Das Beste aus zwei Welten

Lacie und Wuala wollen Kunden in Zukunft eine Kombination aus NAS-System und Online-Backup anbieten. Was kann eine solche hybride Speicherlösung?

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2011/01

     

Jede Firma, ja eigentlich jeder PC-Nutzer, braucht eine sichere, zuverlässige Speicher- und Backuplösung für wichtige Daten. Doch wie sieht eine optimale Stra-
tegie aus? Reicht eine externe Harddisk zur manuellen Datensicherung? Braucht man noch Magnetbänder? Oder gibt es sicherere Alternativen, die günstiger sind und weniger Aufwand erfordern?
Wenn man sich in kleinen und mittleren Unternehmen heute mit diesen Fragen auseinandersetzt, kommt man um die omnipräsenten Cloud- und Online-Backup-Lösungen (mehr dazu in unserer Marktübersicht ab Seite 62) nicht herum. Sie haben, bezogen auf das Thema Datensicherung, jedoch einen zwiespältigen Ruf: Es gibt seitens der potentiellen Nutzer nämlich grosse Bedenken, da die Daten extern, also nicht in der Firma selber, gespeichert werden.
Eine weitere Lösung, die es kleineren Unternehmen heute ohne grossen Aufwand möglich macht, unabhängige, externe Speicherkapazität in einem Firmennetzwerk bereitzustellen, heisst Network Attached Storage (NAS). Im Gegensatz zur Cloud kann ein NAS-System intern betrieben, also ins eigene Netzwerk eingebunden werden.
Beide Technologien haben heute ihre Daseinsberechtigung und erfreuen sich einer steigenden Beliebtheit, während Magnetbänder zur Datenspeicherung beispielsweise immer seltener werden.

Hybrides NAS-System

In jüngster Zeit hat ein neuer Trend eingesetzt: Hersteller kombinieren ihre NAS-Systeme mit Online- oder Cloud-Speicherlösungen. Zu den Vorreitern auf dem Gebiet dieser hybriden Speicherlösungen gehören Lacie und sein Schweizer Tochterunternehmen Wuala.
Laut Dominik Grolimund, Gründer und Geschäftsführer von Wuala, sind folgende Punkte für eine funktionierende Speicherlösung in Unternehmen von zentraler Bedeutung:
1. Die Datenspeicherung und -sicherung muss automatisch erfolgen, so dass man sich nicht manuell darum kümmern muss. Das erspart Arbeit und mindert das Risiko für Datenverlust. Am besten ist eine automatische, inkrementelle Sicherung bei jeder Änderung.
2. Die Daten müssen unbedingt zusätzlich offsite, also an einem anderen Ort als dem Firmenstandort gespeichert und gesichert werden. Das kann in einer anderen Niederlassung, auf einem zweiten Speichermedium oder aber in der Cloud, also im Rechenzentrum eines Dienstleisters, sein.
3. Die Sicherheit der Daten hat oberste Priorität. Deshalb müssen sie verschlüsselt werden und zwar nicht nur für die Übertragung, sondern bereits auf dem Computer des Benutzers, also Client-seitig, und das Passwort des Benutzers sollte dessen Computer nie verlassen.
Lacie und Wuala erfüllen heute bereits alle drei Aspekte. Was bisher noch fehlte, war jedoch eine Vernetzung all dieser Einzelkomponenten zu einem Ganzen. Daran arbeitet man laut Wuala-Gründer Grolimund nun seit ein paar Monaten intensiv. Das erste gemeinsam entwickelte Produkt, ein hybrides NAS-System, soll in Kürze auf den Markt kommen.

