Sportuhr im Smartwatch-Pelz
Quelle: Suunto

Gadget: Suunto 7

Sportuhr im Smartwatch-Pelz


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2020/07

     

Der Ruf der Finnen, trinkfeste Spassmacher zu sein, hält sich hartnäckig. Gleichzeitig gilt Finnland als Brutstätte für hochstehende Technologie und zeitloses Design. In dieser Tradition steht auch das Unternehmen Suunto (finnisch für: die Richtung), das 1936 von Tuomas Vohlonen gegründet wurde und sich seither vornehmlich auf die Herstellung von Messgeräten und Tauchinstrumenten spezialisiert hat. Vor mehreren Jahren hat Suunto schliesslich damit begonnen, auch digitale Sportuhren zu entwickeln, und lancierte im Frühjahr dieses Jahres mit der Suunto 7 seine erste echte Smartwatch. Diese will mit einer sehr breiten Palette an Features auch Sportler ansprechen, die mehr als nur einen Fitness ­Tracker möchten.


Die mit 70 Gramm nicht ganz leichte Smartwatch ist trotz ihres Gewichtes und dem Umstand, dass das Zifferblatt einen Durchmesser von beachtlichen 5 Zentimetern aufweist, selbst für Menschen mit eher schmalem Handgelenk bequem zu tragen. Dies verdankt die Suunto 7 auch ihrem 24 Millimeter breiten Armband aus weichem Silikon. Für das Gehäuse setzen die Finnen auf glasfaserverstärktes Poly­amid, während die Lünette aus Edelstahl besteht. Das helle und einfach abzulesende AMOLED-Display mit einer Auflösung von 454 x 454 Pixel wird von einer Schicht Gorillaglas geschützt. Ausserdem ist die Uhr bis zu einer Tiefe von 50 Metern wasserdicht. Damit ist die Suunto 7 robust genug gebaut, um auch in Extremsituationen nicht in ihre Einzelteile zu zerfallen. Nicht zuletzt wirkt die Uhr auch durchaus chic und ist dadurch alltagstauglich.

Betriebssystem und App

Als Betriebssystem kommt Googles Wear OS zum Einsatz, mit allen dazugehörigen Services, darunter auch dem Bezahldienst Google Pay, der seit letztem Jahr auch in der Schweiz erhältlich ist. Ein Novum für Suunto, das mit seiner ersten Smartwatch offensichtlich ein möglichst breites Publikum ansprechen will und diese mit Features vollgepackt hat. Mehr als 70 Sportmodi lassen sich aufrufen und tracken, von A wie Aerobic oder Alpinski über K wie Kajakfahren und S wie Squash bis hin zu V wie Volleyball. Man kann sich allerdings fragen, wer überhaupt so viele Modi braucht, dürften doch die wenigsten User regelmässig mehr als einer Handvoll sportlicher Hobbies frönen.


Über eine Bluetooth-Verbindung kann die Smartwatch mit einem Smartphone gekoppelt werden, auf dem Wear OS sowie die App von Suunto installiert werden müssen. In der Smartphone App werden die Trainingseinheiten in einem Tagebuch protokolliert. Ausserdem lässt sie sich mit einer ganzen Reihe von Diensten, wie etwa die beliebten Strava oder Endomondo, verbinden. Und auch auf die Kartenfunktion kann man in der App zugreifen und Routen planen.

Offline-Karten und Sensoren

Eines der wichtigsten Verkaufsargumente für die finnische Smartwatch ist aber wohl die Integration von Offline-Karten mit Terrain-Details. Sobald die Uhr an das magnetische Ladekabel und den Strom angeschlossen wird, startet der Download der aktuellen Karte im Umkreis von 50 Kilometern um den Standort der Smartwatch herum. Voraussetzung dafür ist jedoch eine WLAN-Verbindung. Die Karte ist dann auch offline auf der Uhr verfügbar, eine Verbindung mit dem Internet oder mit einem Smartphone wird nicht mehr benötigt.


Darüber hinaus ist die Suunto 7 mit verschiedenen Sensoren ausgestattet. Zur Positionierung verwendet die Smartwatch gleich mehrere Systeme. Neben GPS kommen auch das chinesische System BEIDOU sowie GLONASS und QZSS zum Einsatz. Auch ein barometrischer Sensor ist eingebaut sowie ein optischer Sensor zur Messung der Herzfrequenz, der auf der Unterseite des Gehäuses angebracht ist. Damit dieser jedoch zuverlässig funktioniert, braucht er engen Kontakt mit der Haut am Handgelenk. Kommt Licht dazwischen, wird die Messung verhindert oder zumindest ungenau. Dies bedingt, dass das Armband straff angezogen wird, was manche Nutzer als unbequem empfinden könnten. Die Akkulaufzeit der Suunto 7 beträgt übrigens 48 Stunden, die in der Praxis selten ganz erreicht werden, vor allem, wenn man regelmässig trainiert. Bei ständiger Nutzung des Positionierungssystems sinkt sie dann auf rund 12 Stunden. Den leeren Akku wieder voll zu laden dauert rund 100 Minuten.

