Start-up Spacebase: Ein Raum für alle Fälle
Quelle: Spacebase

Start-up Spacebase: Ein Raum für alle Fälle

Spacebase bietet Kunden Räumlichkeiten für verschiedenste Geschäfts­zwecke an. Die Örtlichkeiten werden – analog zu Airbnb – von Drittanbietern zur Verfügung gestellt. Für besondere Anforderungen steht zudem eine Inhouse-Eventagentur mit Rat und Tat zur Seite.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2023/12

     

Die Anfänge von Spacebase reichen bis ins Jahr 2015 zurück. Zu dieser Zeit wurde Airbnb auch in Europa populär und bewies, dass eine Plattform, welche Zimmer und Apartments von Drittanbietern zur Buchung anbietet, wirtschaftlich erfolgreich sein kann. Die Kernidee des Business-Modells, bestehende Ressourcen über einen Online-Markplatz zu vermarkten, anstatt sie selbst aufzubauen, stiess beim Spacebase-Gründer Julian Jost auf grosses Interesse. Ausschlaggebend für das Vorhaben, das Konzept auf Geschäftskunden umzumünzen, waren schlussendlich zwei Aspekte, wie Jost ausführt: «Ich war früher in der Beratung und der Konzeption tätig. Im Rahmen dieser Tätigkeit führte ich viele Meetings durch, auch extern. Da wurde mir erstens bewusst, dass die Atmosphäre des Raums und der Location einen deutlichen Einfluss auf den Verlauf des Meetings oder des Workshops hat.» Allerdings war die Auswahl an Räumen stark beschränkt. Abgesehen von Seminarräumen in Hotels gab es kaum Angebote, wie Jost ernüchtert feststellte. Zweitens, so Jost weiter, war es mühsam, diese Räume zu buchen. Man musste zum Telefon greifen, um ein Angebot einzuholen. Und um selbiges schliesslich preislich mit anderen Angeboten zu vergleichen, blieb nichts anderes übrig, als weiter Rücksprache zu halten. Für Jost war letztlich klar, dass viele andere Berufstätige mit denselben Umständen konfrontiert waren, und so war die Idee der temporären Vermietung von Geschäftsräumen über eine Online-Plattform geboren.

Hohe Startziele gesetzt

Zusammen mit dem Stephan Ekberg gründete Jost schliesslich Spacebase. Die beiden waren der Überzeugung, dass sie «nur coole Räumlichkeiten verfügbar machen müssen», damit die Kundschaft diese von alleine buchen. Spacebase begann folglich mit dem Aufbau eines Portfolios, welches in kurzer Zeit rund 3000 Angebote – von Sitzungsräumen bis hin zu Eventlocations – in grossen deutschen Städten sowie Paris, London, New York, San Francisco, Singapur und Sydney umfasste. Diese Locations wurden dank des grossen Netzwerks des Gründerteams sowie Scouts vor Ort ausfindig gemacht. Jost räumt aber ein, dass es letztlich doch etwas mehr benötigte, als bloss einen Raum zu finden und zur Verfügung zu stellen: «Wenn die Leute online nach etwas Spezifischem suchen, dann möchten sie auch wissen, wozu und wie der Raum genutzt werden kann.» Die angebotenen Locations mussten also kategorisiert, beschrieben und mit Informationen wie der zur Verfügung stehenden Ausstattung online gestellt werden.


Nach intensiver Analyse haben die Gründer festgestellt, dass die meisten Kunden vor allem auf der Suche nach klassischen Meetingräumen sind. Dies hat nach einem Jahr wiederum dazu geführt, dass Spacebase zum einen den globalen Anspruch aufgegeben und sich auf den DACH-Raum fokussiert hat, und sich mittlerweile zum anderen insbesondere auf Meetingräume konzentriert. Das neue Konzept ist aufgegangen, das Unternehmen konnte innerhalb eines halben Jahres auf über zehn Mitarbeitende wachsen. Und nach weiteren drei Jahren operativer Tätigkeit konnte Spacebase 2019 erstmals schwarze Zahlen abliefern. Während Ekberg die Firma in der Anfangszeit mit privaten Mitteln finanzierte, flossen bereits nach dem dritten Monat die ersten Umsätze in Form von Provisionen in die Firmenkasse. «In Summe haben wir nur drei Millionen Euro an Invest­mentkapital über die gesamte Laufzeit aufgenommen», wie CEO Jost zurückblickt.

Digitalisierung vorangetrieben

Während der Coronapandemie hat Space­base erkannt, dass der Betrieb zur Fortführung der finanziellen Unabhängigkeit digitalisiert werden muss. Diverse Abläufe und auch Serviceleistungen liefen noch manuell, was einen grossen personellen Aufwand erforderte. Diesen galt es zu reduzieren. Insbesondere die klassischen und immer wiederkehrenden Buchungen wurden voll automatisiert, sodass gemäss Jost nun ein höheres Auftragsvolumen mit deutlich weniger Leuten ermöglicht werden kann. Konkret hat die Firma während und nach der Coronapandemie die Belegschaft von 65 auf 30 Mitarbeitende reduziert. «70 bis 80 Prozent unserer Transaktionen sind voll automatisiert, das heisst, der Kunde bucht selbstständig den Raum seiner Wahl zum gewünschten Zeitraum und zum angebotenen Preis.»


