Sichere Browser-Gazelle
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2009/04
Forscher von Microsoft Research haben zusammen mit den Universitäten Illinois und Washington ein Konzept für einen sicheren Webbrowser namens «Gazelle» entwickelt. Gazelle soll im Gegensatz zu anderen Browsern nicht nur Webseiten anzeigen, sondern als im Browser laufendes Betriebssystem fungieren. Der Kernel ist dabei exklusiv für die Ressourcenverteilung an einzelne Applikationen und deren Kommunikation untereinander zuständig. Jede aufgerufene Webapplikation soll unabhängig und abgeschottet von den anderen laufen. Jede Webseite stellt eine neue Instanz dar, die inklusive aller benötigten Komponenten wie HTML- und Stylesheet-Parser, JavaScript-Engine, Layout-Renderer und Browser-Plug-ins unabhängig von den anderen Instanzen abläuft.
Das Flexible Display Center (FDC) der Arizona State University arbeitet zusammen mit E Ink an berührungsempfindlichen, biegbaren Displays. Dabei setzen die Forscher auf induktive Touchscreens, die sich problemlos biegen lassen und dabei keine Fehlimpulse erzeugen. Eine Kunststoffstruktur von Dupont wird als Rückwandplatine eingesetzt. Erste Bildschirme aus elektronischem Papier wurden bereits einem Test unterzogen, der Militäranwendungen simuliert. Ziel der Forscher ist es, mobile Geräte mit grosser Robustheit zu entwickeln. Ein erster Kunde ist laut einem Bericht von «Technology Review» das US-Militär. Das erste Gerät aus einem solchen berührungsempfindlichen, biegbaren Display soll noch in diesem Jahr erscheinen.
Anlässlich seiner alljährlichen Forschungsschau Techfest hat Microsoft einen Server präsentiert, der aus 50 einzelnen Atom-Mainboards besteht. Der «Cooperative Expendable Micro-Slice Server» soll dank der verwendeten Prozessoren ganz ohne Kühlung auskommen. Microsofts Ziel ist es, herauszufinden, wie sich Server aus den besonders sparsamen Prozessoren bauen und für typische Serveraufgaben einsetzen lassen. Die einzelnen Systeme verfügen über typische Notebook-Stromsparfunktionen. Die Redmonder haben diese mit einem Kontrollsystem namens «Marlowe» erweitert, das anhand der aktuellen Last entscheidet, wie viele Systeme laufen müssen. Erste ernsthafte Tests mit dem Prototypen sollen erfolgreich verlaufen sein.
Forscher der University of Michigan wollen mit einer neuen Technologie namens «Powernap» in Kombination mit einer weiteren Neuentwicklung «Rails» (Redundant Array for Inexpensive Load Sharing) schon bald Server in den Schlaf schicken. Damit soll der aktuelle Missstand, dass Server in der Regel nur eine mittlere Auslastung von 20 bis 30 Prozent haben und somit unnötig viel Strom verbrauchen, behoben werden. Der Energieverbrauch von Rechenzentren soll dank den Powernaps um bis zu 75 Prozent gesenkt werden.
Um die Server in einen Schlafmodus zu versetzen, nutzt man ein neues Betriebssystem. Mit bestehenden wäre es laut Thomas Wenisch, Professor im Department Electrical Engineering und Computer Science an der Uni Michigan, nicht möglich. Der Grund liegt im geringen Zeitabstand, in dem die Server von ungenutzt zu voll ausgelastet wechseln müssen. Er liegt laut Messungen der Forscher im Millisekundenbereich. Während es also grundlegend neue Software braucht, sei hardwareseitig eigentlich alles vorhanden. In Notebooks oder Smartphones würden heute bereits gute Technologien stecken, die den Schlafmodus ermöglichen und nur auf Server adaptiert werden müssten. Aber: Eine grosse Hardware-Anpassung gibt es dennoch, und zwar bei den Netzteilen. Aktuelle Geräte, die um die 2250 Watt Strom verbrauchen, würden gemäss den Forschern auch im Schlafmodus mächtig saugen. Sie müssen deshalb durch kleinere «Rails» mit beispielsweise 500 Watt ersetzt werden.
Das Forschungsprojekt wird von der National Science Foundation sowie Intel unterstützt und die Technologie ist bereits patentiert. Gesucht wird nur noch ein Industrie-Partner.