HP: Vom adaptiven zum konvergenten Rechenzentrum

HP startet mit einer Grossoffensive in ein neues Zeitalter des dynamischen Rechenzentrums. Vor allem integrierte Komplettlösungen und stärkere Integration der Produktfamilien und Services sollen den Rechenzentrenbetreibern die Konvergenz von Servern, Applikationen und Gebäude-Infrastruktur ermöglichen.
5. November 2009

     

HPs neues Rechenzentrumskonzept heisst jetzt "HP Converged Infrastructure". In diesem Rahmen hat der Hersteller neue Produkte und Dienstleistungen angekündigt. Im Unterschied zu der bisherigen Architektur "HP Adaptive Infrastructure" zeichnet sich die HP Converged Infrastructure dadurch aus, dass das Portfolio nicht mehr nur in einzelnen Komponenten dynamische Skalierung und Automation ermöglicht, sondern dass diese Fähigkeiten bereits vom Design an in den Lösungen implementiert sind.


Mit dem BladeSystem Matrix hat HP bereits im Frühjahr ein Komplettsystem auf den Markt gebracht, dass die Software-, Server-, Storage- und Netzwerklösungen zusammenführt und die Bereitstellung von IT-Services automatisiert (Swiss IT Magazine berichtete).


Jetzt weitet HP dieses Konzept aus. So hat der Hersteller auch seine Integrity-Server, basierend auf dem Itaniumchip, in die konvergente Infrastruktur miteinbezogen sowie Applikationen und das Energie-Management im Rechenzentrum. Neue, vordefinierte Services helfen Unternehmen beim Übergang von einer heterogenen in eine konvergente IT-Welt. Zudem kündigt HP eine erweiterte Kooperation mit Softwarehäusern an, die so genannte Templates entwickeln für das automatische Implementieren von Anwendungen in einer Matrix-Umgebung.


Vier Ebenen-Modell der Converged Infrastructure

Insgesamt besteht das Modell aus den vier Ebenen HP Infrastructure Operating Environment (IOE), FlexFabric, Virtual Resource Pool und Data Center Smart Grid.


IOE ist die einheitliche Management-Plattform der HP Converged Infrastructure basierend auf der Insight Software (Systems Insight Manager, Insight Control, Insight Dynamics), die jetzt durchgehend in der Version 6.0. verfügbar ist. IOE erlaubt die zentrale Steuerung und Optimierung aller Elemente einer Infrastruktur, die benötigt werden, um einen Service zu liefern. Das IOE soll es ermöglichen, neue Services in Minuten statt in Monaten bereitzustellen, die Infrastruktur zu optimieren und die Verfügbarkeit und Qualität der Services sicherzustellen.


Dies wird vor allem über Templates für das automatische Implementieren von Services erreicht, in denen Best Practices, Regeltreue und Revisionssicherheit quasi fest in das System verdrahtet sind. Ein weiteres Leistungsmerkmal ist die Synchronisation von Service-Anforderung und -Lieferung mittels Orchestrierung und Self-Service-Portal.


Das IOE bietet darüber hinaus eine Reihe von Administrationswerkzeugen für Hochverfügbarkeit, Disaster Recovery und Kapazitätsplanung. Diese stellen sicher, dass alle Ressourcen so effizient wie möglich eingesetzt werden, um die vereinbarten Service Levels zu erfüllen.



Neuheiten IOE

HPs Insight Software unterstützt in der Version 6.0 jetzt auch die Hochverfügbarkeits-Server der HP-Integrity-Familie – bisher war Insight Software auf die x86-Server der ProLiant-Familie beschränkt. Damit können nun auch Mission-Critical-Anwendungsumgebungen in die Automatisierungs- und Orchestrierungsfunktionen von Insight Software eingebunden werden.


Zudem lässt sich die Insight Software mit HPs Server Automation erweiteren. HP Server Automation erlaubt neben einer breiten Palette von Betriebssystemen auch das automatisierte Ausrollen von Applikationen, auch in heterogenen Umgebungen. Bisher liess sich mit HP Insight Software die Installation von Betriebssystemen in ProLiant-Umgebungen automatisieren, zum Teil auch die Installation von Applikationen. Die Integration von HP Server Automation erweitert das HP Infrastructure Operating Environment somit auf heterogene Umgebungen, und es erlaubt ein vollständig automatisiertes Applikations-Deployment.



