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IG Microsoft Schweiz: Fair und partnerschaftlich, aber bestimmt
Quelle: Haag-Streit Gruppe

IG Microsoft Schweiz: Fair und partnerschaftlich, aber bestimmt

Die Schweiz hat neu eine Interessensgemeinschaft für Microsoft-Kunden. Die IG Microsoft Schweiz will eine partnerschaftliche, aber auch kritische Schnittstelle zwischen Kunden und Microsoft sein. Wir haben mit dem Gründer der IG gesprochen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2025/07

     

Die Community der Microsoft-Kunden in der Schweiz hat einem neuen Zusammenschluss: Die Interessensgemeinschaft (IG) Microsoft Schweiz. Initiator der IG ist Thomas Niederstein, CIO der auf Medizintechnik spezialisierten Haag-Streit Gruppe mit Hauptsitz im bernischen Köniz.

Gegründet wurde die IG im September 2024, und langsam nimmt das Vorhaben Fahrt auf. Die Motivation: Analog zur bekannten und regelmässig prominent auftretenden Nutzervereinigung der Schweizer SAP-Anwender (IG SAP CH) sollte eine vergleichbare Gemeinschaft der hiesigen Microsoft-Kunden ins Leben gerufen werden. Seine Idee fand innerhalb der Schweizer CIO-Community Anklang.


Niederstein erklärt zu Beginn, dass die Community den Fokus auf eine konstruktive und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Microsoft legt: «Uns geht es darum, den Dialog offen und konstruktiv zu gestalten – und genau dieser Austausch lebt bereits aktiv.»

Austausch statt Sales Pitch

Bisher habe es in der Schweiz niemanden gegeben, der die Interessen der Microsoft-Kunden bündelt und an Microsoft weitergibt. «Man hat sich zu diesen Themen einfach untereinander ausgetauscht oder direkt mit Partnern oder auch Microsoft selbst kommuniziert.» In den Augen des CIOs keine befriedigende Situation. «Denn Fakt ist: Microsoft ist einer der grössten Kostenblöcke in vielen IT-Abteilungen.» Bei seinem Arbeitgeber etwa machen die mit Microsoft verbundenen Kosten (inkl. Personal und Beratung) mehr als 50 Prozent des IT-Budgets aus.


Im Rahmen der von Microsoft organisierten Veranstaltungen habe man bislang eher Sales Pitches statt praktischer Information erhalten. «Aus Sicht Microsoft ist das natürlich verständlich. Mich interessiert aber eigentlich viel mehr, welche Herausforderungen für ein Unternehmen entstehen, wenn es eine Lösung wie beispielsweise Data Fabric einsetzt, damit ich daraus lernen kann.»

Aus der Praxis, für die Praxis

Inhaltlich geht es der IG Microsoft Schweiz um praktische Anliegen zu Lizenzierung, Anwendungsbereichen, Datenschutz und Sicherheit. Ein starker Fokus soll dabei auf dem bereits genannten Erfahrungsaustausch liegen, mit einem breiten Fächer an Themen wie beispielsweise Services, Verträge, Wartungsmodelle, Best Practices, Migrationen und auch der offenen Diskussion über Produktalternativen. Niederstein: «Die letzte Veranstaltung bot einen praxisnahen Einblick in verschiedene Themen. Ein Mitgliedsunternehmen berichtete über den Abschluss eines Enterprise Agreements, gefolgt von einem Vortrag zur Lizenzierung während der Vertragslaufzeit. Zudem wurden Erfahrungen mit der Nutzung von Data Fabric sowie mit Anwendungen der Power Platform vorgestellt.»


Der Austausch in Person findet in maximal zwei Veranstaltungen jährlich mit Vorträgen und Networking statt, über Aktuelles wird in regelmässigen Newslettern informiert. Weiter soll eine unabhängige Q&A-Community entstehen, im Rahmen derer man sich auch Ad-hoc informieren oder vermitteln lassen kann (etwa an einen Rechtsbeistand oder Referenzkunden). Und natürlich soll die IG die Kommunikation gegenüber Microsoft, Behörden und der Öffentlichkeit – etwa in Form von Pressemitteilungen und einem eigenen Blog – übernehmen.

