Konsumentenunfreundlichkeit ist Trumpf
Die Klagen der Softwareindustrie
Ich schlage nun den Bogen vom Entertainment zur Information Technology: Die Softwareindustrie ergeht sich seit Jahren in Klagen betreffend der ungeheuren Milliardenverluste, die sie durch Raubkopien erleidet. Im Gegensatz zu denen der Hollywood-Maschinerie haben diese Klagen durchaus eine gewisse Berechtigung: Durch professionelles Kopieren und nachmaliges Verkaufen der Kopien zu Schleuderpreisen schlagen die sprichwörtlichen Raubritter aus fern- und weniger fernöstlichen Richtungen tatsächlich erhebliche Dellen in die Umsätze und Gewinne der Softwarehersteller.
Dennoch kommen auch diese Klagen nicht ohne erhebliche Übertreibung aus: Es würde wohl nur ein Bruchteil der kopierten Software tatsächlich gekauft, wenn sie denn nicht kopierbar wäre. Der Rest der kopierenden User würde die Programme schlicht und einfach nicht nutzen, und statt dessen vielmehr zu einem billigeren Konkurrenzprodukt oder zur Open-Source-Alternative ausweichen. Es macht deshalb wenig Sinn, wenn die Industrie mit moralinsauren Kampagnen und der vollen Härte des Gesetztes den kleinen Einzeltäter vom schmutzigen Tun des Kopierens abzuhalten trachtet - die Grosskopierer fängt man so jedenfalls nicht. Statt dessen könnte man sich in den Chefetagen der Hersteller etwas realistischere Lizenzbedingungen einfallen lassen, z.B. die explizite Erlaubnis, ein Produkt sowohl auf dem Büro- als auch auf dem Heim-PC zu benutzen. Oder wie wäre es, Herren Microsoft, Symantec, Adobe, Macromedia und Co., mit einer konsumentenfreundlicheren Preispolitik? Standardsoftware ist heute eigentlich Massenware und sollte nicht mehr zu Luxuspreisen über den Ladentisch gehen.