ICT-Berufsbildung: Talsohle endlich durchschritten


Artikel erschienen in Swiss IT Magazine 2011/07

     

Von Alfred Breu, Berufsbildung Schweiz

Noch vor wenigen Wochen war die Stimmung sehr gedämpft – die Information des Bundesamtes für Statistik zeigte bei den ICT-Berufen einen Rückgang der Lehrantritte 2010. Inzwischen aber lässt sich abschätzen, wie es in diesem Jahr aussehen wird. Erfreulicherweise sind die Signale positiv, das Interesse der Betriebe an einer Ausbildungsbewilligung oder mehr Lehrstellen steigt und es ist anzunehmen, dass in diesem Jahr 2500 Jugendliche die Grundbildung beginnen werden. Rund die Hälfte davon in betrieblichen Lehrverhältnissen, der Rest auf schulischen Wegen. Das wäre immerhin eine Zunahme von 8 Prozent – ein Beitrag zu den gesuchten zusätzlichen 3’000 Ausbildungsplätzen. Im Kanton Zürich wird noch zusätzlich Bewegung in die Sache kommen, wenn Betriebe ohne Lehrlinge merken, dass sie 1 Promille der Salärsumme in den Berufsbildungsfonds vergüten müssen.


Auffällig ist, dass die sich auf eigenes Risiko Ausbildenden, die Lernenden in Privatschulen, Umsteigerlehrgängen (die beide für die Ausbildung einiges ausgeben) und die Informatikmittelschüler/-innen deutlich zunehmen. Da kann man ablesen, dass offenbar der Glaube an die ICT als Berufs- und Karrierefeld wieder steigt. Die Entwicklung macht Freude. Entsprechend ist den Betrieben, die sich engagieren, herzlich für ihre Anstrengungen zu danken. Sie tragen wesentlich dazu bei, dass der Wirtschaftsstandort Schweiz auch in Zukunft floriert und dass die ICT der Schweiz wieder an Terrain gewinnt. Lassen wir uns nicht von negativen Beispielen beeinflussen und schauen wir nach vorne: Die ICT hat in der Schweiz seit 1990 anzahlmässig immer zugenommen – mit kleinen Dellen in der Entwicklungskurve.

Von der Bevölkerung (und vielen Informatikern) unbemerkt ist jede Menge elektronischer Steuerungen durch Software abgelöst worden. Sogar die Profi-Kaffeemaschine wird heute ab PC gewartet oder repariert. Das Verlangt innovative Profis. Und zwar Leute, die nicht darüber klagen, dass die Benutzer nicht wissen, was sie wollen. Sondern «Ingenieure», die mit den Kunden austüfteln, wie jedes Produkt oder jede Dienstleistung zum Quantensprung am Markt führt.
Freuen wir uns darüber, dass es zunehmend Firmen gibt, die (wieder) in der Schweiz Software entwickeln, auch für den Export. Schweizer Qualität sollte auch der ICT zu einer wesentlichen Weltmarktstellung verhelfen. Und das duale Bildungssystem mit seiner hohen Praxisorientierung, dem hohen Niveau der Bildungssysteme und der hohen Durchlässigkeit unter diesen ist genau richtig zur Ausbildung dieser Leute. Das haben auch andere Länder gemerkt, beispielsweise Indien, die das schweizerische duale Bildungssystem übernehmen möchten.


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