Innovationsschub im Enterprise Computing

Anders als bei AMD bleibt bei Intel die 64-Bit-Architektur bis auf weiteres dem Enterprise-Computing vorbehalten. Dazu bringt Hyperthreading weiteren Schub für High-End-Systeme.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/02

     

Nicht nur beim anspruchsvollen Einzelanwender, sondern auch im Enterprise-Computing spielt die Prozessorleistung eine wichtige Rolle. Noch wesentlicher ist aber das reibungslose Zusammenspiel der CPU mit dem Rest des Systems, insbesondere mit den Storage- und I/O-Subsystemen.



Schon bei der Einführung des Itanium betonte Marktführer Intel deshalb, es handle sich nicht bloss um einen neuen Prozessor, sondern um eine komplett neue Computerarchitektur.


Kein Itanium für die Massen

Anders als der in High-End-Anwendungen erfolgreiche Alpha-Prozessor, dessen Lebenslinie laut Compaq noch lange nicht zu Ende ist, mindestens bis 2007 im Jungbrunnen konsequenter Weiterentwicklung baden darf und auch danach noch fünf Jahre unterstützt werden soll, war dem 64-Bit-Prozessor von Intel bisher wenig Erfolg beschieden: Je nach Marktstudie sollen bisher ganze 500 (IDC) oder 2600 (Gartner, inkl. Testsysteme) Itanium-basierte Server verkauft worden sein. Prozessor-immanente Performance-Probleme, die Compaq feststellen musste, haben den Ruf des Itanium nicht gerade verbessert.



Sogar Intel selbst dürfte die unter dem Codenamen "Merced" entwickelte erste Itanium-Variante wohl eher als Speerspitze des 64-Bit-Zeitalters sehen.




So richtig losgehen soll es mit der zweiten Itanium-Generation "McKinley" im Lauf von 2002 - aber auch dann bloss im High-End-Serverumfeld. Intel-CTO Gelsinger: "Am unmittelbaren Horizont sehe ich den Itanium nicht in Desktop- oder Mobilsystemen. Es gibt schlicht und einfach keine Anwendungen, die in diesen preisbewussten Segmenten 64-Bit-Technik verlangen und die höheren Kosten rechtfertigen. Die Ausnahme sind Workstations, dort wird der Itanium eine grosse Rolle spielen." Compaq zum Beispiel will Itanium-basierte Workstations im dritten oder vierten Quartal 2002 auf den Markt bringen. Matthias Meier: "Vorher macht es keinen Sinn, da die Applikationen noch nicht portiert sind. Die 64-Bit-Alpha-Prozessoren", bestätigt Meier weiter, "werden vom Itanium nicht verdrängt werden - es findet kein Übergang statt, sondern ein schrittweises Zusammenwachsen."



Intel-Erzkonkurrent AMD sieht dies offenbar völlig anders. Das Haus plant gleich eine doppelte 64-Bit-Attacke und will mit seiner "Hammer"-Architektur, die im Gegensatz zum völlig neu entwickelten Itanium weiterhin auf dem guten alten i386-Konzept beruht, in Form zweier 0,13-Mikron-Prozessorlinien namens "Clawhammer" und "Sledgehammer" das gesamte Computing vom Notebook bis zum Enterprise-Server auf das 64-Bit-Level heben. Laut Intel ist dieses Vorgehen problematisch: Es gehe, so Gelsinger, doch nicht bloss darum, "64 Bit hinzuzufügen". Das grössere Problem sei, das gesamte System inklusive I/O, Cache, Speicher und Manageability zu vergrössern, und genau das erledige Intels 64-Bit-Architektur IPF. "Sledgehammer ist weder Fisch (Desktops brauchen es gar nicht) noch Vogel (es löst die Probleme wirklich grosser Systeme nicht). Bei uns erfüllt die IA32-Architektur die Bedürfnisse von Desktops und Mobiles, IPF ist für die grossen Kisten." Eine "Light-Version" der 64-Bit-Architektur werde es bei Intel nicht geben.




Hyperthreading: Erst für Server, dann überall

Hohe Taktfrequenzen sind ein Weg, die Prozessorleistung zu steigern. Eine weitere Möglichkeit: Auf demselben Chip teilen sich mehrere logische Prozessoren den Cache, die Funktionseinheiten und die Verbindung zur Aussenwelt, den Systembus. So können mehrere Prozess-Threads gleichzeitig bearbeitet werden. Die Technik wurde bisher als "Jackson Technology" bezeichnet; das offizielle Intel-Label heisst "Hyperthreading".



Die erste funktionierende Hyperthreading-Implementation - gerüchteweise soll die Technik testweise schon im P4-Design integriert, aber nicht für die Benutzung aktiviert sein - kommt vermutlich im demnächst erscheinenden Pentium-4-Xeon-Serverprozessor "Prestonia" zur Welt. Der Chip wird in 0,13-Mikron-Technik hergestellt, kommt mit 512 KB L2-Cache und in Geschwindigkeiten von vorerst 1,8 bis 2,2 Gigahertz. Damit kommen endlich höhere Geschwindigkeiten sowie die Pentium-4-Vorzüge in speziell für Server entwickelte Prozessoren.




Im Lauf der Zeit soll Hyperthreading auch in andere Bereiche vorstossen. Dazu Intel-CTO-Gelsinger: "Zuerst wird Hyperthreading nur in Server-Xeons implementiert. Später im Jahr wird es auch den Desktop-Bereich erobern und danach eventuell sogar in Mobile-Prozessoren zur Verfügung stehen."



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