Swiss Made Software: Das Schweizer Tech-Barometer
Quelle: Swiss Developer Survey

Swiss Made Software: Das Schweizer Tech-Barometer

Covid-19 brachte nicht nur das Home Office, sondern auch einen starken Digitalisierungsschub Richtung Cloud. Das zeigen auch die Trends bei den von ­Entwicklern eingesetzten Technologien.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2021/04

     

Gerade in dynamischen und innovativen Branchen wie der IT gehört der Hype zum Geschäft wie der Honig zur Biene. Das macht es manchmal schwer, die tatsächliche Relevanz einer Technologie einzuschätzen. Hier kommt die Swiss Developer Survey ins Spiel: Im Rahmen dieser Umfrage fragt Swiss Made Software unterstützt durch Partner Entwickler an der Front gezielt nach ihrer Meinung. So wird die Bedeutung einzelner Technologien für den Standort Schweiz klar und es entsteht ein Tech-Barometer.


Das es dafür ein Bedürfnis gibt, zeigt sich allein daran, dass sich 2020 mehr als 1000 Entwickler zur Teilnahme entschlossen. Die Coder gaben bereitwillig Auskunft zu technischen Trends in den Bereichen Programmiersprachen, Frameworks, Datenbanken und Tools. What’s hot and what’s not lässt sich aber nur klären, wenn jede Technologie aus verschiedenen Perspektiven betrachtet wird. Die relevanten Parameter waren deswegen «aktuelle Nutzung», «angestrebte Nutzung», das «Mögen» und «Nicht-Mögen», das «Einführen im Unternehmen» oder das «Ersetzen» sowie das «Behalten». Erst durch die Kombination dieser Elemente wird klar, wie es um eine Technologie steht.

Tech Trends

Da die Swiss Developer Survey sehr umfangreich ist, beschränken wir uns nachfolgend auf einige Highlights:

- PostgreSQL ist das unerwartete Umfrage-Highlight in allen Bereichen. Viele Entwickler geben an, PostgreSQL im Unternehmen einführen zu wollen (Rang 1) und es persönlich gern neu nutzen zu wollen (Rang 1). Gleichzeitig gefällt die Datenbank vielen Nutzern sehr (Rang 2). Man könnte sagen, dass eine der ältesten Datenbanken gerade stark im Aufwind ist.


- Bei den Sprachen sind Python, Golang, Kotlin und Typescript die Highlights, vor allem wenn man berücksichtigt, was Entwickler neu einsetzen möchten (Rang 1 bis 4). Für Unternehmen könnte es sich deswegen lohnen, auf diese Sprachen zu setzen, um neue Entwickler anzulocken.

- Gleichzeitig ist das Thema Container und vor allem Kubernetes weiter stark im Kommen und auf Rang 1 bei «Gerne nutzen» und Rang 3 bei «Einführen». Diese Cloud-zentrische Entwicklung bestätigt sich mit dem guten Abschneiden der nächsten technischen «Ebene darunter». Mit Ansible und Terraform gewinnt Infrastructure as Code an Bedeutung. Beide Frameworks steigen auf der Wunschliste einzuführender Frameworks hoch ein.

- Weiter ist das Web als Front-end immer mehr gesetzt: In den Top 30 der Frameworks findet sich praktisch keine Technologie mehr mit Fokus auf Desktop-­Client-Lösungen und alle Trends schieben sich zu Web-Front-ends. In Zukunft wird der Begriff Software-Lösung oder Applikation primär mit Web-Applikationen gleichgesetzt werden, wenn das nicht bereits heute der Fall ist. Wird dagegen für den Desktop entwickelt, muss verständnishalber immer mehr von Desktop-Applikationen gesprochen werden.

- Den ersten Platz bei den Werkzeugen hält ein Cluster aus Jetbrains-Technologien - IntelliJ, Pycharm, Webstorm, PHPStorm, Rubymine, Rider, CLion und Goland. Diese wurden zusammengefasst, da sie alle auf demselben Kern beruhen. Darauf folgt Visual Studio Code (Rank 2) und fast schon ein wenig humorvoll Notepad++. Dann kommt sehr lange nichts, bis andere Editoren oder IDEs genannt werden.

