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Kolumne: Von EDV-Analytikern und KI-Roboter

Marc Marthaler zeigt auf, was der Verband ICT-Berufsbildung Schweiz in den 15 Jahren seines Bestehens erreicht hat.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2025/07

     

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Lernende, die gerade verzweifelt versuchen, ihren ersten Python-Code zum Laufen zu bringen – herzlich willkommen zu meiner kolumnistischen Würdigung über 15 Jahre ICT-Berufsbildung Schweiz! Ein Verband, der so jung ist, dass er noch nicht mal eine Midlife-Crisis hatte, aber trotzdem schon mehr Berufsabschlüsse produziert hat als ein Schweizer Käse Löcher. Und das ist viel.

Alles begann 2010, als sich eine Gruppe mutiger Menschen zusammensetzte und sagte: «Lasst uns einen Verband gründen, der sich um die ICT-Berufsbildung kümmert – bevor die Wirtschaft uns alle mit Excel-Tabellen erschlägt.» Die Genossenschaft I-CH, die seit 2000 existierte, wurde abgelöst, und ICT-Berufsbildung Schweiz war geboren. Ein junger, dynamischer Verband – wie ein Start-up, nur mit mehr Bürokratie und weniger kostenlosem Kaffee. Seitdem ist der Verband für fünf eidgenössische Berufsabschlüsse zuständig, organisiert Prüfungen und sorgt dafür, dass die Schweiz nicht in digitaler Steinzeit versinkt. Denn wer will schon zurück in die Zeit, als man noch EDV-Analytiker sagte und Informatik an der Uni ein exotisches Fach war?


Die ICT-Berufsbildung ist wie ein Pokémon-Spiel: Ständig kommen neue Fachausweise dazu, und manche verschwinden wieder. So wie jener in Mediamatik, der 2020 mangels Nachfrage eingestellt wurde. RIP, du digitaler Alleskönner – die Welt war einfach noch nicht bereit für deine Multimedia-Träume. Dafür gibt es jetzt den Cyber Security Specialist (weil irgendwer Hacker ja auch stoppen muss) und den Digital Collaboration Specialist (für alle, die Teams-Meetings professionell moderieren wollen). Und weil die KI-Welle gerade alles überschwemmt, wird voraussichtlich noch dieses Jahr ein neuer Fachausweis für Künstliche Intelligenz eingeführt. Ich frage mich nur: Wer prüft eigentlich die KI, wenn sie selbst Prüfungen abnehmen kann?
Früher war alles einfacher. Oder komplizierter. Je nachdem, wen man fragt. 1993 gab es die erste Informatik-Lehre, und 1997 kam das EFZ Mediamatiker/in dazu – damals noch ein exotischer Beruf, heute eine gefragte Ausbildung für kreative Köpfe in der digitalen Welt. 2010 wurde das EBA Informatikpraktiker/in eingeführt, das 2018 durch die Lehre ICT-Fachfrau/-mann EFZ ersetzt wurde. Und weil die Wirtschaft immer mehr Leute braucht, die sowohl Informatik als auch Business verstehen, gibt es seit 2020 die Lehre Entwickler/in digitales Business EFZ – ideal für alle, die gerne zwischen Codezeilen und Geschäftsprozessen jonglieren.

Der Verband hat ein Kompetenzzentrum, das sich mit Digitalisierung beschäftigt – und weil KI gerade das grosse Ding ist, gibt es bald eine eigene KI-Fachstelle. Das ist nicht das, was Sie jetzt vielleicht denken: Ein Roboter, der anderen Robotern erklärt, wie man Menschen am besten ersetzt. Eher einer, der Ihnen ICT-Kompetenzen beibringt. Und weil die Berufsbildung nicht stehenbleiben darf, werden gerade die Lehrberufe überarbeitet. Inklusive Sounding Boards aus jungen Fachleuten, die Feedback geben. Das wird die Berufe noch cooler machen!


Ohne ICT-Berufsbildung Schweiz gäbe es keine Fachkräfte, keine Prüfungen und vor allem keine Leute, die uns erklären, warum unser Computer schon wieder nicht funktioniert. Der Verband hat in 15 Jahren viel erreicht – und wird auch in Zukunft dafür sorgen, dass die Schweiz nicht in digitaler Dunkelheit versinkt. Marc my words.

Marc Marthaler

Kolumnist Marc Marthaler ist seit November 2024 Geschäftsführer von ICT-Berufsbildung Schweiz. Zuvor war er in verschiedenen Führungspositionen im Bildungsumfeld tätig, zuletzt als Leiter der Berufsbildung Swisscom.


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