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Test Samsung Galaxy Ring: Alltagscoach am Finger
Quelle: Samsung

Test Samsung Galaxy Ring: Alltagscoach am Finger

Der Galaxy Ring ist der Vorstoss von Samsung in ein neues Produkt­segment. Was der Ring aufzeichnet, misst er gut, aber er kann nicht alles, was man ­möglicherweise erwartet.
27. Februar 2025

     

Mit dem Galaxy Ring erweitert Samsung sein Portfolio an Wearables um einen dezenten Ring, der beim flüchtigen Blick auch als echtes Schmuckstück durchgehen könnte. Vorreiter sind die Koreaner freilich nicht, da andere Hersteller wie beispielsweise Oura oder Ultrahuman bereits entsprechende Produkte im Angebot haben. Unter den Smartphone-Herstellern ist Samsung jedoch der Erste, der einen Ring im Portfolio vorweisen kann. Denkbar ist auch, dass der Ring als Wearable generell verbreiteter wird, wenn ein grosser Hersteller wie Samsung ins Rennen einsteigt und seine jüngste Errungenschaft auch aktiv promotet. Günstig ist das Wearable mit einem Preis von 429 Franken nicht, vor allem wenn man bedenkt, dass ein Produkt wie die Galaxy Watch etwas günstiger ist und obendrein noch über ein Display verfügt. Doch welche Vorteile bringt der Ring mit sich, und hat das neue Produkt möglicherweise auch noch ein Ass im Ärmel? Wir haben’s getestet.

Dezentes Design
Geliefert wird der Ring in einer unauffälligen schwarzen Box. In dieser steckt das Case, in welchem sich wiederum der Ring findet. Das hauptsächlich transparente Case macht einen sehr hochwertigen Eindruck, dient als Transportmöglichkeit für den Ring und lädt das Wearable auch drahtlos auf. Befindet sich der Ring im Case und wird es geöffnet, zeigt ein LED-Ring den Akkustand des Rings an. Ist es leer und wird es geöffnet, zeigt der LED-Ring den Akkustand des Case an; dieses wird per USB-C geladen. Eine Vollladung des Cases reicht, um den Ring rund zehn Mal komplett aufzuladen.


Der Ring selbst ist in den Farben Silber und Gold sowie Schwarz erhältlich. Überraschend ist sein Fliegengewicht von lediglich 2,4 bis 3,2 Gramm, je nach Grösse. Enttäuschend ist angesichts des stolzen Preises, dass das Schmuckstück aus Kunststoff gefertigt ist und lediglich über eine Beschichtung aus Titan verfügt. Er ist aussen glatt und leicht konkav, wodurch er optisch etwas kleiner wirkt. Trotzdem ist der Ring klobiger als manch echtes, filigranes Schmuckstück. Natürlich gibt es auch im Schmuck-Bereich massivere Ringe, aber wer sich eines solchen nicht gewöhnt ist, für den fühlt sich der Samsung-Ring am Finger ungewohnt dick an. An der Unterseite des Rings – gekennzeichnet durch eine feine Kerbe – befinden sich die Sensoren. Beim Anlegen spürt man sie noch, doch bereits nach kurzer Tragedauer nimmt man sie nicht mehr wahr. Samsung schreibt, dass sich die Kerbe beim Tragen auf der Unterseite des Fingers befinden muss und empfiehlt das Tragen am Zeigefinger.
Einrichtung eine Frage der Vorgeschichte
Wie schnell und ob der Ring überhaupt eingerichtet werden kann, hängt vom bisherigen Setup ab. iPhone-User schauen in die Röhre, da der Ring, respektive die dazu notwendigen Apps Samsung Health sowie Galaxy Wear, nicht mit iOS kompatibel und im Falle von Galaxy Wear gar nicht vorhanden sind. Zwar hat sich Samsung so Entwicklungsaufwand gespart, allerdings wäre es strategisch womöglich smart gewesen, den Ring auch der Apple-­Kundschaft schmackhaft zu machen. Schliesslicht hat Cupertino im Gegensatz zum Smartwatch-Geschäft dem Ring (noch) nichts aus dem eigenen Ökosystem entgegenzusetzen.

Ein Android-Smartphone ist also zwingende Voraussetzung für die Inbetriebnahme des Rings. Am schnellsten geht das Setup vonstatten, wenn die erwähnten Apps bereits auf dem Handy installiert sind und schon ein Samsung Account vorhanden ist: Dann reicht es nämlich, das Case in die Nähe des Telefons zu positionieren, damit es von diesem erkannt werden kann. Bestätigt man den Prompt fürs Pairing mit einem Ja, kann der Ring sogleich angelegt werden und das Tracking beginnt.


Etwas umständlicher ist es, wenn wie beim Test noch kein Account besteht und auf dem Smartphone Opera als Standardbrowser eingestellt ist. Während des Einrichtungssetups wechselt die Galaxy Wear App nämlich in den Browser, um den Account einzurichten, nur erscheint dort eine Fehlermeldung, da Opera von Samsung nicht unterstützt ist. Man muss also kurz den Standardbrowser ändern, um mit der Einrichtung fortzufahren. Die Installation der Apps sowie die Einrichtung des Accounts sind in fünf bis sieben Minuten erledigt, dann kann auch ohne Samsung-Vorgeschichte mit dem Tragen des Rings begonnen werden.