Virtuelles Disaster Recovery

Das Modul Insight Recovery ist mit der Version 6.0 Bestandteil der Insight-Dynamics-Software und erlaubt erstmals die Wiederherstellung von physischen auf virtuellen Maschinen. Im Recovery-Rechenzentrum muss also nicht mehr eine identische redundante Infrastruktur vorgehalten werden. Das sorgt für beträchtliche Flexibilität und erlaubt Kosteneinsparungen. Neu ist ausserdem, dass die Wiederherstellung nicht nur innerhalb Metropol-Entfernungen, sondern auch über Kontinente hinweg möglich ist.


Durch die Integration von HP Insight Control (für ProLiant-Server) mit Microsoft System Center (für Hyper-V) und VMware vCenter (für vSphere) können nun physische und virtuelle Server aus einer einzigen Management-Konsole heraus verwaltet werden. Je nach Schwerpunkt des Adminstrators kann dieser entweder aus der Insight-Control-Konsole auf die Daten und Werkzeuge von System Center und vCenter zugreifen oder er wählt den umgekehrten Weg und steuert aus Systems Center und vCenter seine in Insight Control verwalteten physischen Server.



Virtueller I/O: FlexFabric

Die HP FlexFabric überwindet die Beschränkungen von hierarchischen Netzwerk-Strukturen und separatem Netzwerk-Management, indem sie bei Bedarf tausende von Servern und Speicherlösungen in einem virtualisierten, hochperformanten Netzwerk zusammenschliesst und orchestriert. Einmal verkabelt, verknüpft sie Rechner-, Netzwerk- und Speicher-Ressourcen, sodass sie flexibel dort eingesetzt werden können, wo sie aktuell benötigt werden. Damit können Unternehmen erst das Potential der Virtualisierung voll ausschöpfen und ihrer IT die Elastizität geben, die in einer von Unsicherheit geprägten Wirtschaft erforderlich ist.


FlexFabric verbindet die Technologie, Management-Werkzeuge und Partner-Ökosysteme von HP ProCurve und HP Virtual Connect (VC). So stellte HP vor Kurzem die HP-ProCurve-Switche der Serie 6120 mit Blade-Formfaktor vor. Schritt für Schritt werden zudem die ProCurve-Management-Werkzeuge in die Insight-Software-Familie integriert.

HP Virtual Connect erlaubt die Bildung von flexibel einsetzbaren Ressourcen-Pools im Rechenzentrum. Sie ermöglicht die Virtualisierung auf LAN-Ebene/Ethernet und auf SAN-Ebene/FibreChannel. Virtual Connect bündelt Pools von MAC- und WWN-Adressen und macht sie dem Backend über eine einzige Verbindung zugänglich.


HP Virtual Connect (VC) unterstützt jetzt auch HPs Integrity-Bladeserver. Die neue Version 6.0 des Virtual Connect Enterprise Manager erhöht die Skalierbarkeit der VC-Technologie. Jetzt können bis zu 1000 Enclosures und bis zu 16 000 physische und virtuelle Server über eine VC-Anbindung zu einem Ressourcen-Pool gebündelt werden.


Virtual Resource Pools

Die Architektur von HP Converged Infrastructure sieht den Aufbau eines Shared-Services-Modells mit HP Virtual Resource Pool vor. Das sind virtualisierte Bündel von gemeinsam genutzten Server-, Speicher- und Netzwerk-Kapazitäten, die quasi auf Abruf allokiert werden können, um Applikationsanforderungen zu bedienen. Indem einzelne Systeme geteilt oder aggregiert werden, um einen einheitlichen Ressourcen-Pool zu bilden, steigt die Skalierbarkeit und Auslastung des Gesamtsystems. HP Converged Infrastructure erfordert also eine Ende-zu-Ende-Virtualisierung der IT-Ressourcen und ihre Vereinigung über ein gemeinsames Management-System


Die drei folgenden Speicher-Neuheiten von HP unterstützen das virtualisierte Ressourcenpooling:


Das X9000 Network Storage System ist das erste HP-Produkt aus der IBRIX-Übernahme im Sommer 2009 und verfügt über eine Datenspeicherkapazität von 16 Petabytes innerhalb eines „Single Namespace“ und bis zu über 1000 Clusterknoten. Gespeicherte Dateien können virtualisiert und effizient verwaltet werden, um schnell auf Geschäftsanforderungen reagieren zu können. Zielbranchen sind der Finanzsektor, die Kommunikations-, Medien- und Unterhaltungsindustrie sowie das Gesundheitswesen und Life Science. Verfügbar ist die Lösung in zwei Ausprägungen: mit SAS-Drives für Performance-Konfigurationen und mit SATA-Drives für Kapazitäts-Konfigurationen.


