Der alternative E-Mail-Service aus der Schweiz
Quelle: Infomaniak

Ik.me

Der alternative E-Mail-Service aus der Schweiz

Aus der Westschweiz kommt ein neuer, kostenloser E-Mail-Dienst, der den Anspruch hat, eine echte Alternative zu den Angeboten der grossen Internet-Riesen zu sein – ohne Werbung und mit Datenhaltung in der Schweiz. Wir haben Infomaniak Mail einem Testlauf unterzogen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2021/01

     

Die Roadmap von Infomaniak für das Jahr 2021 ist ambitioniert. Der Hosting Provider mit Sitz in Genf hat eine Suite von Tools für Private und Unternehmen entwickelt, die eine «echte ethische Schweizer Alternative» zu den etablierten Angeboten grosser Player wie etwa Google mit seinem Google Workspace (ehemals G Suite) bieten sollen. Das ist eine selbstbewusste Ansage, andererseits war der Zeitpunkt für die Lancierung eines solchen Dienstleistungspaketes angesichts der Digitalisierungsbemühungen vieler Unternehmen im Zuge der Coronapandemie wohl selten besser.


Zur Suite gehören nebst der Dokumentenverwaltungslösung Kdrive auch die Kommunikationslösung Kmeet, der Datentransferdienst Swisstransfer.com, der verschlüsselte Nachrichten-Service Kpaste sowie My Ksuite, mit der Unternehmen ihr Branding und ihre Domain in die Tools von Infomaniak integrieren können. Neu im Angebot des Hosting Providers findet sich seit November 2020 auch der E-Mail-Dienst Infomaniak Mail oder kurz Ik.me, den wir hier genauer unter die Lupe nehmen wollen.

Anders und doch sehr ähnlich

Infomaniak Mail ist ein kostenloser E-Mail-Service, der komplett in der Cloud von Infomaniak gehostet wird. Damit verbleiben auch jegliche Daten der Nutzer in der Schweiz, ein sehr gutes Argument in Bezug auf den Datenschutz. Auch Teil des Angebots sind 20 GB Speicherplatz, und Infomaniak verspricht, keine Werbung im Postfach anzuzeigen und die Daten der Nutzer nicht an Dritte zu verkaufen. Der Hosting Provider macht den Einstieg in seinen E-Mail-Dienst denkbar einfach. Lediglich ein paar wenige Angaben wie Vorname, Name und Mobiltelefonnummer reichen aus, um eine neue E-Mail-­Adresse zu erstellen, und nach der Verifizierung via SMS-Code kann man bereits die eigene Inbox unter mail.infomaniak.com ansteuern.

Dafür, dass Infomaniak den Anspruch hat, eine Alternative zu den Angeboten der Web-Giganten zu bieten, ähnelt das User Interface von Ik.me doch sehr stark Googles altbekannter Lösung Gmail. Das muss nicht unbedingt als Kritik gewertet werden, denn schliesslich ist Gmail schon seit Jahren am Markt und dessen Design hat sich offenbar bewährt. Überhaupt nutzen die meisten gängigen E-Mail-Plattformen und -Clients einen ähnlichen Aufbau: links in einer vertikalen Leiste die verschiedenen Postfächer, in der Mitte des Interface eine Liste mit den E-Mails im jeweiligen Postfach sowie die Anzeige des Inhalts der ausgewählten E-Mail-­Nachricht und in der Kopfzeile verschiedene Menüpunkte mit den Einstellungen des Web Clients.


Selbst die Shortcuts zu den weiteren Tools der Suite, den Einstellungen und dem Profil, die sich bei Ik.me in der oberen rechten Ecke des Screens befinden, sind quasi analog zu denen in Gmail, in der Anordnung wie auch im Design. Bei Ik.me findet man in diesem Bereich aber noch ein weiteres Icon, das den Konfigurationsassistenten für die Synchronisierung der eigenen Daten auf verschiedene Geräte aufruft. Zudem ist im Hauptfenster auch eine Anzeige des aktuell verwendeten Speichervolumens integriert. Somit haben die Nutzer jederzeit einen Überblick über den noch zur Verfügung stehenden Speicherplatz. Das Design dürfte den meisten E-Mail-Nutzern im Grundsatz also bekannt vorkommen.

Gute User Experience mit kleinen Makeln

Die Bedienung des Web Client ist kinderleicht und geht schon nach wenigen Handgriffen wie selbstverständlich von der Hand. Der Button zum Verfassen einer neuen Nachricht ist gross und prominent platziert und öffnet ein Fenster, das jedoch definitiv zu klein geraten ist und zudem leicht zu übersehen, weil es sich farblich kaum vom Rest des Interface abhebt – immerhin lässt sich dieses Problem aber in den Einstellungen durch die Umstellung auf das Dark Theme etwas lindern. Die Grösse des Fensters lässt sich auch nicht beliebig anpassen, sondern nur maximieren, was das Verfassen der Nachricht aber erheblich erleichtert. An solchen Kleinigkeiten merkt man, dass Ik.me eine noch junge Lösung ist und noch hier und da einen Feinschliff der Entwickler benötigt.

Gut gelungen ist dafür die Integration mit Kdrive. Via Ordner-Button in der Fussleiste des E-Mail-Fensters lassen sich Dateien aus dem Speicherdienst vom Infomaniak mit wenigen Klicks entweder als Link oder Anlage versenden. Auch sinnvoll: Im Hauptmenü findet sich ein Untermenü mit der Bezeichnung Erweiterte Aktionen. Hier versteckt sich unter anderem ein Assistent zum Import von Nachrichten aus anderen E-Mail-Diensten. Gerade für Nutzer, die beispielsweise von Gmail, Yahoo, Outlook, Hotmail oder anderen Services umsatteln wollen, ein willkommenes Feature. In nur drei Schritten lassen sich die E-Mails aus anderen Postfächern in die Inbox von Ik.me kopieren. Zunächst muss die Datenquelle angegeben werden und danach das Zielkonto bei Infomaniak Mail und schon startet der Kopiervorgang.


