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"Wir haben uns auf Kundenwünsche fokussiert."

Anders Hejlsberg, Erfinder von C#, bezieht im Interview Stellung zur Programmiersprache.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/08

     

Anders Hejlsberg entwickelte Turbo Pascal und prägte den Nachfolger Delphi mit. 1996 wechselte er zu Microsoft. Er ist Chef-Entwickler der Programmiersprache C# und massgeblich an der Entwicklung des .Net-Framework beteiligt.



InfoWeek: Wann begann die Entwicklung an C#?


Hejlsberg: Im Januar 1996. Damals waren wir lediglich 4 bis 5 Leute - die talentiertesten Entwickler, mit denen ich jemals zusammengearbeitet habe. Wir trafen uns jeden Montagnachmittag, um über die Spezifikationen zu diskutieren. Innerhalb eines Jahres hatten wir einen ersten Prototyp fertig und dabei auch einen grossen Teil der C++-Klassenbibliothek nach C# portiert. Es ist eine seltene Gelegenheit, eine neue Programmiersprache entwickeln zu können und dabei eine Firma wie Microsoft im Rücken zu haben.




InfoWeek: Was ist die grösste Schwäche der Java-Technologie, und wie macht es C# besser?


Hejlsberg: Wir haben bei der Entwicklung von C# nicht gezielt nach Schwachstellen in Java gesucht und uns überlegt, wie wir es besser machen können. Das wäre ein eher reaktionärer Ansatz gewesen. Wir haben vielmehr versucht, uns auf das zu fokussieren, was unsere Kunden wollen. Das brachte uns fast automatisch zu den Web-Services. Die Welt bewegt sich auf Systeme zu, die miteinander verbunden sind und zusammenarbeiten können. Diese Vorgabe wurde mit .Net und C# umgesetzt.



InfoWeek: Entwickelte sich C# so wie Sie es sich vorgestellt hatten?


Hejlsberg: Ich bin sehr zufrieden damit. Bei der Entwicklung von Softwarewerkzeugen geht es immer darum, den richtigen Kompromiss zu finden. Vor etwa zehn Jahren bestand das Erlernen einer Programmiersprache zu 50 Prozent aus der Sprache selbst und zu 50 Prozent aus den API. Bei C# und .Net sind es nur noch drei Prozent für die Sprache und 97 Prozent für die API. C# reduziert die Einstiegsschwelle drastisch. Das ist etwas, auf das ich sehr stolz bin. C# verhilft Entwicklern zu einer deutlichen Produktivitätssteigerung, indem es ihre Freiheiten zwar ein wenig einschränkt, aber auch dafür sorgt, dass C++-Programmierer auf den vorhandenen Kenntnissen aufbauen können.



InfoWeek: Wie sieht es mit der künftigen Entwicklung von C# aus?


Hejlsberg: Wir wollen die Sprache nicht mit Elementen überladen, sondern das Ganze ausbalancieren. Aus diesem Grund sind wir sehr vorsichtig, was die Einführung neuer Features angeht. Vor allem möchten wir keine Spezialbefehle einführen, die lediglich eine kleine Gruppe von Entwicklern benutzen würden. Wir wollen die Sprache so erweitern, dass möglichst viele Entwickler davon profitieren. Ein Bereich, den wir uns anschauen, sind so genannte Generics, mit denen ein parametrisierbarer Polymorphismus möglich wird. Ein anderer Bereich betrifft Verbesserungen am Compiler. Unter dem Projektnamen "Bartok" arbeiten wir einem optimierenden Compiler für IL-Code.



InfoWeek: Wann wird es C# für andere Plattformen geben?


Hejlsberg: Im Rahmen unserer Shared Source Common Language Infrastructure (SCLI) gibt es zwei Schwerpunkte: Erstens, dass die Software auf anderen Plattformen läuft. Zweitens, dass der Sourcecode einsehbar wird. Wir rechnen mit dem ersten offiziellen Release einer SCLI-Version von C# in den nächsten zwei Monaten.



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