Templates. Die Distribution enthält einige Beispiele, viele weitere stehen auf den diversen Mambo-Downloadsites zur Verfügung. Meist wird man aber ein eigenes Template entwickeln wollen. Im Gegensatz zu anderen CMS wie Typo3 oder Xaraya verzichtet Mambo dazu auf eine eigene Scriptsprache: Im Zentrum jedes Templates steht, neben den CSS-Definitionen, den benötigten Bildern und einer XML-Datei mit Installer-Informationen, eine simple HTML-Datei, in der an den gewünschten Stellen über eine PHP-Funktion die passenden Module aufgerufen werden. Das Gerüst der Seite kann wahlweise mit Tabellen oder purem CSS gebaut werden der Designer geniesst hier volle Freiheit, muss allerdings über einige HTML- und CSS-Kenntnisse verfügen.





Das Grund-Template, das beim ersten Aufruf der Site erscheint, bestimmt der Administrator im Backend-Bereich. Sofern er ausserdem das Modul Template Chooser freigibt, können die Besucher der Site später jederzeit zwischen allen installierten Templates wechseln. Das mag auf den ersten Blick geschmäcklerisch erscheinen; denkbar wären aber auch spezielle
Templates für Sehbehinderte oder Anwender von kleinformatigen Endgeräten wie PDAs.


Fazit mit Wunschliste

Im Praxistest erweist sich Mambo Open Source 4.5 als starke Alternative zu manchem kommerziellen Content-Management-System der Einstiegsklasse: Alle Grundfunktionen sind da, das System ist durch die Komponenten- und Modulschnittstelle offen für beliebige Erweiterungen. Der Verzicht auf die leistungsfähige, aber umso komplexere Java-Enterprise-Umgebung zugunsten der ressourcensparenden und von einer immensen Entwicklergemeinde beherrschten PHP/MySQL-Architektur hat für kleine und mittelgrosse Sites eigentlich nur Vorteile.
Im Vergleich zu anderen verbreiteten Open-Source-CMS wie dem ebenfalls PHP-basierten Typo3 kommt man mit Mambo sehr viel schneller zu einem ansprechenden Ergebnis. Dies ist nicht zuletzt auch einer grossen Anwender- und Entwicklergemeinde zu verdanken, die bei Open-Source-Software ja besonders wichtig ist. Auf Community-Websites wie www.mamboserver.com (die ursprüngliche Hauptseite des
Projekts), www.mamboserver.com, www.mambers.com oder www.mamboreport.de findet man rasch freundliche Hilfe.




Wünsche bleiben naturgemäss trotzdem einige offen. Da wäre zum Beispiel ein feinmaschigeres Berechtigungssystem: Idealerweise sollte sich für jedes Inhaltselement auf Gruppen- und Benutzer-Ebene festlegen lassen, wer es lesen kann und wer nicht. Dazu bräuchte es aber frei definierbare Benutzergruppen, die sich hierarchisch beliebig verschachteln lassen in der Mambo-Architektur schon heute möglich, aber für den Endanwender leider noch nicht implementiert.





Verschiedene Ungereimtheiten in der Bedienung sollten ebenfalls ausgeräumt werden das Backend-Interface zum Beispiel ist mit dem aktuell eingesetzten JavaScript-Menüsytem für Mac-Anwender nahezu unbenutzbar. Die meisten Missliebigkeiten der aktuellen Ausgabe dürften laut der vorliegenden Roadmap in Version 5 behoben sein, die vermutlich noch dieses Jahr kommt.

(ubi)


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