Panoramios Weg zu Google
Quelle: Vogel.de

Panoramios Weg zu Google

Am 11. Web Monday haben die Entwickler von Panoramio einen Einblick gegeben, wie der Weg eines Start-ups zum Google-Übernahmekandidaten aussehen kann.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2010/01

     

Die Web-Szene Zürich lebt. Bester Beweis dafür sind die Web Mondays, die regelmässig von SwissICT-Award-Gewinner Amazee in der Limmatstadt durchgeführt werden. Mit den Web Mondays soll ein Austausch innerhalb der Schweizer Web Community stattfinden. Ausserdem sind die Anlässe Plattform für Start-ups, welche sich der Szene vorstellen können. Ab dieser Ausgabe wird Swiss IT Magazine regelmässig die Web-Monday-Start-ups präsentieren und die Leser so darüber auf dem Laufenden halten, was in der Internet-Szene Schweiz läuft.



Den Anfang zur Serie macht eine Plattform, die den Start-up-Status bereits hinter sich gelassen und überdies erreicht hat, wovon viele jungen Internet-Firmen träumen. Panoramio, die Photosharing-Website der zwei jungen spanischen Internet-Cracks Joaquín Cuenca Abela und Eduardo Manchón Aguilar, wurde im Mai 2007 von Google übernommen und in Google Earth sowie Google Maps integriert. Bis dahin war es jedoch ein steiniger – teilweise aber auch unterhaltsamer – Weg, wie Abela am 11. Web Monday in den Räumlichkeiten von Google erzählte.




Erfolgreich mit 250 Dollar

Abela und Aguilar hatten schon an verschiedenen Projekten – unter anderem an einer spanischen Version von Craiglist – gearbeitet, als Google Maps lanciert wurde. Ursprünglich verfolgten sie daraufhin das Ziel, eine Verknüpfung des Craiglist-Prinzips mit Google Maps auf die Beine zu stellen. «Nur leider hat das nicht richtig funktioniert. Doch dadurch habe ich begonnen, mit der Google Maps API herumzuspielen. Irgendwann begannen wir, Fotos mit Google Maps zu verknüpfen, und mochten die Idee.» Nach drei Monaten seien sie aber an denselben Punkt gekommen, wie mit anderen Projekten zuvor: «An den ‹We-are-almost-ready›-Punkt», wie Abela den Zustand beschreibt. Der Unterschied dieses Mal war der, dass sich die jungen Entwickler durchringen konnten, mit dem Projekt live zu gehen. Das war im Jahr 2005 – Panoramio war geboren. Schnell wurden erste Blogger auf das Projekt aufmerksam, und so entstand erstmals Traffic auf der Plattform. Wegen eines Bloggers sei man auch darauf gekommen, die Plattform für Google Earth anzupassen. Schliesslich wurde Panoramio auf Google Earth populär verlinkt, worauf sich der Traffic verzehnfachte, was bedeutete, «dass wir nun plötzlich 10 Dollar im Monat verdienten». Nach einer Weile sei das monatliche Einkommen gar auf 250 Dollar geklettert. «Wir waren also erfolgreich, auch wenn meine Mama immer noch fragte, warum ich nicht einen richtigen Job annehmen wolle.»



Mit einem Server zu Google

Einige Monate später wurden die Panoramio-Macher erstmals von Google kontaktiert. «Das war das erste Mal, dass ich Englisch sprechen musste», erinnert sich Abela lachend zurück. «Aber wir haben das meiste von dem verstanden, was gesagt wurde. Man wollte uns damals helfen, übernahm etwa die Kosten für den Server und lud uns in die USA an eine Konferenz ein.» An dieser Konferenz sei man dann eines der erfolgreichsten Google Mash­ups gewesen, was für Aufmerksamkeit sorgte. Wieder ein paar Monate später habe man bereits 800 Dollar pro Monat verdient, und Google habe plötzlich Interesse angemeldet, die Fotos direkt in Google Earth zu integrieren. «Google gab uns einige Tage für die Integration. Wir haben uns nichts weiter dabei gedacht, ausser, dass wir ein Feature von vielen sind. Dafür sollte unser Server schon aus­reichen.» Eigentlich hätte Google das Feature an einem Dienstag aufschalten wollen, doch an besagtem Dienstag passierte nichts, genauso wenig wie in den folgenden Tagen. «Am Wochenende darauf ging ich mit Freunden in die Berge. Um Mitternacht erhielt ich – mitten im nirgendwo – einen Anruf von Eduardo. Wir waren auf Google Earth. Und zwar als Default-Feature. Es ging genau acht Stunden, bis unser Server in die Knie ging», so Abela, und fügt grinsend hinzu: «Was haben die auch anderes erwartet?» Aber in den acht Stunden, in denen der Server gelaufen sei, habe man mehr Geld verdient als im ganzen Monat zuvor. In den folgenden zwei Monaten haben die beiden Entwickler viel Zeit damit verbracht, die Plattform zu optimieren. «Und sie funktionierte – gut genug für unsere Ansprüche zumindest.»



Und so kam es, wie es kommen musste: Panoramio wurde zum Erfolg. 17 Monate nach dem Start, im März 2007, konnte das Mil­lionste hochgeladene Foto vermeldet werden. Im Mai schliesslich übernahm Google Panoramio sowie seine Entwickler.



Zwei Dinge will Abela jungen Start-ups abschliessend mit auf den Weg geben: «Versucht neue Wege zu gehen. Und: Respektiert eure DNA, respektiert Euch selbst. Wenn Ihr mögt, was Ihr macht, dann ist es gut. Selbst wenn es nur zwei Dollar wert ist.» Denn was er gemacht habe, habe für ihn funktioniert – und jetzt sei er hier, als Teil von Google.





(mw)


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