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Die Briefmarke aus dem Drucker kommt im Herbst

Der gelbe Riese hat das Stampit-System der deutschen Post lizenziert.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/01

     

Die Schweizerische Post kommt dem Ziel "digitale Briefmarke" einen Schritt näher. Vergangene Woche wurde das System Stampit der deutschen Post lizenziert. Nun wird voraussichtlich im Sommer ein umfangreicher Pilotbetrieb gestartet.Die hiesige Post wurde bereits im Mai letzten Jahres in Sachen digitale Briefmarke aktiv. Damals wurde mit der deutschen Software ein Testbetrieb in Zusammenarbeit mit rund 30 Testkunden in Angriff genommen.




Der nächste Schritt nach der nun erfolgten Lizenzierung des Systems ist die Anpassung der Lösung auf die schweizerischen Verhältnisse, bevor mit dem Pilotversuch gestartet werden kann. Wer an diesem Versuch teilnehmen kann, ist derzeit noch Gegenstand von Diskussionen. Wahrscheinlich, so Postsprecher Oliver Flüeler, werde das Teilnehmerfeld gegenüber dem ersten Test leicht ausgeweitet.

Schreiben, drucken, senden

Die Idee hinter Stampit ist relativ simpel. Der Benutzer installiert auf seinem Rechner die entsprechende Client-Software. Um einen Brief oder einen Umschlag zu frankieren, druckt er mit einem Tintenstrahl- oder einem Laserdrucker einen Datenmatrixcode als kleines Quadrat auf das Papier. In diesem Code enthalten sind Informationen über den Absender, den Wert der Frankierung sowie das Erstelldatum der elektronischen Briefmarke. Die Codierung soll dabei fälschungssicher sein.



Die Tester hätten vor allem die einfache Bedienbarkeit des Tools sowie die Möglichkeit der Integration in Word und Excel geschätzt. Doch noch ist nicht alles perfekt. "Grosskunden wünschen sich noch Möglichkeiten zur zentralen Verwaltung von Stampit sowie verschiedene Berechtigungsstufen. Wir prüfen derzeit mit der deutschen Post, ob so etwas in eine Professional-Version integriert werden könnte", gibt Flüeler Auskunft.




Über Geld wird diskutiert

Jedoch will man vor allem KMU ansprechen. "Stampit richtet sich an kleinere Unternehmen, Vereine und Organisationen mit 20 bis 100 Briefen pro Woche, für die sich eine eigene Frankiermaschine oder die bestehenden intelligenten Frankiersysteme nicht rechnen", definiert Flüeler das Zielpublikum.



Abgesehen davon stehen aber noch etliche Fragezeichen hinter Punkten wie dem Pricing oder dem Einsatz eines eigenen zentralen Stampit-Servers durch die Schweizerische Post. Während des Pilotversuchs wird der Server durch die deutsche Post betrieben. "Sollte der Dienst kommerziell lanciert werden, ist es denkbar, dass wir den zentralen Server selbst betreiben", gibt Flüeler Auskunft.




Die Frage, wie die Abrechnung erfolgen wird, steht noch völlig offen im Raum. In Deutschland kann der Kunde ein Portokonto auf dem Postserver mit einem Guthaben aufladen. Flüeler dazu: "Hierzulande wäre die Koppelung mit Postfinance eine Variante. Wir wägen zurzeit die verschiedenen Möglichkeiten ab." Auch das Pricing der Software steht noch nicht fest. In Deutschland kostet das Tool rund 80 Euro.



Die Post wird sich also in naher Zukunft noch einige Gedanken zum Thema machen müssen, denn laut Flüeler ist geplant, im Herbst den Dienst kommerziell anzubieten. So sehe zumindest die Grobplanung aus, aber bei E-Business-Projekten müsse man ja immer vorsichtig sein mit Terminen.



In Deutschland können bereits 40'000 Stampit-Kunden gezählt werden. Es ist gut möglich, dass das System auch in der Schweiz Erfolg haben wird, schliesslich hantiert auch hierzulande ein kleines Unternehmen nur ungern mit Briefmarkenbögen. Die einzig Leidtragenden der digitalen Revolution beim Briefversand dürften die Briefmarkensammler sein, die sich wohl über kurz oder lang nach einem neuen Hobby umsehen müssen.



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