IR-PR: Nachrichtenwert nicht befriedigend

IR-PR: Nachrichtenwert nicht befriedigend

17. Mai 2002 - Die PR-Arbeit der meisten IT-Firmen erhält gemäss einer Untersuchung des Münchner Kommunikations-Beratungsunternehmens Okroy von Seiten deutscher Fachjournalisten ungenügende Noten.
Artikel erschienen in IT Magazine 2002/19

Endlich kriegen wir IT-Journalisten quasi offiziell bestätigt, was wir in unserem tiefsten Inneren schon lange empfinden: Die PR-Arbeit der meisten IT-Firmen erhält gemäss einer Untersuchung des Münchner Kommunikations-Beratungsunternehmens Okroy von Seiten deutscher Fachjournalisten ungenügende Noten. Auch in der Schweiz dürfte ein entsprechender Survey kaum ein anderes Ergebnis zeitigen, zumal viele international tätige Firmen die Betreuung der Schweizer Presse an PR-Agenturen im grossen Kanton vergeben haben. Das Fazit der Studie: "Nachrichtenwert nicht befriedigend".



Das wohl beliebteste Mittel zur Information der schreibenden Zunft ist der Press Release - eine ein- bis zweiseitige Meldung ist schnell verfasst und per Post oder E-Mail rasch verteilt. Oftmals scheint die Produktion dieser Wortergüsse aber etwas zu hurtig vor sich zu gehen: Viele Pressemitteilungen enthalten, auf Kosten echter und detaillierter Information, vor allem aufgeblähte Marketing-Sprache, Binsenwahrheiten und Selbstlob. Liebe IT-Firmen beziehungsweise PR-Agenturen: Wir wissen, dass Hersteller X der weltgrösste und sein Produkt Y das allerbeste ist. Es ist uns bekannt, dass heute "Lösungen" statt Box-Moving gefragt sind. "Lösungen" ist überhaupt eine der meiststrapazierten Floskeln - mir kommt bei deren Lektüre irgendwie immer der Chemielehrer in den Sinn, der einen Erlenmeyerkolben voll hellblauer Kupfersulfatlösung in den Händen hält.
Statt Allgemeinplätzen also bitte mehr informative Details.


Lästige Anrufe zehnmal täglich

Die Okroy-Studie weist ferner nach, dass der typische Redaktor durchschnittlich zehn sogenannte proaktive Anrufe pro Tag erhält, sprich: Er wird täglich zehnmal von einem PR-Verantwortlichen belästigt. Oft informiert der Anruf bloss über eine Tatsache, die aus der Website oder aus einer Pressemitteilung schon längst zu ersehen ist. Oder dann handelt es sich um den verzweifelten Versuch, die nächste Pressekonferenz doch mit mehr als den drei Journalisten zu füllen, die sich bisher angemeldet haben. Am allerlästigsten aber sind diejenigen Telefonate, in denen sich die Pressestelle besorgt erkundigt, wann denn nun endlich das per Press Release bekannt gegebene Faktum im Druck zu lesen sei. Zur Information: Die Publikation erhaltener Pressemitteilungen ist nicht obligatorisch, auch wenn dies vielen PR-Agenturen wohl lieb wäre.



Bei Pressekonferenzen - dies ist nun meine persönliche Meinung, andere mögen hier abweichen - bevorzuge ich Events, in denen detailliert über Produkte und Technologien informiert wird, und zwar nicht nur durch das Top-Management, sondern vor allem durch wirklich kundige Vertreter aus Product Management oder sogar Forschung. Veranstaltungen, die ausschliesslich über "Strategien" oder über die neuesten Unternehmenszahlen unterrichten, interessieren mich nicht die Bohne. Und wenn schon allgemeine Informationen zur Firma, dann bitte wenigstens nicht den Einheitsbrei: Auch die Orkoy-befragten Journalisten wussten zu monieren, dass an Pressekonferenzen und in Interviews "Unternehmensformeln oft das persönliche Argument" ersetzten.



 
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