Die neue Version 3.0 der Speichervirtualisierungslösung SAN Virtualization Services Platform (SVSP) bündelt freie Kapazitäten aus den angeschlossenen Disk-Array-Systemen, auch von unterschiedlichen Herstellern, und stellt sie als neue LUN (Logical Unit Number) wieder zu Verfügung. Mit der neuen SVSP Command View Version kann direkt das HP StorageWorks Enterprise Virtual Array (EVA) konfiguriert und LUNs bereit gestellt werden.


Durch die Kombination mehrerer SANs kann die Kapazitäts-Ausnutzung mit SVSP sogar um bis zu 300 Prozent gesteigert werden. Die Online-Datenmigration erfolgt direkt über das SAN und ist auch zwischen zwei Speichersystemen unterschiedlicher Bauart oder von verschiedenen Herstellern möglich.


Durch eine transparente Ausfallsicherung lässt sich mit SVSP 3.0 die Verfügbarkeit der Speicherinfrastruktur wesentlich erhöhen. Der Ausfall eines Speichersystems beeinflusst somit nicht die virtuelle Serverumgebung. Zu Wartungszwecken können die Speichersysteme aus dem Verbund genommen werden, um ausserhalb des normalen Betriebes Upgrades oder Wartungsarbeiten durchzuführen. Dabei können auch Desaster-Recovery-Tests mit Echtdaten durchgeführt werden, ohne den laufenden Betrieb zu stören.

Mit der Cluster Extension EVA Software, die mit Microsoft Hyper-V Live Migration integriert ist, können nun auch Microsoft-Hyper-V-Kunden ihre Daten in virtuellen Server- und Speicherumgebungen schützen. Bei einer gleichzeitigen, effizienten Disaster Recovery können Applikationen und Speicher innerhalb des Rechenzentrums zudem dynamisch verwaltet und zugeordnet werden.


Data Center Smart Grid

Das HP Data Center Smart Grid umfasst Hardware, Software und Dienstleistungen zum Aufbau eines intelligenten Energie-Managements für das gesamte Rechenzentrum – IT und Gebäudeinfrastruktur. Es sammelt und überwacht bei Bedarf tausende von Energie- und Termperaturmetriken in Echtzeit. Damit können Kunden kurzfristige Probleme beheben und eine langfristige Optimierung ihres Energieverbrauchs erzielen. Basierend auf sehr genauen Messgeräten erstellt das Smart Grid detaillierte Reports über den Energieverbrauch – und versetzt die IT-Abteilung somit beispielsweise in die Lage, Energiekosten in Abhängigkeit vom Nutzungsgrad einer Anwendung in Rechnung zu stellen. Zudem können sich Unternehmen mit Industrie-Benchmarks vergleichen und gezielt auf eine Verbesserung hinarbeiten. Veränderungen zur Optimierung der Energie-Effizienz werden entweder manuell oder automatisch – auf der Grundlage zuvor definierter Regeln – durchgeführt.


Grundlage von HP Data Center Smart Grid ist die Technologie HP Thermal Logic mit Insight Software als Management-Werkzeug, erweitert um Lösungen wie HP Environmental Edge, das Messgrössen im Rechenzentrum aufzeichnet, in Echtzeit grafisch darstellt und analysiert.


