Editorial

Liebe Online-Werbetreibende, Ihr müsst umdenken

Alle, die gelegentlich auf amerikanischen Webseiten surfen, werden es bestätigen: Endlich hat man jenseits des grossen Teichs Wege und Mittel gefunden, die Online-Werbung nicht nur attraktiv, sondern geradezu verführerisch zu machen.

Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2001/30

     

Alle, die gelegentlich auf amerikanischen Webseiten surfen, werden es bestätigen: Endlich hat man jenseits des grossen Teichs Wege und Mittel gefunden, die Online-Werbung nicht nur attraktiv, sondern geradezu verführerisch zu machen. Und zwar mit jenem einfachen Konzept, das sich Interaktivität nennt. Und in Europa? Auf dem alten Kontinent sieht es nach wie vor trist aus. Noch immer verunzieren langweilige, ein wenig animierte und deshalb in irgendeiner Weise nervös blinkende Banner die Seiten im Netz. Ach, du Schande! Da besteht dringender Handlungsbedarf. Und dabei wäre es so einfach.



Deshalb, liebe Werbetreibende, investiert doch die paar Fränkli, heuert einen Flash- oder Java-Programmierer an, um Online-Werbung zu machen, die nicht mehr blinkt, sondern zur Entdeckung einlädt! Beispiele dafür, wie diese Werbung in etwa aussehen könnte, gibt es zur Genüge.




So etwa die Annonce der "absolut" bekannten Wodka-Marke. Fährt man mit der Maus über die Werbefläche, mutiert der Zeiger zur Lupe und lässt den aufmerksamen Surfer auch das Kleingedruckte auf der Flaschenetikette lesen. Derselbe schwedische Hersteller des russischen Schnapses fällt zudem mit jenem Banner auf, bei dem man mit einer Skala die Farbe auswählen kann, worauf sich dann, je nach Couleur, eine andere Variante des doch in erster Linie streng nach Alkohol riechenden Wässerchens präsentiert. Nastrowje! In den USA haben sich nun sicher mehr Leute genau für diesen, nicht mehr ganz nach dem urrussischen Rezept gebrauten Wodka begeistern lassen. Dass die Herstellerfirma grundsätzlich Flash-verliebt ist, sieht man auch auf der Website - aber nun Schluss mit der überhaupt nicht interaktiven Schleichwerbung.



Man muss es mit Flash ja auch nicht gerade soweit (über-)treiben, aber ein bisschen könnten die Schweizer Banner-Schalter sich schon davon inspirieren lassen. Es steht ausser Zweifel, dass dann der Aufwand nicht nur - wie oben behauptet - mit ein paar Fränkli mehr zu Buche schlagen wird. Mit dem Flash-Programmierer allein (und auch der wird schon ein Sümmchen verschlingen) ist es nämlich nicht getan. Für die zündende Idee wird die engagierte Werbe-Agentur ebenfalls einen stolzen Betrag in Rechnung stellen. Aber es wird sich trotzdem auszahlen, und das mit guten Gründen. Dass die sogenannten Click-trough-Raten bei den herkömmlichen Bannern erbärmlich sind, ist nämlich hinlänglich bekannt. Die NEUE Online-Werbung funktioniert aber ein bisschen anders. Wenn man draufklickt, wird nicht gleich ein weiteres Browser-Fenster geöffnet. Nein, das Banner kann entdeckt und ausgekundschaftet werden, ohne dass der Surfer das Risiko eingeht, vor lauter "Windows" den Desktop nicht mehr zu sehen. Und die nervigen Pop-up-Fenster werden Geschichte sein.



In der Schweiz hätte man zur Zeit sogar noch die einmalige Gelegenheit, sich als besonders innovatives Unternehmen im Gedächtnis der Surfer festzukrallen, weil man zu den Ersten gehören würde, die sich zu einer interaktiveren Online-Werbeform bekennen. Und schliesslich, was ist es denn, was der Surfer will? Er will Werbung, die unterhält, nicht aufhält. Begriffen?




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