Test Center – Netgear Orbi-960-Serie
Mit WiFi 6E auf Spatzen geschossen

Mit WiFi 6E auf Spatzen geschossen

Artikel erschienen in IT Magazine 2023/03

Einfach ist gut

Das Einrichten des Systems ist denkbar einfach – innerhalb von etwa 20 Minuten sind Aufbau und Konfiguration bereits fertig. Der Router wird über den 10-Gbit-Port an das bestehende Modem angeschlossen, die Satelliten verteilt man in seinen Räumlichkeiten. Für das Setup wird man angewiesen, sich die Orbi-App für das Smartphone herunterzuladen, die für Android und iOS verfügbar ist und den Nutzer durch die Einrichtung führt. Die App verlangt gleich zum Start die Erstellung eines Netgear-Accounts – für die Einrichtung eines WLAN-Mesh-Systems in unseren Augen vollkommen sinnfrei. Wir verstehen natürlich, dass man beim Hersteller grosses Interesse an den Daten hat, die darüber gesammelt werden können. Aus User-Sicht ist das aber überflüssig und der Sicherheit letzten Endes wohl auch nicht zuträglich. Bei der Einrichtung ist die App aber sehr hilfreich – über das Scannen des QR-Codes auf der Rückseite der Geräte wird das Netzwerk des Systems erkannt, die Identifikation der Satelliten erfolgt automatisch. Ebenfalls praktisch: Wenn einer der Satelliten schwachen Empfang hat, wird dies mittels verschiedenfarbigen Lichts angezeigt und man kann nachbessern.

Die App ist sehr übersichtlich gestaltet und erlaubt nach der initialen Einrichtung die Konfiguration des regulären WLAN-­Netzes, eines Gäste-WLANs und der Einrichtung eines 2,4-GHz-IoT-WLANs. In Letzterem lassen sich IoT-Geräte einbinden, die keine grosse Signalstärke, aber viel Reichweite brauchen, wie etwa ein Rasenmäher-Roboter in der hintersten Ecke des Gartens.

Weiter ist in der App auch die Konfiguration der Sicherheitslösung Netgear Armor (mit Bitdefender-Technologie) möglich. Als Käufer des Systems gibt es ein 30-Tage-Probeabo für den Dienst, im Anschluss kostet der Security-Service, der für den Einsatz des Systems nicht unbedingt nötig ist, dann 115 Franken jährlich. Relevanz findet der Dienst laut Hersteller besonders bei Geräten, die keine eigene Security-Software haben (z.B. IoT-Geräte und Spielkonsolen). Ein weiterer Service namens Smart Parental Controls für rund 70 Franken pro Jahr erlaubt ­zudem die Verwaltung des Online-Zugangs des Nachwuchses und kann auf Wunsch ebenfalls dazu gelöst werden.

Daneben bieten die App einen einfachen Gerätemanager, einen Speedtest, die WLAN-Analyse und einfache Einstellungen für die konfigurierten Netzwerke. Der Funktionsumfang der Mobile App hält sich damit stark in Grenzen und tiefergreifende Einstellungen müssen über das Web-Interface gemacht werden. Uns gefällt diese Aufteilung im Test sehr gut – wer den inneren Nerd wüten lassen will, bevorzugt wohl so oder so die Bedienung mit Maus und Tastatur. Und wer bloss den QR-Code fürs Netzwerk mit ­einem Gast teilen oder einen solchen kurzerhand aus dem Netzwerk werfen will, ist mit der App bereits bestens bedient.

Eine Nummer zu gross

Im Langzeittest besticht das System durch fantastische Abdeckung und hohen Datendurchsatz. Auch in unseren Aussenbereichen kann man neuerdings problemlos 4K-Videos streamen. Über die gesamte mehrwöchige Testdauer haben wir nicht ein einziges Problem registriert. Weiter haben wir, wie bereits schon angemerkt, die Einfachheit der App im Alltag durchaus geschätzt.

Fakt ist aber: Für eine kleine bis mittelgrosse Wohneinheit ist die Orbi-960-Serie masslos übertrieben. Bei einem ­grossen Einfamilienhaus mit hohen Ansprüchen oder im Büro (laut Hersteller lassen sich bis zu 200 Geräte verbinden) macht das System eine gute Figur. Das gilt für die Leistung, den Feature-Umfang und nicht zuletzt auch für das elegante Design der Geräte, die sich damit dezent in modernen Inneneinrichtungen einfügen. Wem weniger Leistung immer noch genügt und wer weniger ausgeben will, sollte sich als Alternative die 760-Serie ansehen (siehe Box). Für die meisten Privatanwender ist die Installation eines Orbi-960-Systems wohl wirklich kaum sinnvoll. Wer aber hohe Ansprüche hat und den wahrlich stolzen Kaufpreis von 1700 Franken nicht scheut, bekommt mit dem System ein WLAN-Mesh fürs (grosse) Heim oder Büro, das sich nicht nur bezüglich Leistung und Handling sehen lassen, sondern auch mit den bevorstehenden Entwicklungen in Sachen Glasfaser-Speed noch locker mithalten kann.
Der kleine Bruder: Netgear Orbi 760

Mit der Orbi-760-Serie bietet der Hersteller eine kleinere und vor allem auch günstigere Alternative zum 960-Flaggschiffmodell, die seit dem Herbst 2022 verfügbar ist. Das ebenfalls dreiteilige System soll eine Fläche von immerhin 525 Quadratmetern abdecken können und bietet ebenfalls WiFi-6-Standard, nur ohne das «E» – sprich ohne 6-GHz-Band, dafür aber ebenfalls mit dem dedizierten Backhaul-Kanal. Auch die 760-Serie lässt sich mit weiteren Satelliten erweitern. Der Preis liegt bei deutlich angenehmeren 700 Franken für das 3er-Set, das zweiteilige System kostet 500 Franken und für weitere Satelliten werden 250 Franken pro Stück fällig.

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