Mit HP Environmental Edge konnten Kunden bisher Temperatur, Luftdruck und Luftfeuchtigkeit im Rechenzentrum messen, auswerten und visualisieren. Die neue Version 5.1 ist nun auch in der Lage, über spezielle Messgeräte den Stromverbrauch aller IT- und Gebäude-Komponenten zu erfassen. Zudem überwacht die neue Version beispielsweise die Wasserkühlung und die Position von Rack-Türen. Environmental Edge erlaubt damit erstmals eine ganzheitliche Analyse des Energieverbrauchs im Rechenzentrum, sowohl in Echtzeit als auch historisch (grafische Playback-Funktion, Tendenzanalysen). Auf dieser Grundlage ermittelt Environmental Edge beispielsweise Kennzahlen wie Power Utilization Efficiency (PUE), also der Quotient aus dem Gesamtenergieverbrauch des Rechenzentrums insgesamt und dem Energieverbrauch der IT. Durchschnittliche Rechenzentren haben typischerweise einen PUE-Wert von 2 – für jedes Watt, das in die eigentlichen IT-Systeme hineingeht, verbrauchen sie also zwei Watt für die Gesamtumgebung. HP Environmental Edge liefert die Datengrundlage, um diesen Wert zu verbessern und damit Kosten und CO2-Ausstoss zu senken. Als Optimum gilt ein PUE-Wert von 1,2. HPs „Rechenzentrum im Container“, das Performanced Optimized Datacenter, erreicht beispielsweise einen PUE-Wert von 1,25.


Die Software Data Center Power Control, mit der Version 6.0 ist ein Bestandteil von Insight Control und sichert geschäftskritische Applikationen im Fall von Energie-Engpässen. Anwender können Regeln und Prioritäten definieren, die automatisch umgesetzt werden, wenn der Strom knapp wird oder ganz auszufallen droht. So lässt sich beispielsweise festlegen, dass Server mit niedriger Priorität als erste heruntergefahren werden und die Energiezufuhr der geschäftskritischen Systeme schrittweise mittels Power Capping gedrosselt wird. Data Center Power Control sichert damit eine kontrollierte Reaktion auf unerwartete Stromengpässe. Daten können rechtzeitig gesichert werden, sodass die Wiederherstellungszeit minimiert wird.


Unterstützung für Converged Infrastructure

Partner entwickeln so genannte Templates für die BladeSystem Matrix. Es handelt sich dabei um automatisierbare Vorlagen, vordefinierte Konfigurationen von Server-, Netzwerk- und Speicherressourcen, die auf Best Practices beruhen. Damit kann die Infrastruktur für eine bestimmte Applikation mit definierten Service Levels innerhalb von Minuten eingerichtet und bereitgestellt werden. Kunden können vorgefertigte Templates übernehmen und anpassen oder über eine intuitiv bedienbare grafische Benutzeroberfläche eigene Templates entwickeln.


Die HP BladeSystem Matrix Template Community bietet Anwendern und Software-Herstellern eine Plattform, wo Templates veröffentlicht und ausgetauscht werden können.


Matrix-Templates sind Stand heute verfügbar für die folgenden Anwendungen: Microsoft Exchange Server 2007, Microsoft SharePoint Server 2007, Microsoft SQL Server 2008, Oracle Database 11g, Oracle Real Application Clusters, Oracle PeopleSoft, SAP NetWeaver. Weitere Matrix-Templates sind für Anfang 2010 geplant. Dazu gehören Applikationen von Citrix, F5, McAfee, MicroStrategy, Novell, Red Hat, SAS, Siemens PLM Software, SunGard, TIBCO Software und VMware.


Zudem integriert HP die BladeSystem Matrix in ihre Partner Technology Access Centers (PTAC) und entwickelt neue Integrations-Test-Services, um Software-Partner dabei zu unterstützen, ihre Lösungen für eine Converged Infrastructure zu testen und zu optimieren.



Neue Consulting-Dienstleistungen

Neue Consulting-Dienstleistungen für Converged Infrastructure umfassen sowohl die komplette Infrastruktur-Architektur als auch die Organisation und die Prozesse, die erforderlich sind, um den vollen Nutzen aus einer konvergenten Infrastruktur zu ziehen. Grundlage dafür sind Erfahrungen aus tausenden von Projekten in den Bereichen Shared Services, Cloud Computing und Data Center Transformation. Die vordefinierten Services helfen Kunden beim Übergang von einer heterogenen in eine hochflexible konvergente Infrastruktur. Dabei unterstützt HP sowohl den strategischen Top-Down-Ansatz als auch einen inkrementellen Weg in kleinen Schritten.


Die HP Converged Infrastructure Consulting Services werden weltweit ab Ende Januar 2010 verfügbar sein.




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