Internet Schweiz: Viel ISDN, kaum Breitband-Zugänge
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/35
Die Vermarktungsgesellschaft IP hat zusammen mit der RTL Group eine Studie mit der Bezeichnung "Internet 2002 - International Key Facts" zusammengestellt. Unter die Lupe genommen wurde die Online-Nutzung in 21 europäischen Ländern, darunter alle EU-Staaten sowie Norwegen, Polen, Tschechien, Ungarn und auch die Schweiz. Als Referenz wurde der US-Markt herangezogen.
Wichtigste Erkenntnis der Untersuchung: Immer mehr Europäer sind online. Im ersten Halbjahr waren es bereits 40 Prozent, verglichen mit 36 Prozent im Jahr 2001 und 33 Prozent im Jahr 2000. Im Vergleich mit den USA liegt die alte Welt aber nach wie vor ziemlich hinten. 59 Prozent sind jenseits des Atlantik bereits im World Wide Web.
Nordische Staaten brauchen sich hinter den USA aber gar nicht zu verstecken. In Skandinavien liegt der Anteil der Bevölkerung, die online ist, im Bereich von 60 bis 70 Prozent. Dagegen hinkt der europäische Süden, namentlich Spanien, Portugal und Italien, mit Werten zwischen 22 und 24 Prozent dem europäischen Mittel hinterher. Schlusslicht bildet Griechenland, wo sich erst 10,1 Prozent der Bevölkerung im Web tummeln.
Die höchsten Wachstumsraten bei der Internetnutzung in Europa haben die Oststaaten Tschechien (plus 42%) sowie Polen (plus 34%).
Der grösste europäische Internetmarkt liegt in Deutschland, der 23,5 Prozent der gesamten europäischen Internet-Nutzerschaft stellt. Auf Platz zwei und drei folgen Grossbritannien (15,3%) sowie Frankreich (13,3%). Auf die Schweiz entfallen 2,4 Prozent der europäischen User.
Die wertvollsten E-Commerce-Nutzer hingegen kommen aus Grossbritannien. Knapp 6,5 Milliarden Euro wurden auf den Inseln via Web ungesetzt. In Deutschland waren es rund 5 Milliarden Euro. Unsere nördlichen Nachbarn verbringen zudem am meisten Zeit im Internet. 522 Minuten ist der durchschnittliche deutsche Surfer online. Die Spanier bringen es auf 495, die Franzosen auf 476 Minuten. Die Schweiz liegt mit 390 Minuten im Mittelfeld. Zum Vergleich: In den USA sind es durchschnittlich pro User 672 Minuten pro Monat.
Einen weiteren Studienpunkt bildet der Anteil der User, die breitbandig durchs Internet kreuzen. Hier führt Österreich die europäische Rangliste an. 29 Prozent aller Internet-User in unserem östlichen Nachbarland besitzen eine High-Speed-Anbindung. Dahinter folgen die Niederlande (26,5%) und Belgien (21,5%). In der Schweiz - auf dem viertletzten Platz - sind es laut Studie 5,6 Prozent. Dafür findet man in der Schweiz hinter Norwegen, Deutschland und Luxemburg am viertmeisten ISDN-User (32,2%) in Europa.
Ebenfalls spannend ist ein Preisvergleich, wobei die Daten im August 2001 erfasst wurden. Erhoben wurden die Kosten für 20 Stunden surfen zum Hochtarif. In den USA kostete das 23,70 Euro. In Deutschland beispielsweise bezahlte man knapp 29, in Frankreich etwas über 30 Euro. In der Schweiz berappte man für die 20 Stunden im August 2001 43,50 Euro, womit man sich im Mittelfeld bewegte. In Belgien dagegen kostete der Spass über 75 Euro, in Tschechien über 90 und in Ungarn sogar beinahe 140 Euro.
Zu guter Letzt wurde auch der Markt der krisengeschüttelten Online-Werbung beäugt. 2001 konnte der Werbemarkt im Online-Bereich um 3 Prozent zulegen und war eine runde Milliarde Euro wert. 750 Millionen davon entfielen auf Werbung in Deutschland, Frankreich, Grossbritanien, Italien und Schweden. In der Schweiz wurden 2001 12,5 Millionen in Internet-Werbung gesteckt, dies gegenüber 21 Millionen im Vorjahr. Dieser Einbruch von rund 40 Prozent war der höchste in ganz Europa.
Mit 26 Prozent der gesamten Online-Werbeausgaben konnten sich Site-Betreiber in Grossbritannien den grössten Kuchen unter den Nagel reissen. Dahinter folgt Deutschland mit 18 Prozent Anteil an der Milliarde Euro Umsatz. Der Schweizer Anteil von 1,2 Prozent ist hingegen verschwindend klein.