RSS: Die Push-Idee kehrt zurück

Wegen der fehlenden Flexibilität und der proprietären Ansätze scheiterte die Push-Idee kläglich. E-Mail in Form des Newsletter-Marketings setzte sich als einziger Push-Mechanismus durch.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2003/17

     

Erinnern Sie sich noch an Firmen wie Marimba oder PointCast? Genau, das waren jene Startups, die Mitte der 90er Jahre die Push-Technologie propagierten.Ihre Idee: Statt aktiv auf dem Web rumsurfen und sich Informationen mühsam zusammensuchen zu müssen, sollte der gewünschte Content per Push automatisch auf den lokalen Rechner geliefert werden. Wegen der fehlenden Flexibilität und der proprietären Ansätze scheiterte die Push-Idee kläglich. Stattdessen setzte sich E-Mail in Form des Newsletter-Marketings als einziger Push-Mechanismus durch. Mittlerweile steckt aber auch das E-Letter-Konzept in der Krise. Immer mehr Betreiber von E-Mail-Services beklagen einen stetigen Rückgang bei den Abozahlen. Die Gründe:




• Die User leiden unter Spam. Das tägliche Durcharbeiten der Inbox wird zur Qual und lässt abonnierte Newsletter im Mailchaos untergehen.





• Wegen des Spams rücken viele Benutzer ihre Mailadresse für Newsletter-Abos erst gar nicht mehr heraus.




• Newsletter nach relevanten Inhalten zu durchforsten, ist für viele Abonnenten zu zeitraubend.



Die boomende Weblog-Bewegung (siehe auch Artikel "New Kids on the Blog", InfoWeek 11/03) bringt mit dem RSS-Format (Really Simple Syndication) einen neuen Push-Mechanismus ins Spiel, der gegen die genannten E-Mail-Krankheiten immun ist. RSS ist ein auf XML basierendes Datenformat, über das sich Inhalte als RSS-Feeds publizieren lassen. Diese können mit einem RSS-Reader - ein E-Mail-Client-ähnliches Programm zum Lesen von RSS-Feeds - abonniert werden. Jedes Update eines RSS-Channels wird in der Inbox des RSS-Readers als neue Nachricht angezeigt. Dies ermöglicht, täglich Dutzende von RSS-Feeds, sprich Weblogs, im Auge zu behalten. Nach der Blogging-Community entdecken auch immer mehr Online-Dienste die Vorteile von RSS. So publizieren etwa "Wired", die "New York Times", "Die Welt" oder die Tagesschau der ARD ihre Inhalte als RSS-Channel. Das Einsatzgebiet des RSS-Formats beschränkt sich allerdings nicht nur auf Online-Publikationen. Denkbar wären auch Service-, PR- oder Marketing-Kanäle, über die eine Firma über sich und ihre Produkte informieren kann. RSS kann aber auch im Intranet genutzt werden: Interne Fimen-News, Projekt-Updates oder Business-Reports lassen sich beispielsweise über ein Intranet-Portal aggregieren und zielgruppengerecht publizieren.



Laut Chris Pirillo, dem Betreiber des News-Dienstes Lockergnome, wird E-Mail als Transportmedium für gepushten Content bald von RSS abgelöst. Eine brisante Aussage von jemandem, der einen Service mit mehr als 200'000 Newsletter-Abonnenten betreibt. In der Tat hat RSS im Vergleich zu E-Mail viele Vorteile. So ist das Syndication-Format nicht nur spam- und virensicher, sondern basiert standardmässig auf dem Opt-in-Prinzip, das dem Benutzer die volle Kontrolle über sein Abo gibt. Und dank XML lässt sich RSS-Content einfacher umformatieren, filtern, aggregieren und indexieren als bisherige Formate.



RSS steckt allerdings noch tief in der Early-Adopter-Phase. Zum Durchbruch fehlen dem Push-Format eine bessere Client-Unterstützung und ein breiteres Channel-Angebot. Es ist damit zu rechnen, dass künftige E-Mail-Clients à la Outlook und Eudora jedoch bald mit RSS-Fähigkeiten ausgestattet werden. Und auch auf der Serverseite wird das RSS-Angebot langsam aber stetig zunehmen. Entwickler und Designer von contentbasierten Web-Angeboten und Intranet-Portalen sollten daher jetzt damit anfangen, sich mit dem neuen Format zu beschäftigen und ihren Kunden die Möglichkeiten schmackhaft machen.



Denn: Im Weblog-Land ist das Format bereits allgegenwärtig, in naher Zukunft wird es auch den Rest der Web-Welt erobern.




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