Offen, aber vertraulich

Die Kultur, die im Rahmen des Austauschs der Mitglieder gepflegt werden soll, folgt der «Chatham House Rule». Diese besagt, dass die Informationen, die im offenen Austausch geteilt werden, verwendet und innerhalb der Community geteilt werden dürfen, die Identität des Redners jedoch nicht preisgegeben wird und vertrauliche Informationen nicht nach aus­sen gelangen. In den Rahmenbedingungen der IG wird weiter festgehalten, dass nicht gegen wettbewerbsrechtliche Rahmenbedingungen verstossen und die Mitgliederliste nie publiziert wird.


Ebenfalls wichtig: Die IG Microsoft Schweiz hat keine Rechtsform, man versteht sich als Diskussionsforum. Stand heute zählt man 23 Mitglieder.

Ein exklusiver, dafür effizienter Zirkel

Den Kreis der Mitglieder will die IG Stand heute bewusst recht exklusiv halten: Man spreche alle Unternehmen im industriellen oder industrienahen Umfeld an. «Natürlich wäre es ideal, auch Organisationen wie eine Grossbank oder den Bund dabei zu haben. Diese haben aber sehr unterschiedliche Bedürfnisse als wir in der Industrie.»

Auch zieht man bezüglich der Unternehmensgrösse gegen unten bewusst eine Grenze: Diese liegt momentan bei mindestens 500 Microsoft-Anwendern im Unternehmen, ein bisschen Spielraum gebe es je nach Fall aber. KMU werden damit bewusst nicht adressiert. «Der Aufwand wäre sonst schlicht zu gross», wie Niederstein betont. «Mit zu vielen Mitgliedern würden wir zur Eventagentur werden.»


Um effizient zu sein und bei Microsoft Gehör zu finden, brauche es ein paar starke Kunden mit einem respektablen Volumen. Damit richtet sich die IG ausdrücklich ans C-Level respektive IT-verantwortliche Bereichsleitungspositionen. Die jährlichen Kosten für die IG-Mitgliedschaft betragen 800 Franken für ein Unternehmen.

Microsoft-Partner willkommen, mit Vorbehalt

Microsoft-Partner sind als Mitglieder der IG herzlich willkommen und werden als wertvolle Sparringpartner für den praxisorientierten Austausch geschätzt. Voraussetzung ist, dass sie über eine gewisse Unternehmensgrösse sowie einen relevanten Microsoft-Partnerstatus verfügen und im industriellen oder industrienahen Umfeld tätig sind. Zweitens stellt Niederstein klar, dass das Netzwerk der IG Microsoft Schweiz von Dienstleistern und Resellern nicht als Akquisitionswerkzeug genutzt werden darf. Der jährliche Beitrag beträgt auch für sie 800 Franken.

Fair, partnerschaftlich, bestimmt

«Die Kommunikation muss fair, partnerschaftlich und bestimmt sein. Uns ist aber auch bewusst, dass wir mit verhärteten Positionen nichts erreichen werden», so Niederstein zur Tonalität, die er für die Kommunikation zwischen IG und Microsoft anstrebt.

Für die absehbare Zukunft wird etwa bereits eine grosse Umfrage bei den Mitgliedern der Interessengemeinschaft geplant, die voraussichtlich gegen Ende 2025 durchgeführt wird. «Die kritischen Themen, die dabei zum Vorschein kommen, werden wir gegenüber Microsoft offen adressieren.»


Als aktuell heisses Thema nennt er etwa den immer wieder kritisierten Cloud Act der US-Regierung unter Berücksichtigung der geopolitischen Lage. «Wir sind hierzu bereits im Gespräch und haben klar kommuniziert, dass wir diesbezüglich Probleme sehen.» Der Vorschlag, dieses Thema gemeinsam mit der IG vertieft zu bearbeiten, ging laut Niederstein sogar von Microsoft selbst aus, «man spürt ein gewisses Umdenken», wie er sagt. Der Zusammenschluss scheint also bereits erste Wirkung zu entfalten. (win)


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