David Rosenthal: Domain-Namen - Verwaltungsaufwand ist teuer

Die Verwaltung von Domain-Namen ist für Betriebe, die mehr als nur einige wenige Internetadressen zu pflegen haben, schon heute genug kompliziert. Mit der Einführung der neuen Top-Level-Domains .biz und .info wird alles noch aufwendiger.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/22

     

Die Verwaltung von Domain-Namen ist für Betriebe, die mehr als nur einige wenige Internetadressen zu pflegen haben, schon heute genug kompliziert. Es gilt nicht nur, die eigenen Mitarbeiter in Schach zu halten, damit diese nicht auf eigene Faust irgendwelche Firmenbegriffe mit ihrer Kreditkarte als Domains verewigen. Auch die Bezahlung von Rechnungen muss sichergestellt sein, um nicht plötzlich ohne Domain-Name dazustehen. Schliesslich muss ständig überwacht werden, ob da nicht Dritte mit den Produkte- und Firmennamen der Firma Unfug treiben. Brauchbare Angebote für das Outsourcing dieser Aufgaben gibt es noch kaum.



Dabei wird nun alles noch komplizierter. Die Einführung der neuen Top-Level-Domains .biz und .info ist ein Beispiel: Zwar herrscht in diesem Bereich jetzt mehr Wettbewerb; die länderunabhängigen Domain-Register werden nicht mehr nur von Network Solutions, sondern von verschiedensten Firmen geführt. Da diese ihre Aufgabe aber alle nach ihren eigenen Regeln wahrnehmen, wird es für die Kundschaft nur noch mühsamer, den Überblick zu halten, was zum Schutz der Rechte aber wichtig ist.




Die Betreiberfirma von .biz bietet neu etwa ein Register für Markeninhaber an, in dem sie sich mit ihren Ansprüchen eintragen lassen können, um im Falle von konkurrierenden Domain-Namen-Anträgen informiert zu werden und Einspruch erheben zu können. Die Kehrseite der Medaille: Das Unternehmen muss sein Markenportfolio künftig ständig mit dieser Datenbank abgleichen, will es diesen Service nutzen. Der Betreiber von .info wiederum verwendet ein völlig anderes System zum Schutz von Markeninhabern. Ab Ende Monat sollen diese die Möglichkeit erhalten, .info-Domains mit ihren Marken vorab zu sichern. Wer in dieser Periode nicht handelt, hat es später schwerer.



Und das ist erst der Anfang. Für immer mehr Top-Level-Domains werden eigene Regeln und Angebote entstehen, die es alle im Auge zu behalten gilt. Wer es nicht tut, riskiert, seine Marken im Web auf dem Rechtsweg durchsetzen zu müssen, was oft mit noch mehr Aufwand verbunden ist.



Doch nicht nur die privaten Regulierungsstellen und Internetanbieter sind aktiv geworden. Auch immer mehr Staaten werden, so bin ich überzeugt, die sie betreffenden Top-Level-Domains gesetzlich regeln. Die Schweiz unternimmt jetzt als weltweit eines der ersten Länder diesen Schritt: Stimmt der Bundesrat zu, soll schon ab Oktober eine Verordnung die Vergabe und Ansprüche auf .ch-Domain-Namen zu regeln versuchen.



Auch wenn die Verordnung das eingebürgerte Prinzip "first come, first served" nicht über den Haufen werfen will und Streitigkeiten wegen der Verletzung von Marken- oder Namensrechten sowie unlauteres Verhalten weiterhin über den Zivilrichter gelöst werden müssen, sorgt die Vorlage für zusätzliche Arbeit. So sollen Domain-Namen dem Inhaber neuerdings weggenommen werden können, sollte er sie länger als fünf Jahre nicht wirklich gebraucht haben, ohne dass er dafür einen Rechtfertigungsgrund anführen kann. In der Praxis bedeutet dies: Unternehmen, die Domain-Namen "auf Vorrat" registriert haben, werden sich diesbezüglich etwas einfallen lassen müssen. Ein Grossteil der über 350'000 registrierten Schweizer Domain-Namen ist heute aber noch nicht einmal technisch aktiviert, geschweige denn benutzt worden.



Hinzu kommt, dass nach der neuen Verordnung Inhaber von Domain-Namen mit gemeinfreien Begriffen damit rechnen müssen, dass diese ihnen wieder abgenommen werden, sollte das öffentliche Interesse dies gebieten. Die Domain-Namen mit Namen von Kantonen und Gemeinden sollen ebenfalls abgetreten werden müssen.



Fazit: Domain-Namen mögen für ein Unternehmen zwar ein wertvolles Instrument darstellen. Die Zeiten, in denen ein Betrieb nur einige Dollar für Domain-Namen budgetieren musste, gehen aber allmählich vorbei. Die Gebühren mögen zwar dank mehr Wettbewerb unter den Registrierstellen gesunken sein. Der sehr rasch wachsende Verwaltungsaufwand wird das aber mehr als wettmachen.




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