- Das Thema Hype-Technologien (siehe Grafik) wird bei den Entwicklern ­augenscheinlich ruhiger und distanzierter behandelt als in vielen Medien. Ein nennenswerter Neuzugang ist hier IoT, während Edge Computing weiter abgeschlagen ist. Ein Grossteil der Entwickler ist weiterhin skeptisch beim Thema Blockchain – sie sehen es weder jetzt noch in fünf Jahren als allzu wichtig für ihre Arbeit an. Klar an der Spitze steht Machine Learning, wenn auch mit leichten Abstrichen.
Dass eine vielschichtige Betrachtungsweise lohnt, zeigt sich am Beispiel von alten Hasen wie Microsoft, SAP, Oracle oder IBM. Eine Seite sind Firmen wie SAP, Oracle oder IBM, die auf stark proprietäre Modelle setzen. Sie haben klar zu kämpfen. Lösungen aus diesen Häusern werden in praktisch allen Abschnitten der Umfrage nicht gut bewertet. Das heisst, sie steigen hoch ein beim Ranking für «Nicht-Mögen» und «Ersetzen», finden gleichzeitig aber kaum Fürsprecher in den Kategorien «angestrebte Nutzung», «Mögen», «Einführen im Unternehmen» oder «Behalten». Dass das nicht sein muss, beweist Microsoft: Trotz vieler Skeptiker (z.B. bei «Nicht-Mögen» und «Ersetzen») gibt es praktisch genauso viele Anhänger (sprich «Behalten» oder «Mögen»). Dies wohl auch, weil Microsoft verstanden hat, dass Open Source und Flexibilität absolut zentral sind und das Geschäftsmodell nicht mehr über CD-Verkauf mit strengen Richtlinien, sondern über kontinuierlichen Service läuft. Bei kontinuierlichem Service kann man kommerziell sogar wesentlich erfolgreicher sein, wenn man die technologische Basis dazu öffnet. Dies sind nur einige Auszüge aus den umfangreichen Ergebnissen. Es lohnt sich, in die einzelnen Sektionen einzutauchen und ein bisschen zu schmökern. Am Ende sind die Zusammenhänge komplex ein einfaches Durchschauen von Listicles nur begrenzt aufschlussreich.

Covid-19 Massnahmen in der IT

Die aktuelle Umfrage wurde im Ausnahmejahr der Pandemie durchgeführt, die mittlerweile über zwölf Monate währt und uns wohl auch den Rest des Jahres beschäftigen wird. Dabei hat es die IT-Branche gut, sie ist eine der wenigen, die von der aktuellen Situation auch profitieren kann. Dies zeigt sich allein schon in den Noten, welche die Entwickler ihren Arbeitgebern im Umgang mit der Pandemie ausstellen. Über 95 Prozent bescheinigen ihrem Arbeitgeber eine schnelle und kompetente Reaktion auf die Coronasituation: Arbeit von daheim wurde ganz (93%) oder teilweise (72%) ermöglicht. Darüber hinaus fühlen sich die Entwickler mit über 80 Prozent auch im Home Office wohl und die Teams funktionierten weiter gut (96%). Sorgen um die Zukunft ihres Arbeitsplatzes machen sich die Coder nicht. Jedoch sind mehr als die Hälfte der Meinung, dass sich die Gesellschaft in Folge der Pandemie ändern werde. Auch dazu mehr Detail in der detaillierten Umfrage unter ­www.swissmadesoftware.org/swiss-­developer-survey.html.


Artikel kommentieren
Kommentare werden vor der Freischaltung durch die Redaktion geprüft.

Anti-Spam-Frage: Vor wem mussten die sieben Geisslein aufpassen?
GOLD SPONSOREN
SPONSOREN & PARTNER