Editorial

Kampf der Egomanen


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/16

     

Eine Schlammschlacht der besonderen Art liefern sich derzeit Microsoft und Google. Weil ein weiterer ranghoher Manager vom Redmonder Softwareriesen zum kalifornischen Newcomer wechseln will, sind in der obersten Führungsetage von Microsoft offensichtlich einige Sicherungen durchgebrannt.
Dabei soll sich die Teppichetage alles andere als distinguiert benehmen. Das wundert insofern nicht, als zwischen Google und Microsoft persönliche Emotionen am Kochen sind. Und diese haben einen Namen: Eric Schmidt. Die Erwähnung des Google-CEO löst bei Steve Ballmer allergische Reaktionen aus: « I'm going to fucking bury that guy (i. e. Eric Schmidt), I have done it before, and I will do it again. I'm going to fucking kill Google», so die nicht-US-Medien-taugliche Antwort von Microsofts Einpeitscher Nummer Eins, als ihm ein anderer Microsoft-Manager seinen Übertritt zu Google mitteilte. Zur Untermalung flog ein Stuhl durchs Büro. Das sattsam bekannte Web-Video von Ballmers «Affenauftritt» lässt grüssen.
Eric Schmidt führt seit seinen Zeiten als CTO von Sun in den 1980er-Jahren und später als Novell-CEO einen Privatkrieg gegen die Gates-Company. Denn der Google-CEO sieht sich selber nicht nur als Manager, sondern als Tech-Visionär in einer Reihe mit Bill Gates und Larry Ellison. Er ist – mit Verlaub – ein
Egomane, der lieber wirtschaftlich verliert, dafür aber mit seinen «Visionen» Recht behält. Bisher hat er damit gegen Gates und Ballmer immer den Kürzeren gezogen. Mit Google hat er jetzt ein Vehikel in der Hand, das über genügend finanzielle Mittel verfügt, um seine persönliche Weltsicht endlich durch wirtschaftlichen Erfolg zu bestätigen. Das kann allerdings für die Suchmaschine teuer werden.




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