Navigieren mit Druck
Quelle: Vogel.de

Navigieren mit Druck

Touchscreens werden drucksensitiv
19. Februar 2010

     

Smartphones mit einer Multitouch-Bedienung, wie wir sie heute kennen, sind von gestern. Die berührungsempfindlichen Displays stehen unmittelbar vor ihrem nächsten Evolutionssprung. Das zumindest behauptet das britische Unternehmen Peratech.



Peratech hat eine neue Technologie entwickelt, die die aktuellen Touchscreens schon bald erweitern und erheblich verbessern soll. Sie heisst «Quantum Tunnel­ing Composite» (QTC). Damit erkennt das Gerät nicht nur, dass, sondern auch wie stark auf sein Display gedrückt wird.



Bei der von Peratech entwickelten Lösung fungiert ein polymeres Material als isolierender Widerstand zwischen zwei Konduktoren. Bei erhöhtem Druck auf den Touchscreen passt sich das polymere Material an. Durch den verringerten Widerstand wird schliesslich der Austausch von Elektronen mit Hilfe des so genannten Tunneleffekts möglich. QTC arbeitet sehr energieeffizient, da es im Ruhezustand, also wenn kein Druck ausgeübt wird, keine Energie benötigt.




Zum Scrollen und Spielen

QTC ermöglicht laut Peratech-CEO Chris Lussey die Entwicklung von ganz neuen 3D-Benutzeroberflächen. Mit Geräten, die auf QTC setzen, soll beispielsweise das Scrollen erheblich bequemer werden. Drückt man sanft auf das Display, scrollt man langsam nach unten. Erhöht man den Druck, geht es rasanter. Oder wie wäre es, die Lautstärke per Fingerdruck zu regeln?



Auch im Zusammenhang mit Spielen könnte die QTC-Technologie spannend sein. Drückt man fester, so bewegt sich das Auto oder die Spielfigur schneller, lässt der Druck nach, verringert sich das Tempo. QTC könnte weiter das Prinzip des Drag&Drop verbessern. Und auch für das Umsetzen von handschriftlichen Zeichen soll sich die Technologie hervorragend eignen.



Samsung und Nissha sichern sich QTC-Lizenzen

Anwendungsszenarien für QTC gibt es einige. Nicht nur drucksensitive Touchscreens für Smartphones sind denkbar. Samsung hat die Technologie erst vor kurzem für die Verbesserung der sogenannten 5-Wege-Navikeys, mit denen man auf Handys ohne Touchscreen durch die Menus navigiert, lizenziert. Die ersten Handys mit QTC-Technologie sollen Anfang des kommenden Jahres erscheinen.



Das Recht zur Herstellung der ersten Touchscreens mit QTC-Technologie hat sich der japanische Display-Hersteller Nissha gesichert. Nissha, in der Vergangenheit unter anderem Produzent für LG und Nintendo, hat 1,4 Millionen Dollar dafür bezahlt und darf die Technologie nun ein Jahr lang in kleinen Screens (bis maximal 3,5x5,5 Zoll) verarbeiten. Man darf gespannt sein, welcher Smartphone-Hersteller solche drucksensitiven Touchscreens als Erster in neuen Geräten verbauen wird. (Michel Vogel)





(mv)


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