Obwohl die Digitalisierung bei Spacebase hoch im Kurs steht, stellt der Anbieter aber keine App zur Verfügung. Wie Jost sagt, wird in diesem Business hauptsächlich während der Arbeitszeit am Desktop gebucht, wodurch sich eine App erübrigt. Rund 60 Prozent aller Buchungen sind zudem für Meetings mit weniger als zehn Personen in einem Meetingraum oder Co-Working-Space gedacht. Ein Teamworkshop mit rund 20 Personen aus unterschiedlichen Destinationen und anschliessendem gemeinsamem Abendessen, wie Jost als Beispiel ausführt, erfordert hingegen nach wie vor personelle Unterstützung.

Portfolio ausgebaut

Um als Marktplatz das beste Portfolio anbieten zu können, befindet sich Spacebase auf Einkaufstour. «Wir haben eines der am meisten automatisierten und digitalisierten Tools auf dem Markt», erläutert Jost stolz. Des Weiteren sei die Firma seit 2019 durchgängig profitabel. Ein potenzieller Zukauf sei daher eine Win-Win-Situation: Spacebase kann sein eigenes Portfolio laut Jost um neue Märkte erweitern und die übernommenen Anbieter profitieren vom Automatismus sowie dem Netzwerk von Spacebase. Auf dem Radar hat der CEO vor allem Anbieter, die regional ähnliche Dienstleistung anbieten. Ein Beispiel ist der Schweizer Anbieter Workspace2Go, der vor rund einem Jahr durch Spacebase übernommen wurde und nun unter dessen Flagge auftritt. Seit dieser Akquise beträgt der Anteil von Buchungen aus der Schweiz rund zehn Prozent. Insgesamt hat Spacebase bereits sechs Akquisitionen durchgeführt und ist sehr interessiert an weiteren, wie der CEO hervorhebt. «Der deutschsprachige Markt ist sehr dezentral. Bislang hat sich noch kein dominierender Anbieter herauskristallisiert», urteilt Jost. Alleine in Zentraleuropa seien rund zehn konkurrierende Anbieter präsent. Der deutschsprachige Markt ist dennoch im Fokus von Spacebase. Der Anspruch aus der Anfangsphase, in weiteren globalen Metropolen zu agieren, existiert vorerst nicht mehr.


Dafür hat Spacebase im Laufe der Zeit das Angebot verbreitert. Wer in einer Stadt einen Meetingraum gängiger Grös­se sucht, findet eine vielfältige Auswahl auf der Plattform. Aber auch Räumlichkeiten mit aussergewöhnlichem Charakter sind vertreten ebenso wie Tagungs- oder Seminarräume. Mittlerweile sind zudem auch Co-Working-Spaces, einzelne Arbeitsplätze, temporäre Büros und sogar Event- und Partylocations buchbar. Damit möchte das Unternehmen weitere Zielgruppen über die Business-Kunden hinaus ansprechen.

Agentur-Service für grössere Events

Nicht alle Kunden suchen und benötigen aber nur einen Meetingraum für eine Handvoll Personen. Manchmal ist der Raum für einen grösseren Anlass oder einen regelmässigen Bedarf gedacht. Das zu organisieren, erfordert oft einen gros­sen manuellen Aufwand. Um diesem Kundenbedürfnis Rechnung zu tragen, hat die Firma das sogenannte Spacebase-Business-Angebot im Portfolio. Ab 29 Euro im Monat übernimmt Spacebase für Firmenkunden die Buchungen, wodurch diese erheblichen administrativen Aufwand einsparen. Das Angebot eignet sich sowohl für Kunden, die spezielle Wünsche haben, als auch für jene, die regelmässig auf externe Räumlichkeiten angewiesen sind. Zudem soll die Zeitersparnis laut dem Anbieter ein grosser Pluspunkt sein, da die manuelle Suche und die Buchung entfallen. «Es geht uns darum, den Kunden ein holistisches Produkt zu bieten für deren Bedürfnisse», fasst Jost zusammen.


Besagte Bedürfnisse können wiederum sehr vielschichtig und facettenreich sein. Daher nimmt sich das hauseigene MICE (Meetings Incentives Conventions Exhibitions)-Team der entsprechenden Aufträge an. Für einen Grosskonzern beispielsweise hat Spacebase für rund 400 Destinationen weltweit eine Weihnachtsfeier organisiert. «Da haben wir ein Team zusammengestellt, welches sich während drei Monaten um nichts anderes kümmerte», führt Jost aus. Aber auch kuriose Anfragen gab es mitunter: «In der Anfangszeit gab es einen Schamanen, der über unsere Plattform eine leeree Industriehalle buchte, um dort ein Selbstfindungsseminar abzuhalten», wie der CEO schmunzelnd zurückblickt. Mittlerweile sei die Firma aber erwachsen und führe keine Buchungen dieser Art mehr durch. Statt also Schamanen zu bedienen, ist Jost ganz klar an einer weiteren Konsolidierung des vielversprechenden, aber noch dezentral organisierten Markts interessiert. (dok)


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