Unabhängig und flexibel speichern

Immer mehr Storage-Hersteller bieten auch für kleine und mittlere Unternehmen Storage Area Networks (SANs) an.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2007/21

     

Heute wird in jedem Unternehmen immer mehr Speicherplatz benötigt. Eine Möglichkeit, wie man alle seine Unternehmensdaten in einem Datenpool speichern kann, ist das Storage Area Network, kurz SAN. Diese Lösung galt bisher aber als teuer und kompliziert, weshalb viele kleinere und mittlere Unternehmen nicht darauf setzten. Seit einiger Zeit bieten verschiedene Storage-Anbieter aber auch vorkonfigurierte SAN-Komplettlösungen an. Diese sind nicht nur billiger, auch ihre Installation sowie Integration ans Netzwerk sind einfacher geworden. Deshalb empfehlen sich SANs nun auch preislich für KMU. Wir haben uns umgeschaut und präsentieren Ihnen in dieser Marktübersicht 13 SAN-Komplettlösungen von bekannten Herstellern.


Was ist ein SAN?

Bevor wir mit dem Vergleich der einzelnen Produkte anfangen, zuerst noch ein paar einführende Worte zum SAN. Ein SAN setzt sich prinzipiell aus vier Komponenten zusammen: Kabel, Host-Bus-Adapter, Switches und Server. Es ist ein Speichernetzwerk und kann mit dem Local Area Network (LAN) verglichen werden, nur dass es sich hier um ein Netzwerk zwischen Servern und von den Servern genutzten Speicherressourcen handelt.



Die Vorteile eines SAN gegenüber den üblichen Storage-Lösungen wie zum Beispiel NAS (Network Attached Storage) liegen vor allem darin, dass sie bei Zugriffen auf die Daten nicht zusätzlich das vorhandene LAN-System belasten, sondern in erster Linie ein unabhängiges eigenes Servernetzwerk. Zudem sorgen SANs für eine flexiblere Nutzung der Speicherkapazität und bieten eine sogenannte Desaster-Toleranz: Alle wichtigen Elemente können mehrfach (redundant) vorhanden sein. Ein weiterer grosser Vorteil des SAN ist die Virtualisierung der vorhandenen Plattensubsysteme – ein Thema, auf das wir im folgenden Schwerpunktartikel näher eingehen.




Die meisten SANs basieren auf einem FC-Protokoll (Fibre Channel), das die höchste Leistungs- und Verfügbarkeitsstufe bietet und die Server und Speicher mit einer Geschwindigkeit von zwei bis vier Gbit/s verbindet. Bald sollen auch bis zu 10 Gbit/s möglich sein. Weit­-verbreitet ist heute auch das iSCSI-Protokoll, das auf der TCP/IP-Technologie basiert und die Daten mit maximal einem GBit/s über normale Ethernet-Verbindungen wie LAN, WAN oder Internet sendet. Diese Systeme sind also noch nicht so schnell wie die FCs, obwohl erste Zehn-GBit-Netze schon im Einsatz sind. Weil sich die meisten IT-Experten mit der Ethernet-Technik aber bestens auskennen, setzen KMU bisher vor allem auf diese Technik.



Wie unsere Marktübersicht zeigt, gibt es einige SAN-Systeme, die von Haus aus beide Protokolle unterstützen. Ansonsten setzen die meisten auf das FC-Protokoll als Lösung. Hersteller wie beispielsweise Promise Technology, bei denen laut unserer Tabelle nur das iSCSI-Protokoll unterstützt wird, haben in ihrem Portfolio alle auch FC-Lösungen. Umgekehrt gilt das auch: N-TEC bietet beispielsweise auch eine iSCSI-Lösung an.


Zwei Arten von Festplatten

Wie viel Speicher braucht mein KMU? Als Richtwert haben wir in unserer Marktübersicht 16 Terabyte angenommen. Da nicht jeder Hersteller von Storage-Systemen eine Lösung hat, die genau diese Kapazität aufweist, findet man in der Tabelle auch SANs, die deutlich mehr als den vorgegebenen Speicherplatz bieten können. Einen Umstand, den wir dann bei der Preisberechnung berücksichtigt haben (siehe Abschnitt «Was kostet ein SAN?»).


Speicher ist aber nicht gleich Speicher. In einem SAN können unterschiedliche Arten von Harddisks verbaut werden. Zum einen gibt es die SATA-, zum anderen die SAS-Festplatten (Serial Attached SCSI). SATA-Platten kennen wir aus unseren PCs, woraus sich auch der erste Vorteil ergibt: Sie sind, weil quasi ein Massenprodukt, um einiges günstiger als ihr Konkurrent. Die SAS-Schnittstelle (3,0 Gbit/s) hat aber gegenüber der SATA-Schnittstelle (1,5 Gbit/s) eine höhere Bandbreite, es können also mehr Daten übertragen werden. Allerdings werden beide Technologien stetig weiterentwickelt.



Einige unserer Marktübersicht-teilnehmer bieten ihn ihren Systemen die Möglichkeit für SATA-II-Festplatten, die genau so schnell sind wie ihr Konkurrent SAS. Die bieten aber noch einige andere, zusätzliche Features. So können an einem SAS-Port wesentlich mehr Geräte betrieben werden. Da SAS-Harddisks über zwei Ports verfügen, können auch redundante Datenverbindungen zwischen Host und Peripherie hergestellt werden. Wer also eine zuverlässige, flexible Lösung sucht, sollte auf ein SAN-System setzen, das SAS ermöglicht, wer geringe Kosten möchte, wählt SATA.