Mehr Coach als Tracker
Vom Ring aufgezeichnet werden tagsüber der Puls, die Sauerstoffsättigung des Blutes, die Hauttemperatur sowie Schritte. Als Workout-Tracker taugt der Ring daher nicht, da lediglich Spazieren oder Joggen vom Wearable als solches erkannt werden. Andere sportliche Aktivitäten werden nicht gemessen, obschon der Ring theoretisch auch beim Schwimmen und Schnorcheln getragen werden kann. Um sportliche Ziele zu erreichen, ist der Ring also nicht geeignet, dafür spielt er seine Stärken als Coach im Alltag aus. So wird man per Push-Benachrichtigung nach längerem Sitzen dazu motiviert, ein paar Schritte zu gehen. Ausserdem sendet die App einen Alarm, wenn der Ruhepuls ungewöhnlich hoch ist oder der Puls unregelmässig wird.

Seine grössten Stärken spielt der Ring als Schlafcoach aus. Das Wearable zeichnet nebst den eingangs erwähnten physischen Parametern auch die Wach- und Schlafphasen auf. Anhand dieser sowie der Länge des Schlafs und der Regelmässigkeit der Schlafenszeiten werden die Qualität des Schlafs und der Erholung bewertet. Ebenfalls gemessen wird der Sauerstoffgehalt des Bluts in der Nacht. Wenn dieser über einen längeren Zeitraum oder wiederholt den Schwellenwert von 90 Prozent unterschreitet, schlägt die App Alarm, weil dann der Verdacht auf gesundheitsgefährdende Schlafapnoe besteht. Darüber hinaus wird auch allfälliges, gesundheitsunkritisches Schnarchen über die App registriert und akustisch aufgenommen, sofern das Smartphone über Nacht geladen wird. Frauen können über den Hauttemperatur-Sensor ausserdem auch ihren Zyklus überwachen.
Basierend auf den gesammelten Daten während der Nacht sowie der Aktivität am vergangenen Tag wird der Energy Score in der App dargestellt. Je höher der Wert, desto ausgeruhter und ausgeglichener sollte man sich fühlen, weil die Balance zwischen Aktivität und Erholung in der Theorie stimmt. Punkte, die Aufmerksamkeit erfordern, werden in der App hervorgehoben. Klickt man darauf, zeigt die App auf, welche Werte optimal wären, und zeigt Tipps auf, wie man sie erreichen kann.

Abgesehen vom Tracking kann der Ring auch als – noch rudimentäre – Fernsteuerung fürs Smartphone eingesetzt werden. Klingelt der Alarm auf dem Handy, kann dieser mit einem Doppeltipp von Daumen und Zeigefinger der entsprechenden Hand, die den Ring trägt, beendet werden. Das funktioniert aber auch nur, wenn der Ring am Zeigefinger getragen wird, wie vom Hersteller empfohlen. Läuft die Foto-App, wird durch dieselbe Geste quasi eine Fernauslösung der Kamera initiiert. Der Haken: Die Fernsteuerung funktioniert nur mit Telefonen von Samsung. Einen Vorteil muss man der treuen Fangemeinde schliesslich belassen. Leider hat Samsung keine NFC-Schnittstelle implementiert, was ein cooles Feature wäre, um beispielsweise Bezahlvorgänge an der Kasse noch einfacher abzuwickeln.


Kein Abo nötig
Ist der Ring nun seinen Preis wert? Diese Frage muss jeder für sich selber beantworten. Nüchtern betrachtet ist er aufgrund des Materials und des Funktionsumfangs zu teuer. Die Gestensteuerung fürs Smartphone ist zwar eine Neuheit, aber sie beschränkt sich vorerst nur auf zwei Gesten und nur auf Samsung-Smartphones. Immerhin kann man alle Features direkt ab dem Kauf nutzen und muss kein Abo abschliessen, wie es bei manchem anderen Hersteller der Fall ist. Das Rad neu erfunden haben die Koreaner nicht und ein High-tech-Kracher ist das Wearable ebenfalls nicht. Der Vorteil gegenüber smarten Uhren ist die Akkulaufzeit von einer Woche, selbst wenn der Ring rund um die Uhr getragen wird.
Quicktest
Der Galaxy Ring überzeugt mit seiner Funktion als Coach im Alltag, der detaillierten Schlafmessung sowie der langen Akkulaufzeit. Das Case überrascht mit edlem Design und guter Usability, während der Ring mit hohem Kunststoff-Anteil und lediglich einer dünnen Titan-Beschichtung aus qualitativer Sicht enttäuscht. Insbesondere User, die bereits über eine Smart Watch verfügen, erhalten mit dem Ring kaum zusätzliche Vorteile, vor allem, wenn man über kein Samsung-Handy verfügt und die Gestensteuerung nicht nutzen kann. Die Preisgestaltung von Samsung ist überdies selbstbewusst.

Info: Samsung, www.samsung.com


Wertung: 4,5


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