Bedienung

Die Bedienung der Smartwatch geschieht mittels Touchscreen sowie vier Knöpfen, von denen drei in Bezug auf das Zifferblatt auf 2, 3 und 4 Uhr angebracht sind, während sich der vierte auf 10 Uhr befindet. Letzterer schaltet die Uhr ein und aus, öffnet das Menü und dient auch als Back-Button, um auf den Home Screen zurückzukehren. Hält man ihn länger gedrückt, startet der Google Assistant. Der Knopf auf 2 Uhr öffnet die Suunto App mit der Karte. Besonders cool: es lassen sich auch Heatmaps einblenden, auf denen zu sehen ist, welche Routen von anderen Suunto-Usern am meisten genutzt werden. Per Wisch nach oben auf dem Display gelangt man hier ausserdem auch zu den verschiedenen Sportmodi. Der Knopf auf 3 Uhr ruft den Media Player auf und der letzte einen Timer. Die letzten beiden Knöpfe lassen sich übrigens personalisieren und mit anderen Funktionen belegen.

Schliesslich kann man auch den Touchscreen nutzen, um verschiedene Funktionen und Untermenüs direkt aufzurufen. Drückt man länger auf die Mitte des Displays, kann man unter verschiedenen Ziffernblättern wählen. Wischt man auf dem Zifferblatt nach oben, werden alle Benachrichtigungen angezeigt, so auch diejenigen, die vom Smartphone übertragen werden. Ein Wisch nach unten ruft ein weiteres Menü auf, in dem sich Funktionen wie der Flug- oder Energiesparmodus aktivieren lassen. Ein Swipe nach links öffnet die Google-Fit-Berichte und einer nach rechts ein weiteres Untermenü mit verschiedenen Funktionen wie den Google Assistant oder die Wetter-App.


Wenn die Bedienung zunächst verwirrend klingt, dann deshalb, weil dem auch so ist. Sie ist die Achillesferse der Smartwatch. Die Kombination aus Touchscreen- und Button-Steuerung ist in vielen Situa­tionen umständlich, zumal viele Funktionen redundant in mehreren Untermenüs verschachtelt zu finden sind. Gerade mit der Touchscreen-Steuerung verliert man anfänglich schnell einmal den Überblick, in welche Richtung man als nächstes wischen muss, um zum gewünschten Screen zu gelangen. Dabei hilft auch nicht, dass Wear OS oftmals erst mit einer merklichen Verzögerung auf Wischgesten auf dem Touchscreen reagiert. Ebenfalls nicht optimal ist, dass man mit Google Fit und der Suunto App eigentlich zwei Fitness-Programme auf der Uhr hat, die sich in gewisser Weise konkurrenzieren. Zwar gewöhnt man sich bekanntlich mit der Zeit an fast alles, jedoch würde man sich hier wünschen, dass Suunto seiner Smartwatch einfachere Bedienungsfunktionen beziehungsweise -optionen verpasst oder noch besser, die Menüs anders arrangiert hätte. Positiv ist aber zu vermerken, dass man die Suunto App sowohl mit Wischgesten als auch über die Knöpfe bedienen kann, was sich als wichtiges Feature erweist, wenn man Handschuhe trägt oder im Wasser trainiert.

Quicktest

Alles in allem weiss die Suunto 7 sehr zu gefallen. Sie ist angenehm zu tragen und überzeugt durch eine grosse Vielfalt an Funktionen. Lediglich die Bedienung könnte definitiv besser gelöst sein. Auch ist keine Möglichkeit vorhanden, die Uhr mit einem externen Herzfrequenzmesser zu koppeln. Die erste Smartwatch der Finnen hat auch einen stolzen Preis, nicht zuletzt was die Ersatzteile betrifft. Die Uhr selbst gibt es für 529 Franken sowie in fünf verschiedenen Farbvarianten zu kaufen. Ersatzarmbänder schlagen dann mit 59 Franken zu Buche und ein zusätzliches Ladekabel kostet 35 Franken.
Info: Suunto


Wertung: 5 von 6 Sternen (luc)


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