In der Marktübersicht bieten die meisten Hersteller beide Lösungen an. Man kann sich sein SAN also individuell mit Festplatten bestükken. Zum Teil sind auch Kombinationen möglich. Die vorgestellten SAN-Lösungen von EUROstor, FSC, N-TEC, Overland, Promise und Thomas.Krenn bieten nur SATA an. Allerdings gilt auch hier, dass diese Hersteller daneben noch andere Systeme haben, die die Möglichkeit für SAS beinhalten.


In der Regel betriebs-systemunabhängig

Zu den grossen Vorteilen eines SAN gehört auch, dass es möglich ist, mehrere Server von unterschiedlichen Herstellern und mit verschiedenen Betriebssystemen miteinander zu verbinden. Doch welche werden unterstützt? In der Regel sind das alle üblichen Systeme wie Windows (Server 2003, 2000, XP), Linux (Red Hat, SuSE), MacOS X und Solaris. Das zeigt auch unsere Marktübersicht. SANs von Dell/EMC, HP, Hitachi und NetApp unterstützen verschiedene Unix-Derivate, Hitachi und NetApp auch VMware. IBM, Promise und HP bieten zusätzliche Kompatibilität zu Netware.



Ein SAN verfügt in der Regel auch über ein internes Betriebssystem. Hier setzt, wie unser Überblick zeigt, praktisch jeder auf eine individuelle, proprietäre Lösung. N-TEC mit Linux und Infortrend mit Windows 2003 wählen bekanntere Namen.


Überall viel Redundanz

Wie erwähnt, sind SANs Server und Speichergeräte, die miteinander über Switches und Hubs verbunden sind und so ein Netz bilden, das sowohl Redundanz als auch Hochverfügbarkeit gewährleisten soll. Fällt ein Teil aus, springt ein anderes dafür ein. In den SAN-Komplettlösungen der Marktübersicht sind bei allen Anbietern die Lüfter und Netzteile redundant. Ausser easyRAID, EUROstor und Thomas.Krenn verfügen alle anderen über weitere redundante Komponenten. Bei Hitachi, HP, IBM, Infortrend, Net App, Overland und Promise sind das auch die Controller beziehungsweise die Host-Bus-Adapter.



Noch mehr Sicherheit für die Daten gewährt ein Schutz vor multiplem Disk-Ausfall. Das bieten alle vorgestellten SANs, ausser dem von IBM.


Das SAN-Management

Ein wichtiger und häufig vernachlässigter Teil eines SAN ist dessen Management. Als übliche Management-Schnittstellen gelten da GUI und CLI. Eine von beiden wird von praktisch allen unseren Marktübersichtteilnehmern angeboten. Zudem ist das Web als Schnittstelle weitverbreitet. Promise, NetApp und Infor­trend bieten zudem Telnet an. Dell/EMC setzt auf Navispere. Via diese Schnittstellen dockt dann eine Managementsoftware an, mit der sich einzelne Komponenten konfigurieren und optimieren lassen. Eine solche Software kann das gesamte Netzwerk überwachen und Leistungsengpässe sowie Bereiche mit möglicherweise bevorstehenden Ausfällen anzeigen. Zudem könnten auch zeitaufwendige Aufgaben wie die Datensicherung automatisiert werden.


Was kostet ein SAN?

Eingangs wurde erwähnt, dass SAN-Lösungen für KMU finanziell nicht mehr unerschwinglich sind. Das zeigt auch unsere Marktübersicht, in der wir die unterschiedlichen SANs preislich anhand einer Beispiel-Konfiguration mit 16 TB (SATA-Festplatten) vergleichen. Einen Spezialfall gilt es hier noch zu erwähnen: Hitachi Data Systems wagt sich erstmals aufs KMU-Parkett und bietet mit dem SMS 100 nur maximal 9 TB Speicherplatz an. In der Tabelle findet man, wo vorhanden, ebenfalls die SAN-Preise ohne Harddisks. Die sind auch wichtig, denn es gibt in der Marktübersicht SANs mit einer sehr grossen Kapazität, wie zum Beispiel HP. Hier kostet dann natürlich das «pure» SAN auch etwas mehr als bei anderen.


Die günstigste SAN-Komplettlösung zu finden, ist nicht ganz einfach, da die Preise aus dem Ausland (in Euro) alle ohne Mehrwertsteuer sind, die inländischen in Franken mit. Vergleicht man nur die Frankenpreise, so bietet Fujitsu Siemens Computers das günstigste Angebot. Hier kostet ein SAN mit 18 TB (Ausnahme) 30’077 Franken. Allerdings unterstützt das FibreCAT SX60 nur SATA-II-Platten und ist nicht mehr erweiterbar. Bei den Euro-Angeboten gewinnen Thomas.Krenn mit 7863 Euro für ein iSCSI-SAN (ohne SAS-Möglichkeit, nicht erweiterbar) und easyRAID mit 8220 Euro (FC und iSCSI).





SAN-Komplettlösungen für KMU

(mv)


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