Das Rhein-Ruhr-Institut für Sozialforschung und Politikberatung RISP hat im Rahmen des Projekts "Präventiver Gesundheitsschutz in der IT-Branche" der Projektgruppe
Prolog ein Arbeitspapier veröffentlicht. Das Dokument fasst bisherige Erkenntnisse zusammen, schildert diverse IT-spezifische Gesundheitsprobleme und nennt mögliche Ursachen.
So leiden laut einer Studie aus dem Jahr 2006 IT-Mitarbeiter, die in Projekt- und Softwareentwicklungsprojekten beschäftigt sind, viermal so häufig unter psychosomatischen Beschwerden wie chronische Müdigkeit, Nervosität, Schlafstörungen und Magenbeschwerden wie der Durchschnitt der Beschäftigten in Deutschland. Vierzig Prozent der Befragten zeigen eine Zunahme der chronischen Erschöpfung - ein Frühindikator für Burnout - und 30 Prozent haben Probleme, sich wieder zu erholen.
Eine Untersuchung der deutschen Techniker Krankenkasse ergab 2007, dass IT-Mitarbeiter 60 Prozent mehr zu Antidepressiva greifen als der Durchschnitt aller Beschäftigten. Insgesamt liegt der Verbrauch von Psychopharmaka bei IT-Leuten um 91 Prozent über dem Durchschnitt.
Das Arbeitspapier zählt acht mögliche Gründe für die zunehmenden Gesundheitsprobleme in der IT-Branche auf. Neben Faktoren wie die Angst um den Arbeitsplatz, die auch für andere Branchen gelten, kommen auch IT-spezifische Probleme ins Spiel. So ist die Projektarbeit an der Schnittstelle zum Kunden oft mit widersprüchlichen Anforderungen verbunden - im Verlauf eines Projekts ändern sich die Kundenbedürfnisse, die entwickelten Systeme können vor der Ablieferung an den Kunden nicht ausreichend im Echtbetrieb getestet werden, aus Termindruck muss am Wochenende gearbeitet werden und so weiter. Ausserdem wird die IT-Arbeit immer "kleinteiliger": Ein bestimmter Mitarbeiter kümmert sich oft nur um eine einzelne Komponente und kennen die übergreifenden Prozesse gar nicht mehr. Dies alles wirkt belastend und erhöht den Stress, meint das RISP-Paper.
(ubi)