Der Mac wird zum PC

Die Mac-Anwender reagieren erstaunlich positiv auf den Wechsel von IBM zu Intel.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/12

     

Intel-CPUs in Mac-Rechnern? «Die Gerüchte sind so alt wie der Mac selbst», liess sich vor rund zwei Wochen Andreas Rutishauser vom Vorstand der Macintosh Users Switzerland (MUS) zitieren. Doch dieses Mal entpuppten sich die Mutmassungen als wahr. Apple kündigte an der Entwicklerkonferenz WWDC in San Francisco an, binnen eines Jahres Macintosh-Computer mit Intel-Prozessoren anzubieten und bis Ende 2007 die gesamte Mac-Produktlinie auf Chips von Intel umzustellen. Prompt stellte CEO Steve Jobs während seiner Keynote das Betriebssystem Mac OS X «Tiger» auf einem Intel-basierten Mac vor. «Intel hat
die bei weitem überzeugendste Roadmap», so Jobs. Und Andrea Brack von Apple Schweiz ergänzt, dass man keine Möglichkeit mehr gesehen habe, mit PowerPC-Chips bessere Rechner zu bauen. Offenbar konnte IBM weder den versprochenen G5 mit 3 GHz noch eine stromsparende G5-Version für Notebooks liefern.


Portierung kein Problem

Die Portierung der Software von der PowerPC-Plattform auf x86er-Chips soll kein Problem darstellen, so Jobs. Die meisten Applikationen müssen einfach neu kompiliert werden. Neben dem Emulator «Rosetta» (Experten beurteilen diesen skeptisch) bietet Apple für 999 Dollar bereits das Developer Transition Kit für Entwickler an, das laut Brack «weggeht wie warme Semmeln». Zudem, so Brack weiter, hat Apple das Betriebssystem bereits seit fünf Jahren parallel für PowerPC- und Intel-CPUs entwickelt. Dies allerdings so geheim, dass sogar bei Apple selbst nur wenige davon wussten.
Auch Intel beabsichtigt, im Laufe des Jahres Entwicklerwerkzeuge für Apple bereitzustellen, darunter den Intel C/C++ Compiler, den Intel Fortran Compiler, die Intel Math Kernel
Libraries und Intel Integrated Performance Primitives.


Anwender nicht verärgert, sondern gespannt

Das Feedback, das man bisher bekommen habe, sei vorwiegend positiv, vor allem von der Entwicklerseite, so Brack. Sie gesteht aber ein, dass es auch vorsichtigere Reaktionen gab. Diese dürften vor allem in der
Mac-Fangemeinde zu finden sein.
So liess denn MUS-Ehrenmitglied Felix Thomann vor Bekanntgabe
der Apple-Intel-News verlauten,
er sei sicher, dass Apple bei einem Schwenk auf Intel seine «seit
über zwanzig Jahren treue Fange-
meinde massiv verärgern würde.» Fabian Frei, Präsident von Mac@HSG, äussert sich folgendermassen:
«Die gemischten Gefühle kommen wahrscheinlich daher, dass in den vergangenen Jahren Apples Marketing die Intel-Prozessoren als schwächere Konkurrenzprodukte dargestellt hat – und nun wird man diese selber verwenden.» Er sei gespannt, wie der Übergang
verlaufen werde. Manfred Heinze, Betreiber des Mac-Blogs mac-essentials.de, der beim Auftauchen des Gerüchts ebenfalls äusserst skeptisch war, wertet den Schritt nun primär positiv: «Intel wird für Apple sofortige und industrieweite Anerkennung bedeuten, eine ausreichende Versorgung mit Chips und letztlich die Chance, OS X als echte Alternative zu Windows zu vermarkten. Ich persönlich glaube,
dass dies ein mutiger und richtiger Schritt ist.»

(mw)


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