Programmieren gehört unbestrittenermassen zum unerlässlichen Handwerkszeug einer jeden Informatikerin und eines jeden Informatikers. In der Frühzeit des Computerzeitalters wurden die Konzepte Algorithmen und Programmierung denn auch alsbald als gleichermassen revolutionär wie grundlegend erkannt und in den 1970er und 1980er Jahren in vielen Ländern als vollwertiger Bestandteil in den Gymnasiallehrplan aufgenommen. Mit der Zeit reduzierte sich der Informatikunterricht jedoch zu einer blossen Ausbildung zur Erlangung des «Computerführerscheins». Die Vermittlung von grundlegendem Informatikwissen wurde durch das Erlernen des Umgangs mit kurzlebigen und pädagogisch ungeeigneten Softwaresystemen ersetzt. Die Bildungspolitiker und Schulen erkannten, dass eine solche Informatik weder Substanz noch Nachhaltigkeit besitzt und eliminierten sie kurzerhand: Heute gibt es in den meisten Gymnasien des deutschsprachigen Raums keinen eigentlichen Informatikunterricht mehr.
Dies hat sich allerdings im Nachhinein als Fehlentscheidung erwiesen. Die Informatik hat sich nämlich in den letzten zwei Jahrzehnten gewaltig entwickelt. Heute müsste eigentlich jedes moderne Gerät mit «Informatics inside» beschriftet sein und jedes Forschungsresultat in vielen klassischen Gebieten wie Physik, Chemie, Biologie etc. mit «Informatics underneath». Nicht ganz zu Unrecht kennzeichnet der Turing-Preisträger Jim Gray die Informatik als die «neue Mathematik». Dank ihr konnten in vielen Gebieten der Grundlagenforschung sowie der angewandten technischen Disziplinen wesentliche Fortschritte erzielt werden. Die Anzahl der Anwendungen wie auch der Forschungsrichtungen in der Informatik selbst ist in den letzten Jahren so stark gewachsen, dass es sehr schwierig geworden ist, ein einheitliches, klares Bild der Informatik zu vermitteln.