Automatisches Cloud-Backup

as neue Produkt von Lacie und Wuala wird auf den ersten Blick wie ein herkömmliches NAS aussehen und ist es eigentlich auch. Mit einem kleinen Unterschied: Die Daten, die darauf gespeichert werden, werden direkt und automatisch in die Cloud gesichert. 100 GB Online-Speicherplatz werden dort zu Beginn standardmässig zur Verfügung stehen.
Mit einer derartigen hybriden Festplatte müssen sich Unternehmen laut Grolimund keine Sorgen mehr um ihre Daten machen. Alle Dateien und Ordner, die sie auf dem NAS speichern, sollen sowohl verschlüsselt und automatisch gesichert, also auch an einem sicheren Standort abgelegt werden, nämlich redundant in externen Rechenzentren.
Eine kleine Einschränkung könnte sein, dass ausnahmslos alles, was auf das NAS gespeichert wird, in die Cloud gesichert wird. Unternehmen, die besonders sensitive Daten haben und diese nicht in der Cloud ablegen wollen, müssten sich also nach einer zusätzlichen Backup-Lösung umsehen. Nicht unbedingt, meint Grolimund: «Dass ausnahmslos alles in die Cloud geht, ist bewusst so gewählt und kein Nachteil. Unserer Meinung nach können nämlich alle, auch sensitive Daten, problemlos so gesichert werden. Denn die Daten werden bereits Client-seitig verschlüsselt.» Trotzdem denke man darüber nach, dereinst die Möglichkeit zu bieten, explizit auch einzelne Partitionen oder Ordner auswählen zu können, die nicht in die Cloud gesichert werden.
Erfolgsgeschichte Wuala
ominik Grolimund und Luzius Meisser haben das geschafft, wovon viele andere Studenten träumen: Sie haben ihr eigenes Unternehmen gegründet. Und das mit Erfolg: Bereits kurz nach dem Start des Online-Speicherdienstes Wuala haben verschiedene Firmen angeklopft und ihr Interesse am Unternehmen bekundet.
Im März 2009 wurde Wuala schliesslich vom französischen Speicherspezialisten Lacie gekauft. Der Mehrwert lag für den vormals reinen Hardware-Hersteller auf der Hand: Um für die zukünftige Marktentwicklung hin zur Cloud technologisch gerüstet zu sein, holte Lacie sich mit Wuala Software-Know-how an Bord – mit dem Ziel, nicht weniger als der führende Hersteller in Sachen Cloud- und hybrider Speicherlösungen zu werden.
Heute arbeiten bei Wuala, das jetzt eine Lacie-Tochter ist, doch laut Firmengründer Grolimund weiterhin sehr autonom arbeitet, 18 Personen. Man will weiter wachsen und ist aktuell auf der Suche nach neuen Fachkräften.

Zugriff und Sicherheit

Das neuartige, hybride NAS-System wird von Grund auf als Backup-Lösung entwickelt. Deshalb stehen Features wie Universal Access und Sharing, die man von Cloud-Lösungen ansonsten gewohnt ist, nicht im Fokus. Man wird die Box laut Grolimund allerdings in Wuala einbinden können und die Dateien so trotzdem mit anderen teilen oder von überall darauf zugreifen können.
Bedenken, dass die Upload-Bandbreite für ein automatisches und vollständiges Cloud-Backup nicht reichen könnte, hat Grolimund derweil nicht. «Natürlich wird das Initial-Backup, also das erste Backup meiner wichtigen Daten, bei bis zu 100 GB einige Tage bis Wochen - abhängig von der Bandbreite - dauern», meint er. Das sei aber auch schon alles, denn von da an würden nur noch neue oder veränderte Daten gesichert. Ausserdem werde sich das Gerät bei viel Traffic automatisch in den Hintergrund schalten.
Laut Grolimund legt man sehr grossen Wert auf einen sicheren Service. Die Daten werden Wuala-üblich nicht nur für die Übertragung, sondern wie erwähnt bereits beim Speichern verschlüsselt und bleiben es fortan. Ausserdem legt man Kunden offen, wo sich die Rechenzentren und damit ihre Daten befinden. Die Rechenzentren stehen ausnahmslos in der Schweiz und in den Nachbarländern Deutschland und Frankreich.

Miteinander kommunizierende NAS

In Sachen Cloud Computing und Storage sei man trotz Wuala und dem bald erscheinenden hybriden NAS-System derzeit noch ganz am Anfang, meint Grolimund. «Unternehmen, die zu uns kommen, sind mit der Sache natürlich bereits sehr vertraut. Allerdings merken wir auch hier, dass vieles nur über Gespräche und Erfahrung geht», erläutert er dazu, wie man die Hemmungen in Zukunft abbauen könnte. Wenn man die Lösungen nämlich erklären und zeigen könne, dann sei die Frage meistens nicht mehr ob, sondern nur noch wann.
Um den trotzdem noch etwas zurückhaltenderen Kunden gerecht zu werden, arbeiten die Entwickler von Lacie laut Grolimund derzeit noch an einer anderen, spannenden Lösung: Sie wollen einzelne NAS-Systeme miteinander verbinden und die Datenübertragung zwischen den Geräten ermöglichen. Man könnte so ein automatisches Backup vom einem auf das andere System machen oder die einzelnen Geräte zu einem grossen, virtuellen Speicherpool zusammenfassen.
Doch nicht nur Hardware-seitig gibt es News. Laut Grolimund arbeitet man auch an neuen Features und Funktionen für Wuala. Neben den bereits bestehenden Premium-Diensten Backup, Sync und Datei-Versionierung, soll es demnächst auch eine bequeme Möglichkeit zum Erstellen von Projekt- oder Teamspeicher geben. Zudem werde Wuala noch besser in das Betriebssystem integriert
Netgear Hybrid Services
Nicht nur Lacie und Wuala arbeiten an hybriden Speicherlösungen aus NAS-System und Cloud. Netgear bietet beispielsweise bereits eine Kombination aus ReadyNAS-Rackmount-Netzwerkspeicher sowie Online-Speicherplatz und verschiedene Hybrid Cloud Services an. Da Daten immer kritischer werden, seien auch KMU zunehmend an solchen Lösungen mit zusätzlicher Rückversicherung interessiert, erklärt Netgear.


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