Chancen und Risiken von Firmen-Blogs

Chancen und Risiken von Firmen-Blogs

29. April 2005 - Vor allem in den USA ermuntern immer mehr Unternehmen ihre Mitarbeiter dazu, ein Weblog zu führen.
Artikel erschienen in IT Magazine 2005/09

Ein Gespenst geht um in der Unternehmenskommunikation, ein Gespenst mit Namen Blog. Immer mehr Firmen, vorerst vor allem in den USA, entdecken das Internet-Tagebuch oder Weblog als Mittel zur Verbreitung ihrer Messages. Neben klassischen Medienkonzernen sind es vor allem IT-Unternehmen, die ihre Mitarbeiter dazu anhalten, Blogs zu führen und sich so mit den zahlreichen Kollegen in der sogenannten Blogosphere auszutauschen und zu verlinken. Laut dem Weblog-Auswerter Technorati existieren gegenwärtig gut neun Millionen Blogs im World Wide Web – und jeden Tag kommen 38'000 dazu. Auch das Wirtschaftsmagazin «BusinessWeek» hat jetzt die potentielle Bedeutung der Webtagebücher erkannt und widmet
dem Thema in der Ausgabe vom
2. Mai einen längeren Artikel mit dem Titel «Blogs will change your business».





Dieser Überzeugung sind offenbar auch IT-Riesen wie Sun Microsystems, Microsoft und IBM. Vor allem Sun verspricht sich vom Blog-Einsatz eine massiv erhöhte Aufmerksamkeit seitens der Öffentlichkeit und einen intensiveren Know-how-Austausch zwischen Forschern und Entwicklern. Über 1000 der 32'000 Sun-Angestellten führen Webtagebücher über ihre Arbeit. Der prominenteste unter ihnen ist Sun-Präsident und -COO Jonathan Schwartz. Sein Blog wird jeden Monat von Zehntausenden von Besuchern gelesen. «Mein Standpunkt ist klar: Je mehr unsere Investoren und Kunden über uns wissen, desto besser ist das für uns», erklärt Schwartz, der in seinem
Blog auch schon mal Suns eigene Entscheidungen und Geschäftspraktiken kritisiert – auch wenn die meisten Einträge gegen Konkurrenten wie Hewlett-Packard und IBM zielen.




Das Wachstum der US-Blogosphäre


Ein zweischneidiges Schwert

So positiv die starke Präsenz in der Blogosphere für ein Unternehmen auch sein mag, zwiespältig ist sie allemal. Das zeigt beispielsweise der Fall Mark Jen. Er wechselte im Januar von Microsoft zu Google und führte gleich ein Webtagebuch. Ein paar Tage später wurde er wieder entlassen. Jen hatte keineswegs geheime Interna in seinem Blog ausgeplaudert, sondern bloss konstatiert, dass Googles Gesundheitsvorsorge weniger grosszügig sei als diejenige seines vormaligen Arbeitgebers Microsoft – und dass die kostenlosen Mahlzeiten bei Google wohl dazu dienten, dass die Angestellten übers Nachtessen 4 hinaus arbeiten sollten. Nach der Entlassung von Jen nahm die Blogosphere Google massiv unter Beschuss. Der Websuche-Spezialist rechtfertigte sich mit dem Argument, von den Mitarbeiter-Bloggern werde gesunder Menschenverstand erwartet. Als Faustregel gelte, dass nicht gebloggt werden soll, was man nicht an eine grosse Zahl von Unbekannten mailen würde. Jen hatte diesem Anspruch offenbar nicht genügt.





Das Beispiel verdeutlicht die Schwierigkeiten, in die sowohl eine Unternehmensleitung als auch ein Mitarbeiter geraten können, wenn keine klareren Blogging-Richtlinien existieren. Allerdings macht Firmen-Weblogging keinen Sinn mehr, wenn jeder Eintrag eines Mitarbeiters geprüft und womöglich noch durch die Kommunikationsabteilung geschleust wird, bevor er veröffentlicht werden darf.

 
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