«Es war ein einmaliges Gefühl, in einem Team die Schweiz international zu vertreten»

von Alfred Breu, Leiter des Organisationskomitees Berufsmeisterschaften der Infor­matik

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2011/11

     

Sandra Schmid, BSI AG Baden, vertrat die Schweiz im Trade 9: IT-Applications for Business. Claudio Violi, Lienta GmbH Berikon, ist der WM-Experte dieses Teils. Sebastian Häni, Ruag Electronics Bern, vertrat die Schweiz im Webdesign, Manuel Schaffner ist der Experte. Und Tobias Meier, Letec AG Schaffhausen, war als Netzwerktechniker an diesem Anlass, begleitet vom Experten Raffaele Stefanelli, Oxymo GmbH Muri.
SwissICT: Sandra Schmid, Sebastian Häni und Tobias Meier, herzliche Gratulation zu Ihrer starken Leistung an den WorldSkills in London. Sie haben die Schweiz würdig vertreten und gegen 26 andere Länder sehr gute Ränge erreicht. Wie fühlt man sich dabei, was bedeutet Ihnen die Berufs-Weltmeisterschaft?
Sandra Schmid:
Einfach super! Dass ich die Auserwählte war, welche die Schweiz in London vertreten durfte, ist einfach unbeschreiblich. Auch wenn es nicht ganz für eine Medaille gereicht hat: Die Achtbeste der Welt und die Beste Europas zu sein, ist auch eine Leistung und zeigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

Sebastian Häni: Es ist ein einmaliges Gefühl gewesen, an der WorldSkills Competition in London teilzunehmen. Es war auch ein einmaliges Gefühl, in einem Team die Schweiz international zu vertreten. Ich bin sehr glücklich über diese Erfahrung.


Tobias Meier: Die Berufsmeisterschaften waren eine sehr gute und wertvolle Erfahrung, ich kann diese nur weiterempfehlen.
Aussenstehende können sich ja nicht vorstellen, was Sie machen mussten. Was waren Ihre Aufgaben?
Häni:
Über vier Tage musste ich verschiedene Tätigkeiten, die bei der Website-Erstellung anfallen, beherrschen. Am ersten Tag war die Aufgabe, ein Bild einer Website in eine statische Website zu verwandeln. Hinzu kamen Animationen und Videos. Am zweiten Tag musste eine Web-Applikation mit Datenbank zu dem bereits bestehenden grafischen Interface aufgebaut werden. Am zweiten Tag musste eine Browser-Applikation erstellt werden, die es erlaubte, Dinge mit Herumziehen und ähnlichen Vorgängen eines Benutzers zu verschieben, sortieren, editieren etc. Alle Änderungen des Benutzers mussten in einer bestehenden Datenbank persistiert werden. Am dritten Tag musste eine Website erstellt werden, die sehr viele Datensätze benutzerfreundlich anzeigen kann. Am vierten Tag wurde die kreative Begabung im Design einer Website geprüft. Kurz: Design (Photoshop), Frontend statisch (HTML + CSS + Flash), Frontend dynamisch (JavaScript), Backend (PHP + MySQL).

Meier: Der Wettbewerb war in vier Tage mit jeweils einem eigenen Themenbereich unterteilt. Am ersten Tag war der Fokus auf die Netzwerk-Installation in kleinen Unternehmen gerichtet mit der Installation und Konfiguration von Windows Verzeichnisdiensten (AD), Verzeichnisfreigabe, Inbetriebnahme Apache Webserver und FTP Server mit Domänenanbindung. Der zweite Tag stand im Zeichen von mittelgrossen Unternehmen. Das Einrichten von Benutzern und Anpassen der Attribute per Script wurde genauso verlangt wie die erweiterte Konfiguration von Terminal- und DNS-Diensten. Ein Linux-Server umfasste Dienste wie Mail, DHCP und OpenVPN. Die Kommunikation zur Aussenwelt wurde durch einen Cisco-Router per NAT herstellt und mit ACLs abgesichert. Der dritte Tag konzentrierte sich auf WAN-Verbindungen. Hochskalierbare Standort-zu-Standort-VPN-Verbindungen gewährleisteten in Verbindung mit dynamischen Routing die Kommunikation zweier Standorte eines Grossunternehmens. Ein weiteres Thema war die Internettelefonie, welche auf anspruchsvolle Kundenwünschen angepasst werden musste. Tag vier mit dem Schwerpunkt Sicherheit und Überwachung verlangte von den Kandidaten die Härtung von VPN-Verbindungen per Zertifikat sowie die Absicherung von Linux- und Windows-Systemen. Erweiterte ACL-Konfiguration auf den Cisco-Routern gehörte wie das Konfigurieren eines Überwachungsservers auch dazu.


Schmid: Ich musste mit den Microsoft Office 2010-Produkten (Word, Excel, Access und PowerPoint) verschiedene Aufgaben für eine «Fussballmeisterschaft» bewältigen. Dazu zählten die Organisation der freiwilligen Helfer für die verschiedenen Fussballturniere, der Auftritt mit CI/CD inkl. Layouts oder die Verwaltung und Bestellung der Tickets für einen Fussballmatch etc. Dazu mussten auch die Taktiken von Fussball in einer Präsentation erklärt werden.

Das Schweizer Team bestand aus 38 Personen in 35 Berufen. Kann man da ein Team sein? Hattet Ihr Kontakt zu anderen Nationenvertretern?
Häni:
Alle haben etwas gemeinsam: Sie sind die Besten in Ihrem Beruf. Und nach fünf gemeinsamen Wochenenden und dutzenden Teambildungsübungen existierte ein wahnsinniger Zusammenhalt im Schweizer Team. Am Wettkampf hatte ich mit den Konkurrenten aus meinem Beruf guten Kontakt. Die Unterhaltung handelte meistens von der Wettbewerbsarbeit. Am Schluss habe ich mit einigen Kontaktdaten ausgetauscht.

Meier: Natürlich, der Teamgeist war sehr wichtig. Eigentlich hat man viel zu wenig Kontakt, ich konnte jedoch jeweils vor und nach dem Wettbewerb mit den eigenen Konkurrenten einige Worte wechseln.


Schmid: Ja, das kann man! Wir waren ein super Team, man fühlte sich nie allein und wenn mal etwas nicht gut lief und man in einem Tief steckte, wurde man von den Teamkollegen in den Arm genommen und aufgemuntert. Ich hatte viel Kontakt mit den anderen Nationenvertretern und nun gibt es sogar eine Face­book-Gruppe, in der wir jeden Tag (zur Zeit noch) miteinander schreiben.



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