Einwanderungsbremse bremst Informatik aus

Von Alfred Breu

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2013/05

     

Der Bundesrat aktiviert die Ventilklausel für alle EU-Staaten, drei grosse Parteien befassen sich mit einer harten Einwanderungsbremse. Teilweise gehen sie so weit, dass sie Neuverhandlungen mit der EU verlangen und alles riskieren. Aber was hat das mit der ICT Schweiz zu tun?
Viel. Nachdem die ICT Ausländer in grosser Zahl beschäftigt, gehören wir zu den Verursachern des nach Volksmeinung akuten Problems. Doch genau diese Einwanderung ermöglicht es, dass die ICT einen überaus grossen Beitrag zur Prosperität des Landes leistet. Die ICT erreicht mit einem Beitrag von 30 Milliarden Franken zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) die Leistung der Bauwirtschaft und hat die MEM-Branche, das Versicherungswesen und die chemische Industrie längst hinter sich gelassen. Und nun wollen Volk und Parteien den Einwanderungshahn zudrehen?

Dann vergeben wir die Aufträge ins Ausland, werden sich viele Betriebe sagen. So entgehen der Volkswirtschaft Schweiz viele Arbeitsmöglichkeiten und Steuererträge – das Schweizer Geld fliesst ab ins Ausland. Je häufiger das geschieht, desto wahrscheinlicher werden rezessive Entwicklungen! Das Verlagern ins Ausland wird zur Wirtschaftsbremse, kannibalisiert unseren Wohlstand.
Dabei liesse sich das einfach umgehen: Indem wir den eigenen Berufsnachwuchs selber ausbilden, wie das beispielsweise im Gewerbe seit einem Jahrhundert üblich ist. Heute machen zu viele Leute eine KV-Lehre – motivieren wir sie, in die Informatik zu kommen! Vor der Lehre über mehr Lehrstellen oder nach der Lehre über Umsteigerlehrgänge.

Und nachdem nur jede zwanzigste Frau den Weg in die Informatik wählt, ist auch da ein grosses Potential vorhanden. Aber jede Firma muss etwas tun. Es braucht pro Jahr fünf Prozent Nachschub auf das ICT-Personal gerechnet. Auf 190‘000 Fachleute wären das 9‘500 Personen. So macht es die gleich grosse Gastrobranche. Heute freuen wir uns darüber, dass im August des Vorjahres 127 Lehrlinge mehr als im 2011 begonnen haben, insgesamt 1854 neue Informatiklernende. Die Differenz von rund 7‘500 auf den Bedarf ist die Menge, die jährlich aus dem Ausland rekrutiert wird. Fazit: Jeder Betrieb muss sich dieser Frage stellen – und mehr ausbilden! Oder er schadet der Schweiz.



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