Editorial

Open Source und das Budget wird es danken

Open-Source-Produkte stehen zur Zeit hoch im Kurs. Und es gibt wohl keine Kategorie, in welcher der kommerziellen Software nicht auch ein Pendant mit frei zugänglichem Quellcode gegenübersteht.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2002/23

     

Open-Source-Produkte stehen zur Zeit hoch im Kurs. Und es gibt wohl keine Kategorie, in welcher der kommerziellen Software nicht auch ein Pendant mit frei zugänglichem Quellcode gegenübersteht. Die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass mit Linux, dem Vorzeige-Erzeugnis aller Open-Source-Entwicklungen, künftig noch mehr zu rechnen sein wird. Eine schlagkräftige Allianz sind zum einen die Distributoren Caldera, Connectiva, Suse und Turbolinux eingegangen, die ein Betriebssystem auf einheitlicher Codebasis vom Stapel lassen wollen. Red Hat zum andern knüpft seine Hoffnungen an Dell und Oracle: Die drei Firmen machen sich unter dem Titel "Unbreakable Linux" für eine in sich abgestimmte Datenbank-Lösung stark. Und Microsoft wird auf dem falschen Fuss erwischt. Schliesslich steht für August die Einführung der neuen Software-Lizenzpolitik bei Volumenabnehmern auf dem Programm. Mit dem Licensing 6.0 von Microsoft drohen vielen Firmen höhere Kosten - dabei sollte man ja eigentlich sparen.



Erinnern wir uns zurück: Am Jahresanfang wurde Return on Investment zum Credo für 2002 erhoben. Die Unternehmen sind nicht mehr bereit, ins Blaue hinaus zu investieren, ohne dass sich ein unmittelbarer Erfolg einstellt. Und deshalb könnte gerade 2002 zum Open-Source-Jahr schlechthin werden. Nicht nur in Sachen Betriebssystem, sondern auch bei den Applikationen. Denn es sind mitunter die horrenden Lizenzgebühren, die IT-Projekte zu Fall bringen können.




Ein gutes Beispiel dafür sind Content Management Systeme. Zu Zeiten der New-Economy-Blüte haben die Anbieter in diesem Bereich den schnellen Dollar gerochen. Und auch heute noch bewegen sich die Lizenzpreise für die Systeme praktisch ausnahmslos im fünf- bis sechsstelligen Bereich. Vor anderthalb Jahren mag das vertretbar gewesen sein - schliesslich waren ja den Phantasien, was man mit dem Internet geldverdienender Weise alles so anstellen kann, keine Grenzen gesetzt und den Preisen für die Produkte folgerichtig auch nicht. Auf den Punkt gebracht ist eine Content-Management-Lösung aber nicht mehr als eine ausgeklügelte Datenbankanwendung, die man, genügend Zeit und Fachwissen vorausgesetzt, auch selbst entwickeln könnte. Will man sich nicht gleich selbst an das Programmieren machen, stehen auch Open-Source-Produkte zur Auswahl (siehe Report dieser Ausgabe). Man stelle sich einmal vor, was man mit den eingesparten 100'000 Franken Lizenzgebühren alles anstellen könnte... Der Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt.



Die Anbieter von kommerziellen Content-Management-Lösungen sollten deshalb schleunigst über die Bücher gehen und neue Preismodelle für ihre Produkte entwickeln. Vor allem auch, weil sie sich sonst eine äusserst vielversprechende Kundengruppe gleich selbst vom Leib halten: Die kleinen und mittleren Betriebe. Die sind mit Sicherheit nicht bereit, eine solche Stange Geld nur schon für die Lizenzen auf den Tisch zu legen - aber sie sind vielleicht ja trotzdem an einer Content-Management-Lösung interessiert. Wenn Sie Zeit haben, können Sie ja einmal den Aktienkurs eines einschlägigen Schweizer Anbieters von Content-Management-Systemen abrufen - er spricht Bände.




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