Gespaltenes E-Government-Volk
Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2005/08
Die Schweizer Behörden und ihr E-Government-Angebot müssen derzeit bös unten durch. Kaum eine Woche vergeht ohne neue Negativ-Schlagzeilen. Zu den Tiefpunkten gehörte mit Sicherheit eine Cap-
Gemini-Studie aus dem März, die
der Schweiz ein schlechtes E-Government-Zeugnis ausstellte. Vor allem die Verfügbarkeit von Online-Diensten wird bemängelt, die Eidgenossenschaft liegt hier auf den hintersten Plätzen im europäischen Vergleich.
Doch der Bürger scheint die herrschende Situation relativ gelassen zu nehmen, wie InfoWeek online herausgefunden hat. So spricht über ein Drittel der Leserschaft von einem ausreichenden Angebot, dass ihnen ihre Gemeinde vorlegt. 7,7 Prozent gar
bezeichnen die angebotenen Online-Dienste als «sehr breit». Jeder Vierte beurteilt die Online-Dienstleistungen als «mangelhaft» und jeder Fünfte als «völlig ungenügend». Erstaunlich: Nur etwas mehr als 10 Prozent kennen die Gemeinde-Website gar nicht.
Wie die Universität St. Gallen im
Rahmen des jüngsten E-Government-Barometers herausgefunden hat, setzten sich 13 Prozent aller Schweizer Gemeinden noch gar nicht mit
E-Government auseinander. Vor
allem in der Westschweiz finden sich viele Gemeinden ohne eigene Website – deutlich mehr als in der Deutschschweiz. Ausserdem würden nur 33 Prozent der Gemeinden mit Website auch Daten elektronisch
untereinander austauschen.
Ebenfalls herausgefunden haben die St. Galler, dass sich der Anteil der über das Internet abwickelbaren Dienstleistungen auf Gemeindeebene in den vergangenen zwei Jahren kaum vergrössert hat. Etwas besser sieht die Situation bei den Kantonen und beim Bund aus, doch nützt das dem Bürger herzlich wenig, weil die meiste Korrespondenz immer noch mit der Gemeinde selbst stattfindet.