Andreas Eggenberger, Projektleiter der ICT-Umfrage des Dachverbandes der Schweizer Lehrerinnen und Lehrer LCH

«Viele haben Angst, sich zu blamieren.»

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2004/20

     

Sie haben mit Ihren Schülern an der Bildungsmesse Worlddidac Internet-Zugang und -Nutzung in Schweizer Schulen erfragt. Kann man sagen, dass die Schweizer Schulen heute «drin» sind?

Über 94 Prozent der 1500 von uns befragten Lehrpersonen geben an, dass ihre Schule Zugang zum Internet hat und die technischen Voraussetzungen für die Integration der neuen Medien im Unterricht erfüllt sind.





Die Nutzung im Schulalltag hinkt aber der Ausrüstung hinterher.


Tatsächlich ist es so, dass trotz der vorhandenen Infrastruktur bisher lediglich 26 Prozent der Befragten das Internet regelmässig im Unterricht einsetzen, obwohl die Akzeptanz der Informations- und Kommunikationstechnologien sehr gross ist und über
80 Prozent der Lehrpersonen den Einsatz der neuen Medien im Unterricht befürworten.




Was sind die Gründe für diese Berührungsängste?


Meiner Meinung nach fehlt es vielen Lehrerinnen und Lehrern am methodischen und unterrichtsorganisatorischen Rüstzeug. Vielen fällt es auch schwer, mit der Tatsache umzugehen, dass die ICT-Kompetenzen der Schüler oft grösser sind als ihre eigenen und haben Angst, sich zu blamieren. Würde die Schulklasse als Lehr- und Lerngemeinschaft und die Lehrkraft selber als Lernberater und -begleiter verstanden, wären diese Ängste gar nicht nötig.




Wie kann die Schule mithelfen, diese Hürden zu überwinden,
wo liegt die Verantwortung beim einzelnen Lehrer?


Die Schule muss einerseits dafür sorgen, dass die vorhandene ICT-Infrastruktur immer zuverlässig funktioniert, was einen professionellen technischen Support voraussetzt. Ferner müssen skeptische oder zaghafte Lehrkräfte von einer kompetenten Person motiviert und in die Methoden eingeführt werden. Das Dilemma, dass zwar die meisten Lehrkräfte ICT im Unterricht integrieren möchten, sich dies aber (noch) nicht zutrauen, könnte damit gelöst werden, dass anfänglich einige Lektionen im Teamteaching mit einem «ICT-Integrator» erteilt würden. Es liegt an der einzelnen Lehrperson, den eigenen Bedarf an methodisch-didaktischer Unterstützung in diesem Bereich bei der Schulleitung zu kommunizieren.




Wie beurteilen Sie die Informatikausbildung in den Schweizer Schulen insgesamt?


Wir leben heute in einer Welt, die in hohem Mass von der Informationstechnologie bestimmt wird. Das Suchen und Finden von Informationen ist heute eine Kulturtechnik wie Lesen und Schreiben. Ob diesem Umstand an unseren Schulen bereits gebührend Rechnung getragen wird, bezweifle ich.


Info

Die vollständigen Studienergebnisse werden in der nächsten Ausgabe der Zeitschrift «Bildung Schweiz» publiziert und können ab Mitte November unter www.lch.ch heruntergeladen werden.




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