Ansonsten bietet Ik.me weitgehend dieselben Features wie andere E-Mail-Clients, so etwa die Möglichkeit, neue Ordner zu erstellen und diese beliebig zu organisieren. Zusätzlich kann aber auch die Funktion dieser Ordner neu definiert werden, beispielsweise als Posteingang, Spam-Ordner, Archiv oder Papierkorb. Auch das Einstellungsmenü ist sehr einfach gestaltet und bietet zwar weitaus weniger Optionen als beispielsweise Gmail, ist dafür aber um einiges übersichtlicher. Alle Einstellungen sind in lediglich drei Kategorien unterteilt. Unter Allgemein können das Erscheinungsbild des Web Clients sowie die Sende- und Empfangsoptionen konfiguriert werden, während sich im Reiter E-Mail-Adressen etwa das Passwort ändern und Signaturen, Weiterleitungen, automatische Antworten sowie Ordner- und Sicherheitsoptionen definieren lassen. Und schliesslich gibt es einen Menüpunkt Shortcuts, in dem alle Tastenkombinationen aufgelistet werden, die im Web Client spezielle Aktionen auslösen.

Mehr als nur E-Mails

Ik.me ist jedoch mehr als nur ein Online-Service, mit dem sich E-Mails verschicken und empfangen lassen. Die Lösung lebt unter anderem auch davon, dass über die weiteren Online-Tools der Suite von Infomaniak zusätzliche Dienste und Funktionen genutzt werden können, bis zu einem gewissen Grad ebenfalls kostenlos. Zugänglich sind diese direkt aus dem Mail-Interface, indem man entweder links oben im Fenster auf das kleine Pfeilsymbol oder auf das Gitter-Symbol in der oberen rechten Ecke des Fensters klickt.

Zum einen bietet Infomaniak Mail auch einen Kalender, der mit Ik.me integriert ist. Darin lassen sich beispielsweise Ereignisse wie Besprechungen erstellen und auch direkt virtuelle Sitzungsräume in Kommunikations-Tool Kmeet hinzufügen. Und Einladungen, die man via E-Mail erhält, lassen sich aus Ik.me direkt in den Kalender übertragen, ähnlich wie bei Gmail oder Outlook. Wichtig zu wissen ist auch, dass man mit einem Konto bei Ik.me auch Zugriff auf Kdrive erhält, dem Online-Speicherdienst von Infomaniak. Immerhin 3 GB an Daten kann jeder Ik.me-Nutzer so kostenlos in der Cloud speichern, mit Hosting in der Schweiz, wohlbemerkt. Google bietet bei Google Drive zwar 15 GB gratis Speicherplatz, doch die 3 GB von Kdrive dürften für viele Nutzer dennoch genügend sein, zumindest für eine Weile. Zusätzlicher Speicherplatz kostet jedoch auch bei Infomaniak etwas.


Ik.me ist eine voll funktionsfähige Lösung, es fehlen aber noch mehrere Features, welche die Entwickler in den kommenden Monaten nachreichen wollen. So ist die Grösse eines Postfaches derzeit noch auf 20 GB beschränkt. Ein zahlungspflichtiges Angebot, das diese Beschränkung aufhebt, und weitere Funktionen wie beispielsweise automatische E-Mail-Weiterleitungen freischalten, soll demnächst verfügbar sein. Und auch die Ansicht der E-Mail-Konversationen mit einem Kontakt im Contacts-Tool ist noch nicht implementiert. Der Hosting Provider plant ausserdem, in diesem Jahr mit der Entwicklung einer mobilen App für seinen E-Mail-Dienst zu beginnen. Diese soll dann sowohl für Android als auch für iOS verfügbar sein.

Fazit

Ik.me ist ein ausgereiftes E-Mail-Angebot, das vor allem im Zusammenspiel mit den weiteren Modulen der Suite auch für Unternehmen interessant sein dürfte. Zum einen, weil die Lösungen allesamt in der Schweiz gehostet werden und die Nutzerdaten somit ebenfalls stets im Lande bleiben, aber auch, weil die Bedienung so einfach von der Hand geht.

Positiv
+ sehr intuitiv nutzbar
+ guter Funktionsumfang
+ Hosting und Datenhaltung in der Schweiz


Negativ
- gewisse Features wie die Mobile Apps noch in Entwicklung
- noch kleine Makel im Design des Interface

Hersteller/Anbieter
Infomaniak

Preis
kostenlos bis 20 GB Speicherplatz, Preis und Verfügbarkeit des kostenpflichtigen Angebots noch nicht bekannt.

Wertung
Funktionalität 5 von 6 Sternen
Bedienung 5,5 von 6 Sternen
Preis/Leistung 6 von 6 Sternen
Gesamt 5,5 von 6 Sternen (luc)

Kommentare
Gerade beim Versuch eine E-Mail bei Infomaniak zu erstellen gescheitert. Chat ist ausser Betrieb. Nur vorgefertigte Antworten für Drittklässler sind verfügbar.
Dienstag, 12. Dezember 2023, Nikola Jogi

Hallo ....ich habe diesen Provider und werde in Kürze wechseln !!! Zu viele Ausfälle und false positive. Preis/Leistung : sehr schlecht Gruss heinz Schweitzer
Samstag, 25. Juni 2022, Heinz



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